Es ist vollbracht – und doch dauert es noch. Vulcan Energy Resources hat im November 2024 Geschichte geschrieben: Als erstes Unternehmen produziert der australisch-deutsche Lithium-Pionier vollständig in Europa hergestelltes Lithiumhydroxid. Die Anlage läuft, die Bundesregierung pumpt 100 Millionen Euro in das Projekt, namhafte Autobauer stehen Schlange. Doch dann die Ernüchterung: Die kommerzielle Produktion verschiebt sich um zwei Jahre – auf 2027. Was bedeutet das für Investoren?

Historischer Meilenstein in Frankfurt

Am 8. November 2024 startete Vulcan Energy die Produktion von Lithiumhydroxid in seiner CLEOP-Anlage im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main. Damit gelingt erstmals die vollständig integrierte heimische Herstellung dieses kritischen Batterie-Rohstoffs auf europäischem Boden – von der Gewinnung bis zur Endverarbeitung.

Die Anlage soll nun batteriefähiges Material für die Qualifizierungsprozesse bei den bereits unter Vertrag stehenden Abnehmern liefern. Dazu zählen Schwergewichte wie:

  • Stellantis (Mutterkonzern von Peugeot, Fiat, Opel)
  • Renault
  • LG Energy Solution
  • Umicore

CEO Cris Moreno betonte die strategische Bedeutung: „Die erste Lithiumhydroxid-Produktion ist ein wichtiger Meilenstein für Vulcan, da wir Europas erste vollständig heimische Lithiumproduktion durch die Integration unserer vorgelagerten Produktion und nachgelagerten Konversionsanlagen demonstrieren."

100 Millionen Euro vom Bund – aber zeitversetzt

Nur vier Tage nach dem Produktionsstart folgte die nächste gute Nachricht: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bewilligte 100 Millionen Euro für Vulcans Geothermie-Projekt „HEAT4LANDAU". Die Mittel fließen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW).

Konkret werden 22 Millionen Euro 2026 ausgezahlt, weitere 78 Millionen folgen 2027. Das Geld finanziert Infrastruktur für 255 Megawatt erneuerbare Geothermie-Wärme, die über das Fernwärmenetz der EnergieSüdwest AG verteilt wird. Das Projekt umfasst insgesamt 24 Bohrlöcher an fünf Standorten und verbindet die Geothermie-Anlagen in Landau und Insheim.

Diese doppelte Integration – Lithiumgewinnung aus Sole plus Wärmeerzeugung – macht Vulcan einzigartig. Doch genau diese Komplexität kostet Zeit.

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Die Kehrseite: Verzögerung bis 2027

Trotz aller technischen Erfolge verschiebt sich der Start der industriellen Großproduktion um zwei Jahre auf 2027. Der Grund: Die Finanzierung braucht länger als gedacht.

Christian Freitag, bei Vulcan für das Supply-Chain-Management zuständig, räumte gegenüber Reuters ein: „Der Finanzierungsprozess hat länger gedauert als erwartet." Der Kapitalbedarf ist gewaltig: 1,9 Milliarden Euro – inklusive Finanzierungskosten.

Die Finanzierungsstruktur:
- Über 600 Millionen Euro sollen von Investoren kommen
- 1,3 Milliarden Euro über Bankkredite
- Die Europäische Investitionsbank könnte bis zu 500 Millionen Euro beisteuern

BNP Paribas führt das Konsortium an, zu dem auch die Exportkreditagenturen aus Australien, Frankreich, Italien und Kanada sowie Großbanken wie ING, UniCredit, ABN-AMRO und Natixis gehören. Der Abschluss der Finanzierung wird für das erste Quartal 2025 erwartet – erst dann beginnt der kommerzielle Bau.

Strategische Stärke trotz Zeitverlust

Vulcans Phase-1-Projekt „Lionheart" zielt auf eine Jahresproduktion von rund 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid ab – genug für etwa 500.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr. Für die ersten zehn Produktionsjahre sind die Abnahmeverträge bereits gesichert, neben den genannten Partnern auch mit Volkswagen.

Der integrierte Prozess kombiniert die direkte Lithium-Extraktion aus Thermalwasser mit der Umwandlung mittels erneuerbarer Energie. Das Ergebnis: eine der weltweit kostengünstigsten Lithium-Lieferketten. Im Oktober 2024 bewertete S&P Global Ratings die Produktionsmethode mit „Dark Green" – der höchsten jemals an ein Metall- und Bergbauunternehmen vergebenen Nachhaltigkeitsstufe.

Zudem schmiedete Vulcan im November strategische Partnerschaften: Am 21. November wurde eine Kooperation mit BASF zur Nutzung von Geothermie für industrielle Grundlast bekannt gegeben, am 27. November folgten neue Vorstandsernennungen.

Fazit: Technisch führend, finanziell verzögert

Vulcan Energy hat bewiesen, dass die europäische Lithiumproduktion aus Geothermie funktioniert – ein Alleinstellungsmerkmal mit enormem strategischen Wert für die Unabhängigkeit der europäischen Batterie- und Autoindustrie. Die Technologie steht, die Partner sind an Bord, die Bundesregierung unterstützt.

Die Verschiebung auf 2027 ist dennoch ein Dämpfer. Sie zeigt die Herausforderungen beim Aufbau einer völlig neuen Industrieinfrastruktur und der Beschaffung von fast zwei Milliarden Euro Kapital. Für Anleger bedeutet das: längere Wartezeit bis zu den ersten nennenswerten Umsätzen, aber auch die Chance, in einen potenziellen europäischen Champion der Elektromobilität zu investieren – bevor die Großproduktion läuft.

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