Tesla, Oracle & Rivian: Drei Wege durch die KI-Infrastruktur-Krise
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal verraten nicht die Gewinner, sondern die Verlierer die wahre Marktlage. Während Asiens Börsen heute Morgen tiefrote Vorzeichen zeigten – Tokios Nikkei verlor 1,3 Prozent, Seoul sogar 1,8 Prozent – wurde klar: Die Zweifel an der KI-Revolution haben die Pazifikregion erreicht. Auslöser war ausgerechnet ein Dementi. Oracle versicherte zwar, dass die Rechenzentren für OpenAI planmäßig fertig werden. Doch die bloße Tatsache, dass Bloomberg überhaupt über Verzögerungen spekulieren musste, reichte aus, um Technologiewerte weltweit unter Druck zu setzen. Heute schauen wir auf drei Unternehmen, die exemplarisch zeigen, wie unterschiedlich die Branche mit den wachsenden Infrastruktur-Sorgen umgeht.
Oracle dementiert – aber die Nervosität bleibt
Die Meldung kam am Freitag wie ein Blitz: Bloomberg berichtete, Oracle müsse die Fertigstellung mehrerer Rechenzentren für OpenAI um ein Jahr von 2027 auf 2028 verschieben. Engpässe bei Arbeitskräften und Material seien der Grund. Noch am selben Tag konterte Oracle vehement: "Es gab keinerlei Verzögerungen an den Standorten, die zur Erfüllung unserer vertraglichen Verpflichtungen erforderlich sind, und alle Meilensteine liegen weiterhin im Zeitplan", so ein Unternehmenssprecher gegenüber Reuters.
Doch die Aktie erholte sich kaum. Sie schloss am Freitag 4,5 Prozent tiefer bei 190 US-Dollar und notierte vorbörslich am Montag nahezu unverändert. Der Schaden war angerichtet. Denn die Episode offenbarte ein fundamentales Problem: Die physische Infrastruktur für KI-Anwendungen ist längst zum Flaschenhals geworden. Bob O'Donnell von TECHnalysis Research brachte es auf den Punkt: "Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit, Rechenzentren aufgrund von Bauverzögerungen, der Verfügbarkeit von Strom und anderer praktischer Faktoren zu errichten, werden zu einem viel größeren Faktor als die erwarteten Anforderungen an KI-Fähigkeiten."
Die Partnerschaft zwischen Oracle und OpenAI gilt als eine der größten Vereinbarungen im Bereich der KI-Infrastruktur weltweit. Oracle stellt die notwendige Rechenkapazität für OpenAIs KI-Modelle bereit – eine Schlüsselposition in der Cloud- und KI-Industrie. Dass selbst hier Zweifel aufkommen, zeigt: Die Märkte reagieren zunehmend sensibel auf jedes Signal, das die Realisierbarkeit der massiven KI-Investitionen infrage stellt.
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Tesla-Aufsichtsrat: Milliarden verdient – zu viel verdient?
Während Oracle um Glaubwürdigkeit kämpft, steht Tesla vor einem ganz anderen Problem: Der Aufsichtsrat hat sich offenbar zu gut bedient. Laut einer exklusiven Reuters-Analyse hat das Gremium seit 2004 mehr als 3 Milliarden US-Dollar durch Aktienoptionen verdient – ein Vielfaches dessen, was Direktoren bei vergleichbaren Tech-Giganten erhielten.
Elon Musks Bruder Kimbal brachte es auf knapp 1 Milliarde US-Dollar, Direktor Ira Ehrenpreis auf 869 Millionen, Aufsichtsratschefin Robyn Denholm auf 650 Millionen. Zwischen 2018 und 2020 kassierte ein durchschnittlicher Tesla-Direktor etwa 12 Millionen US-Dollar – achtmal so viel wie bei Alphabet, dem nächsthöchsten unter den "Magnificent Seven". Selbst nach der Aussetzung der Direktorenvergütung ab 2021 lag die durchschnittliche Kompensation über sieben Jahre hinweg noch zweieinhalb Mal höher als bei Meta.
Das Besondere: Tesla zahlte nicht in Aktien, sondern in Optionen – eine seltene Praxis, die von Governance-Experten kritisiert wird, weil sie das Aufwärtspotenzial maximiert, aber kein Abwärtsrisiko birgt. "Tesla-Direktoren sind lächerlich überbezahlt", urteilt Douglas Chia von Soundboard Governance. "Sind Sie tatsächlich motiviert, einen besseren Job zu machen, wenn Sie so viel verdienen? Wahrscheinlich nicht."
Vier Governance-Spezialisten, die Reuters' Analyse prüften, sehen die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats gefährdet. Die exorbitante Vergütung und persönliche Verbindungen zu Musk hätten die Verhandlungen über dessen eigenes Gehaltspaket kompromittiert. Ein Gericht in Delaware hatte Musks 132 Milliarden US-Dollar schweres Aktienpaket von 2018 bereits für ungültig erklärt – mit Verweis auf eben diese Interessenkonflikte. Tesla hat Berufung eingelegt und im September ein Ersatzpaket im Wert von mindestens 42 Milliarden US-Dollar vorgeschlagen. Sollte auch dieses scheitern, steht ein weiteres Paket im Raum, das Musk über das nächste Jahrzehnt bis zu 1 Billion US-Dollar einbringen könnte.
Die Aktie reagierte bislang kaum auf die Enthüllungen – sie notiert weiterhin auf hohem Niveau. Doch die Frage bleibt: Wenn der Aufsichtsrat derart vom Erfolg profitiert, kann er dann noch kritisch überwachen?
Rivian setzt auf Lidar – und zahlt dafür einen Preis
Während Tesla weiter auf seine "Vision Only"-Strategie setzt – ausschließlich Kameras, kein Lidar –, geht Rivian den entgegengesetzten Weg. Das Elektroauto-Startup präsentierte vergangene Woche auf seinem ersten Autonomy & AI Day eine Autonomie-Plattform, die elf Kameras, fünf Radar-Sensoren und einen Lidar-Sensor kombiniert. Dazu kommt ein selbst entwickelter 5-nm-Chip (Rivian Autonomy Processor, RAP1) mit 1.600 TOPS Rechenleistung.
CEO RJ Scaringe skizzierte einen ambitionierten Fahrplan: Ab Anfang 2026 soll freihändiges Fahren auf über 3,5 Millionen Meilen nordamerikanischer Straßen möglich sein. Danach folgen Point-to-Point-Navigation, Eyes-Off-Funktionen und schließlich – "deutlich vor Ende des Jahrzehnts" – vollständige Level-4-Autonomie, bei der das Auto ohne Insassen Erledigungen fahren kann. Die Funktionen werden über ein Abo für 49,99 US-Dollar monatlich oder als einmaliges Upgrade für 2.500 US-Dollar angeboten.
Doch die Anleger zeigten sich skeptisch. Die Aktie fiel am Tag der Präsentation um 6,1 Prozent auf 16,43 US-Dollar. Analysten führen die Zurückhaltung auf die hohen Entwicklungskosten zurück. Rivian schreibt weiterhin Verluste und wird bis 2029 voraussichtlich erheblichen Cash-Bedarf haben. Evercore ISI bekräftigte zwar sein "Outperform"-Rating und lobte die Technologie als "headed in the right direction", doch die Entscheidung für einen eigenen Chip und Lidar bedeutet massive Vorabinvestitionen – in einem Markt, der zunehmend nach Profitabilität verlangt.
Die Analysten sind gespalten. Needham-Analyst Chris Pierce erhöhte das Kursziel von 14 auf 23 US-Dollar und bekräftigte "Buy". Morgan Stanley hingegen hält an "Sell" mit einem Kursziel von 12 US-Dollar fest. Goldman Sachs und RBC Capital bleiben bei "Hold". Die zentrale Frage: Kann Rivian die Technologie schnell genug monetarisieren, bevor das Geld ausgeht? Immerhin erhielt das Unternehmen kürzlich eine Milliarden-Investition von Volkswagen, die Zugang zur Elektronik-Architektur sichert.
Was die Woche bringt
Die kommenden Tage werden zeigen, ob sich die Tech-Nervosität fortsetzt oder ob Schnäppchenjäger einsteigen. Am Dienstag steht der US-Arbeitsmarktbericht für November an – nach der 43-tägigen Regierungsschließung wird er erstmals wieder vollständige Daten liefern. Ökonomen erwarten nur 35.000 neue Stellen, was die Fed-Zinspolitik beeinflussen könnte. Am Donnerstag folgt der US-Verbraucherpreisindex für November. Und in der Nacht auf Donnerstag berichtet Micron Technology – ein weiterer Test dafür, ob die KI-Chip-Nachfrage wirklich so robust ist, wie die Branche behauptet.
Eines ist klar: Die Märkte befinden sich in einer Phase, in der nicht mehr jede KI-Story automatisch gefeiert wird. Oracle musste dementieren, Tesla kämpft mit Governance-Fragen, Rivian zahlt den Preis für technologische Ambition. Die Infrastruktur-Realität holt die Bewertungs-Fantasie ein.
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Andreas Sommer
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