Siemens-Energy- vs. Nordex-Aktie: David fordert Goliath heraus

Im dynamischen Umfeld der Energiewende stehen zwei deutsche Unternehmen im Fokus der Anleger: Siemens Energy, ein globaler Energietechnik-Gigant, und Nordex, ein hochspezialisierter Hersteller von Onshore-Windturbinen. Während beide Konzerne vom Megatrend der Dekarbonisierung profitieren, könnte ihre Ausgangslage unterschiedlicher nicht sein. Der Vergleich zeigt, wo die jeweiligen Stärken, Schwächen und Chancen für Investoren liegen.
Ein ungleiches Duell der Marktkapitalisierung
Die Kräfteverhältnisse am Aktienmarkt sind klar verteilt. Siemens Energy bringt eine beeindruckende Marktkapitalisierung von rund 75,18 Milliarden Euro auf die Waage. Demgegenüber steht Nordex mit einem Börsenwert von circa 5,06 Milliarden Euro.
Damit ist Siemens Energy rund 15-mal so groß wie sein Herausforderer. Diese massive Diskrepanz spiegelt die grundlegend verschiedenen Geschäftsmodelle wider.
Siemens Energy agiert als breit diversifizierter Energietechnik-Konzern, dessen Portfolio nahezu die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt – von der konventionellen Stromerzeugung und -übertragung bis hin zu erneuerbaren Energien durch die vollständige Integration der Windkrafttochter Siemens Gamesa. Nordex hingegen konzentriert sich als "Pure-Play"-Unternehmen ausschließlich auf die Entwicklung, die Produktion und den Service von Windenergieanlagen für den Einsatz an Land.
Stärken des Marktführers Siemens Energy
Die immense Größe von Siemens Energy ist zugleich die größte Stärke des Konzerns. Die breite Diversifizierung über Geschäftsfelder wie Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry sorgt für eine robuste Geschäftsentwicklung. Das reduziert die Abhängigkeit von einzelnen Marktzyklen erheblich.
Der entscheidende Vorteil manifestiert sich im Auftragsbestand. Dieser erreichte im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2025 einen historischen Rekordwert von 136 Milliarden Euro. Beeindruckend!
Eine starke Book-to-Bill-Ratio von zuletzt 1,70 untermauert die enorme Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens. Insbesondere der Geschäftsbereich Grid Technologies, der sich mit der Energieübertragung befasst, erweist sich als starker Wachstumstreiber. Diese Skalenvorteile, gepaart mit einer globalen Präsenz, verleihen Siemens Energy eine Preissetzungsmacht, von der spezialisierte Wettbewerber nur träumen können.
Angriffspunkte des Herausforderers Nordex
Nordex begegnet der schieren Größe von Siemens Energy mit Agilität und einem klaren Fokus. Als Spezialist für Onshore-Windturbinen hat sich das Unternehmen eine führende technologische Position erarbeitet.
Die Delta4000-Plattform ist ein echter Verkaufsschlager. Sie zielt darauf ab, die Stromgestehungskosten signifikant zu senken – ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. Seit der Einführung 2017 wurden bereits Anlagen dieser Plattform mit einer Gesamtleistung von über 40 Gigawatt verkauft. Das ist durchaus beachtlich für den kleineren Konkurrenten.
Der Erfolg dieser Strategie spiegelt sich ebenfalls in den Auftragsbüchern wider. Der Auftragsbestand von Nordex erhöhte sich bis März 2025 auf 13,5 Milliarden Euro. Das Servicegeschäft macht dabei einen wichtigen und margenstarken Anteil aus. Mit einem Anstieg des gesamten Auftragseingangs um 20 Prozent auf einen Rekordwert von 7,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2024 beweist Nordex, dass es in seiner Nische höchst erfolgreich agieren kann.
Wendepunkt bei Margen und Profitabilität?
Für Siemens Energy ist die Profitabilität eine komplexe Gleichung. Während die traditionellen Geschäftsbereiche stark performen, belasteten in der Vergangenheit Qualitätsprobleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa das Ergebnis.
Doch die jüngsten Quartalsberichte zeigen eine deutliche operative Verbesserung. Die bereinigte EBITA-Marge vor Sondereffekten erreichte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 starke 9,1 Prozent. Daraufhin wurde die Prognose für das Gesamtjahr auf eine Marge zwischen 4 und 6 Prozent angehoben.
Nordex arbeitet sich ebenfalls schrittweise in höhere Profitabilitätszonen vor. Nach einer Phase des Kostendrucks verbessert sich die EBITDA-Marge kontinuierlich und erreichte im ersten Quartal 2025 bereits 5,5 Prozent. Das Unternehmen rechnet für 2025 mit einer EBITDA-Marge zwischen 5,0 und 7,0 Prozent.
Ein direkter Vergleich zeigt: Siemens Energy weist derzeit aufgrund der diversifizierten Geschäftsbereiche die höhere Profitabilität auf Konzernebene aus. Nordex macht jedoch deutliche Fortschritte bei der Steigerung der eigenen Rentabilität im fokussierten Windgeschäft.
Wer hat die besseren Karten für die Zukunft?
Für die Zukunft kristallisieren sich klare Szenarien heraus. Siemens Energy ist der Fels in der Brandung des Energiesektors. Das Investment-Szenario basiert auf Stabilität, kontinuierlichem Wachstum durch den riesigen Auftragsbestand und einer schrittweisen Verbesserung der Profitabilität bei Siemens Gamesa.
Das Risiko liegt in der Komplexität des Großkonzerns. Mögliche externe Schocks könnten das breit gefächerte Geschäft beeinflussen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 90,88 Euro, wobei die Spanne der Schätzungen von 37 Euro bis 160 Euro reicht – eine enorme Bandbreite, die die Unsicherheit widerspiegelt.
Nordex stellt die agilere, aber auch risikoreichere Investment-Alternative dar. Das Szenario hier ist eine klassische Wachstums- und Turnaround-Story. Gelingt es dem Unternehmen, die Profitabilität weiter zu steigern und von der hohen Nachfrage nach seinen spezialisierten Onshore-Anlagen zu profitieren, besteht erhebliches Kurspotenzial.
Die Abhängigkeit vom Onshore-Windmarkt birgt jedoch auch höhere Risiken. Regulatorische Änderungen oder verschärfter Wettbewerb könnten schnell auf die Geschäftsentwicklung durchschlagen. Das mittlere Kursziel liegt bei rund 22,98 Euro.
Fazit: Eine Frage des Anlegerprofils
Die Wahl zwischen Siemens Energy und Nordex hängt stark vom individuellen Anlegerprofil ab. Wer einen stabilen, breit aufgestellten Marktführer mit einem beispiellosen Auftragspolster sucht, wird bei Siemens Energy fündig. Die schiere Größe und Diversifizierung bieten Sicherheit in unsicheren Zeiten.
Wer hingegen an die Erfolgsgeschichte eines fokussierten Spezialisten mit hohem Wachstumspotenzial und steigenden Margen glaubt, für den könnte die Nordex-Aktie die spannendere Wahl sein. Die Agilität und der klare Fokus auf Onshore-Wind könnten sich in einem wachsenden Markt als entscheidender Vorteil erweisen.
Letztendlich zeigt dieser David-gegen-Goliath-Vergleich: Beide Unternehmen haben ihre Berechtigung im Portfolio von Energiewende-Investoren. Die Frage ist nur, ob man auf den sicheren Riesen oder den wendigen Herausforderer setzen möchte.
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