Siemens Energy Aktie: Strategischer Druck
Evercore ISI mit Kursziel 200 Euro, ein aktivistischer US-Investor mit der Forderung nach einer Zerschlagung und ein technologischer Vorstoß im Netzgeschäft: Bei Siemens Energy prallen derzeit unterschiedliche Treiber aufeinander. Im Zentrum steht die Frage, wie viel Wert in den profitablen Sparten steckt – und wie stark das Windgeschäft diese Bewertung noch ausbremst.
Evercore sieht deutliches Aufwärtspotenzial
Die US-Investmentbank Evercore ISI hat die Coverage für Siemens Energy aufgenommen und stuft die Aktie mit „Outperform“ ein. Das Kursziel liegt bei 200 Euro und damit deutlich über dem gestrigen Schlusskurs von 119,85 Euro. Ausgehend vom aktuellen Niveau entspricht das einem theoretischen Potenzial von rund 65 Prozent.
Die Argumentation der Analysten basiert vor allem auf der Bewertung im Vergleich zu GE Vernova. Siemens Energy wird trotz der starken Kursentwicklung als unterbewertet eingeordnet. Grundlage sind unter anderem:
- Forward-KGV für das kommende Geschäftsjahr im Bereich von 32 bis 34
- Erwartete Ergebnisverbesserung durch den laufenden Turnaround im Windgeschäft
- Höhere Wertschätzung der margenstarken Bereiche Gas Services und Grid Technologies
Damit verleiht Evercore der bereits dynamischen Kursentwicklung einen neuen Referenzpunkt. Auf Sicht der vergangenen zwölf Monate legte die Aktie um gut 135 Prozent zu und notiert nur etwa 4 Prozent unter ihrem 52‑Wochen‑Hoch von 124,50 Euro.
Aktivist fordert Abspaltung des Windgeschäfts
Parallel zu den optimistischen Kurszielen nimmt der Druck auf die strategische Ausrichtung zu. Der US-Hedgefonds Ananym Capital fordert laut Marktberichten eine Abspaltung des Windkraftgeschäfts (ehemals Siemens Gamesa).
Aus Sicht des Investors:
- belastet die Windsparte weiterhin die Bilanz,
- verwässert sie die Bewertung der profitablen Segmente,
- führt der Mischkonzern-Charakter zu einem „Konglomeratsabschlag“.
Im Fokus stehen vor allem Gas Services und Grid Technologies, die deutlich höhere Margen erzielen und von stabileren Geschäftsmodellen profitieren. Eine Trennung vom Windbereich soll den versteckten Wert dieser Sparten sichtbarer machen und den Unternehmenswert aus Investorensicht unmittelbar erhöhen.
Die Diskussion trifft auf einen Markt, der die Aktie nach dem Turnaround bereits stark nach oben geführt hat, zugleich aber die Risiken im Windgeschäft noch nicht vollständig aus dem Blick verloren hat.
Netztechnik als Wachstumstreiber
Auf operativer Ebene versucht Siemens Energy, seine Stärken im Netzbereich weiter zu untermauern. Gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat das Unternehmen die Testphase für den weltweit ersten „E‑STATCOM Superkondensator“ gestartet.
Ziel der Technologie ist es, die Netzstabilität bei stark schwankender Einspeisung durch erneuerbare Energien zu sichern. Für den Geschäftsbereich Grid Technologies ist dies mehr als nur ein Einzelprojekt:
- Technologischer Vorsprung im Hochspannungs- und Netzstabilisierungsbereich
- Potenzial für margenstarke Lösungen im Zuge des globalen Netzausbaus
- Stärkung der Rolle als Schlüsselanbieter für Energiewende-Infrastruktur
Damit stützt der Konzern die These, dass insbesondere die Netztechnik langfristig ein zentraler Werttreiber bleiben kann – unabhängig von den Schwankungen im Windgeschäft.
Kapitalrückführung und Kursbild
Neben der strategischen Debatte setzt Siemens Energy derzeit auch finanzielle Signale. Das Unternehmen hat ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm angekündigt und die Rückkehr zur Dividende in Aussicht gestellt.
Konkret geplant sind:
- Aktienrückkaufvolumen von bis zu 6 Milliarden Euro bis 2028
- Erstmalige Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2025
Beides stärkt das Bild eines Konzerns, der nach der Restrukturierungsphase wieder verlässliche Cashflows an die Anteilseigner zurückgeben will.
Charttechnisch hat sich im Bereich von 119 bis 120 Euro eine Unterstützungszone herausgebildet. Der Kurs liegt rund 9 Prozent über dem 50‑Tage‑Durchschnitt von 109,94 Euro und etwa 31 Prozent über der 200‑Tage‑Linie bei 91,24 Euro – ein klarer Hinweis auf einen etablierten Aufwärtstrend. Gleichzeitig signalisiert der RSI von 85,4 ein überkauftes Niveau, was kurzfristig anfällig für Rücksetzer macht.
Fazit: Hohe Erwartungen, klare Bewährungsprobe
Die Gleichzeitigkeit von aggressiven Kurszielen, aktivistischem Druck und operativen Fortschritten macht Siemens Energy zu einem der spannenderen Titel im DAX. Evercore setzt mit dem Kursziel von 200 Euro einen ehrgeizigen Anker für die optimistische Seite des Marktes, während die Forderung nach einer Abspaltung des Windgeschäfts die strukturellen Schwachstellen schonungslos adressiert.
Kurzfristig dürfte der Kurs zwischen der Unterstützungszone um 120 Euro und dem Rekordbereich knapp darüber stark von Nachrichten zu Wind-Turnaround und möglichen strategischen Schritten abhängen. Mittel- bis langfristig wird entscheidend sein, ob das Management die Profitabilität des Windgeschäfts sichtbar verbessert oder eine klare Strukturentscheidung trifft – erst dann lässt sich das von Evercore skizzierte Bewertungsniveau nachhaltig untermauern.
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