Nach einem Kursfeuerwerk von über 130 Prozent in zwölf Monaten steht Siemens Energy vor einer entscheidenden Wegmarke: der Vorlage der Q1-Zahlen im Februar – und das bei hoher Bewertung, starken Fundamentaldaten und wachsendem Druck auf die Windkraftsparte. Wie stabil ist dieser Höhenflug?

Der Titel bewegt sich mit rund 120,55 Euro nur wenige Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch von 124,50 Euro. Gleichzeitig läuft der Konzern in einer Stillhaltephase, in der keine neuen Unternehmensnachrichten zu erwarten sind – der Blick richtet sich damit umso stärker auf die mittelfristige Strategie und die bestehenden Zahlen.

Quiet Period und Kursbild

Siemens Energy befindet sich seit dem 19. Dezember in der sogenannten Quiet Period vor den Q1-Zahlen, die am 11. Februar 2026 anstehen. In dieser Zeit verzichtet das Management auf neue Prognose-Updates oder größere Ankündigungen. Für den Markt bedeutet das: Die aktuelle Informationsbasis ändert sich bis dahin kaum.

Die Aktie hat sich seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Mit einem Jahresplus von rund 139 Prozent und einem 12-Monats-Zuwachs von 136 Prozent gehört der Wert zu den klaren Gewinnern im DAX. Der Kurs liegt derzeit etwa 3 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch, deutlich über allen wichtigen Durchschnittslinien und rund 30 Prozent über dem 200‑Tage-Durchschnitt – ein klares Zeichen für einen etablierten Aufwärtstrend.

Auffällig ist dabei der sehr hohe Relative-Stärke-Index (RSI) von 85,4. Technisch deutet das auf eine überkaufte Situation hin, die eine Verschnaufpause oder Konsolidierung begünstigen kann, ohne den übergeordneten Trend infrage zu stellen.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

  • Jahresplus (YTD): rund +139 %
  • Aktueller Kurs: 120,55 Euro, nahe 52‑Wochen-Hoch (124,50 Euro)
  • RSI (14 Tage): 85,4 – technisch überkauft
  • Geschäftsjahr 2025: deutlicher Sprung bei Umsatz, Gewinn und Cashflow
  • Auftragsbestand: 138 Milliarden Euro auf Rekordniveau
  • Geplantes Aktienrückkaufprogramm: bis zu 6 Milliarden Euro bis 2028
  • Dividendenvorschlag: 0,70 Euro je Aktie
  • Aktivistischer Investor fordert Überprüfung der Windkraftsparte
  • Mittelfristziele für 2028 klar nach oben angepasst
  • Bewertung: KGV über 70, Marktkapitalisierung nahe 100 Milliarden Euro

Analysten und Bewertung: Hohe Erwartungen eingepreist

Die jüngste Kursrally wird von einer Reihe optimistischer Analystenstudien flankiert. Mehrere große Investmentbanken sehen weiteres Potenzial:

  • JPMorgan: Kursziel 160 Euro, Rating „Overweight“
  • Deutsche Bank: Kursziel 135 Euro, Rating „Buy“
  • Jefferies: Kursziel 134 Euro, Rating „Buy“
  • HSBC: Kursziel 145 Euro, Rating „Buy“
  • Evercore ISI: Kursziel 200 Euro, Rating „Outperform“ (Neuaufnahme)

Im Schnitt liegen die Kursziele um 125 Euro und damit nur leicht über dem aktuellen Niveau. Die Spanne ist jedoch enorm: vom Bärenszenario bei 37 Euro bis zum Evercore-Bull-Case bei 200 Euro. Das signalisiert sehr unterschiedliche Einschätzungen darüber, wie nachhaltig der aktuelle Turnaround und die Profitabilitätsverbesserung sind.

Gleichzeitig ist die Bewertung ambitioniert. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 70 und einer Marktkapitalisierung, die sich der 100‑Milliarden-Euro-Marke nähert, wird dem Unternehmen bereits heute ein Status unter den wertvollsten Industriegruppen Europas zugeschrieben. Viel Optimismus ist also im Kurs enthalten – Enttäuschungen bei künftigen Zahlen hätten entsprechend Gewicht.

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Aktivistischer Druck auf die Windkraft

Für zusätzliche Spannung sorgt der Einstieg des US-Aktivisten Ananym Capital. Der Investor hat eine Beteiligung aufgebaut und fordert, die verlustreiche Windkrafttochter Siemens Gamesa grundlegend zu überprüfen. Diskutiert werden Optionen wie eine Abspaltung oder ein Verkauf.

Das Windgeschäft war in den vergangenen Jahren die Schwachstelle im Konzern. Trotz einer Verbesserung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2025 schreibt die Sparte weiterhin rote Zahlen und belastet die Gesamtbilanz. Ein strategischer Schritt in diesem Bereich könnte erhebliche Auswirkungen auf die Margen und das Risikoprofil von Siemens Energy haben – positiv wie negativ. Die Quiet Period begrenzt hier kurzfristig neue Signale, verändert aber nichts an der grundsätzlichen Brisanz des Themas.

Fundamentaldaten: Turnaround mit Wucht

Operativ hat Siemens Energy im Geschäftsjahr 2025 deutlich aufgeholt. Die Kennzahlen zeigen einen kräftigen Sprung:

  • Auftragseingang: 58,9 Milliarden Euro, +19,4 % (vergleichbar)
  • Umsatz: 39,1 Milliarden Euro, +15,2 % (vergleichbar)
  • Gewinn vor Sondereffekten: 2,36 Milliarden Euro (Vorjahr: 345 Millionen Euro)
  • Free Cashflow vor Steuern: 4,66 Milliarden Euro
  • Auftragsbestand: 138 Milliarden Euro (Rekord)

Der Konzern profitiert von der hohen Nachfrage nach Energieinfrastruktur, Netzausbau und Lösungen für die Energiewende. Besonders der deutlich verbesserte Gewinn und der starke Cashflow unterstreichen, dass die Ergebniswende gelungen ist – trotz der Belastungen aus dem Windgeschäft.

Der Rekord-Auftragsbestand schafft zudem hohe Visibilität für Umsatz und Auslastung in den kommenden Jahren. Darauf baut auch die verschärfte Mittelfrist-Strategie auf.

Kapitalrückflüsse und neue Ziele bis 2028

Mit Blick auf die Aktionäre hat das Management klare Signale gesetzt. Bis Ende des Geschäftsjahres 2028 sollen eigene Aktien im Volumen von bis zu 6 Milliarden Euro zurückgekauft werden. Parallel dazu schlägt der Vorstand für 2025 eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie vor. Beides zusammen deutet auf Vertrauen in die eigene Ertragskraft und Cashflow-Generierung hin.

Auch operativ wurden die mittelfristigen Ziele spürbar nach oben korrigiert:

  • Gewinnmarge vor Sondereffekten 2028: 14–16 % (zuvor 10–12 %)
  • Jährliches Umsatzwachstum bis 2028: niedriger zweistelliger Prozentbereich

Für das laufende Geschäftsjahr 2026 peilt Siemens Energy ein vergleichbares Umsatzwachstum von 11–13 % und eine Marge von 9–11 % an. Damit liegt der Konzern noch ein gutes Stück unter den 2028er-Zielen, gibt aber einen klaren Pfad für eine weitere Margensteigerung vor.

Fazit: Viel Vorschuss, viel zu liefern

Siemens Energy geht mit Rückenwind in die Quiet Period: starke 2025er-Zahlen, hoher Auftragsbestand, ehrgeizig angehobene Mittelfristziele und ein großes Aktienrückkaufprogramm. Gleichzeitig ist die Aktie nach dem starken Lauf hoch bewertet, technisch überkauft und von sehr hohen Erwartungen geprägt – sowohl was die Profitabilität als auch mögliche strukturelle Schritte bei Siemens Gamesa angeht. Maßgeblich wird nun, ob die Q1-Zahlen am 11. Februar 2026 und die weitere Entwicklung im Windgeschäft die aktuell im Kurs eingepreiste Erfolgsgeschichte untermauern können.

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