(neu: Aktienkurs, Analysten)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Technologiekonzern Siemens zeigt sich trotz Zoll-Unsicherheiten robust und ist im dritten Geschäftsquartal (per Ende Juni) weiter gewachsen. Dafür verantwortlich waren gute Geschäfte in der Zugsparte Mobility, in der intelligenten Infrastruktur sowie bei der Medizintechniktochter Siemens Healthineers . Auch die Auftragseingänge kletterten deutlich, dank mehrerer Großaufträge bei Mobility. Die Erholung im Automatisierungsgeschäft verläuft jedoch weniger dynamisch als erhofft. Die Prognose wurde bestätigt.

Investoren reagierten zunächst verhalten. Doch nach anfänglichen Kursverlusten drehte die Aktie am Donnerstag kräftig ins Plus. Um mehr als vier Prozent ging es mit den Papieren gegen Mittag aufwärts. Sie gehörten damit zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax . Phil Buller von der Bank JPMorgan wies auf die gute Entwicklung der Zugsparte hin. So habe der Auftragseingang dort mit knapp 8 Milliarden Euro um 86 Prozent über der Konsensschätzung gelegen. Der Umsatzanstieg in dem Segment habe die Markterwartung ebenfalls übertroffen.

Positiv wertete Nicholas Green vom Investmenthaus Bernstein die Bestätigung der Jahresprognose trotz der konjunkturellen Unsicherheiten. Auch habe die Nachfrage nach Automatisierungstechnik in China wieder Fuß gefasst, mit einem Auftragsplus von fast einem Drittel. Das könne auf ein Ende des Abbaus von Lagerbeständen in dem Land hindeuten. Stephan Bauer vom Bankhaus Metzler monierte dagegen unter anderem die Entwicklung bei der Sparte Digital Industries.

"Mit unserer Leistung im dritten Quartal beweisen wir, dass Siemens trotz eines volatilen globalen Markts robuste Ergebnisse liefert", erklärte Konzernchef Roland Busch am Donnerstag bei der Veröffentlichung der Zahlen. Dennoch spürt auch Siemens eine Verunsicherung der Kunden durch die Zölle, insbesondere in der Automobilbranche und im Maschinenbau. So würden sich dort Verkaufs- und Investitionszyklen verlängern, sagte Busch in einer Telefonkonferenz.

Dies bremst seinen Aussagen nach die Erholung im schwächelnden Automatisierungsgeschäft. "Die Erholung der Auftragslage war jedoch weniger dynamisch als erwartet", konstatierte er - trotz zweistelliger Zuwachsraten in dem Bereich. Siemens reagiert wie bereits bekannt mit Kapazitätsanpassungen und einem Stellenabbau. Vor allem das Geschäft in Deutschland läuft mau, im Gegensatz zu China und den USA.

Insgesamt stiegen die Auftragseingänge im Quartal getrieben von der Zugsparte um ein Viertel auf 24,7 Milliarden Euro. Die Erlöse legten um drei Prozent auf knapp 19,4 Milliarden Euro zu. Auf vergleichbarer Basis - ohne Währungs- und Portfolioeffekte - wuchsen sie um fünf Prozent. Bei Digital Industries gingen die Erlöse hingegen weiter zurück, was dieses Quartal vor allem auf das Softwaregeschäft zurückzuführen ist, wie Siemens berichtete. Dagegen stiegen die Umsätze im Automatisierungsgeschäft erstmals seit dem vierten Quartal, wobei China der Treiber war.

Das Ergebnis des industriellen Geschäfts, welches die operative Entwicklung misst, sank hingegen um sieben Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Verantwortlich waren den Angaben zufolge Kosten für die Restrukturierung in der Automatisierung. Zudem hatte das Softwaregeschäft im Vorjahresquartal erheblich von Verträgen mit lizenzierter Software profitiert. Analysten hatten jedoch mit dem Rückgang gerechnet. Nach Steuern stieg der Gewinn um gut fünf Prozent auf gut 2,2 Milliarden Euro, wobei Siemens von dem Verkauf eines Teils der Flughafenlogistik profitierte.

Die Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 bekräftigte der Konzern und erwartet weiter ein vergleichbares Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent. Für Digital Industries rechnet Siemens einen Rückgang und geht vom Erreichen der unteren Hälfte der Spanne von minus sechs bis plus einem Prozent aus. Auch bei der Margenprognose steht nun eher die untere Hälfte der Prognosespanne auf dem Zettel.

Das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten soll weiter 10,40 Euro bis 11,00 Euro betragen. Darin nicht enthalten sind Effekte im Zusammenhang mit den Zukäufen der beiden US-Softwareunternehmen Altair und Dotmatics sowie aus dem Verkauf des Antriebsgeschäfts Innomotics. Die beiden milliardenschweren Neuerwerbungen dürften das Ergebnis je Aktie mit 40 bis 45 Cent belasten, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas in der Telefonkonferenz. Im dritten Quartal schlugen sie mit 15 Cent je Aktie negativ zu Buche./nas/niw/bek/jha/

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