Oracle, Munich Re & Chemiesektor: Wenn Investitionsflut auf Margendruck trifft
Liebe Leserinnen und Leser,
12 Milliarden Dollar Investitionen in einem einzigen Quartal – und die Anleger reagieren mit Panikverkäufen. Was bei Oracle am Mittwochabend geschah, schickt heute Schockwellen durch die globalen Tech-Märkte: Der Cloud-Riese wächst zwar kräftig im KI-Geschäft, doch die explodierenden Kosten für Rechenzentren lassen die Frage aufkommen, wann sich der KI-Boom endlich auszahlt. Während SAP, Nvidia und Softbank im Sog der Oracle-Enttäuschung unter Druck geraten, zeigt sich anderswo ein ganz anderes Bild: Munich Re überrascht mit „atemberaubenden" Zielen bis 2030, und selbst im gebeutelten Chemiesektor gibt es Lichtblicke – wenn auch selektiv.
Oracle-Schock: Wenn Wachstum nicht mehr reicht
16,1 Milliarden Dollar Umsatz im zweiten Geschäftsquartal, ein Plus von 14 Prozent – auf den ersten Blick ein solides Ergebnis. Doch die Details ernüchtern: Das Cloud-Geschäft legte zwar um 34 Prozent zu, blieb damit aber deutlich unter den erhofften 71 Prozent Wachstum. Noch problematischer: Oracle pumpt massiv Geld in KI-Infrastruktur. Allein im vergangenen Quartal flossen 12 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren – 44 Prozent mehr als erwartet. Für das Gesamtjahr erhöht der Konzern die Investitionsprognose von 35 auf 50 Milliarden Dollar.
Das Problem: Bei aller Euphorie um Künstliche Intelligenz fehlt vielen Investoren der Beweis, dass sich diese enormen Ausgaben zeitnah in Gewinne verwandeln. Oracles starke Abhängigkeit von OpenAI macht die Sache nicht einfacher. Die Aktie brach nachbörslich um über 11 Prozent ein – und zieht heute weltweit Tech-Werte mit nach unten. SAP verliert zeitweise fast 3 Prozent, Nvidia gibt 1,8 Prozent ab, und in Tokio stürzt Softbank um über 7 Prozent ab. Der KI-Traum bekommt Risse, zumindest was die kurzfristige Profitabilität angeht.
Munich Re setzt neue Maßstäbe
Ganz anders die Stimmung beim Rückversicherer Munich Re. Der DAX-Konzern legt seine neue Strategie bis 2030 vor – und die hat es in sich. Die Eigenkapitalrendite soll auf über 18 Prozent steigen, der Gewinn je Aktie um durchschnittlich mehr als 8 Prozent pro Jahr wachsen. Zum Vergleich: Die auslaufende Strategie hatte nur 5 Prozent Gewinnwachstum und 14 bis 16 Prozent Rendite vorgesehen. Jefferies-Analyst Philip Kett spricht von „nicht weniger als atemberaubenden" Zielen.
Für 2026 peilt Munich Re einen Konzerngewinn von 6,3 Milliarden Euro an. Gleichzeitig will der Versicherer über 80 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschütten – mehr als die bisherigen 75 Prozent. Die Aktie gewinnt zeitweise 2,2 Prozent und läuft damit ihre 200-Tage-Linie an. Was dahintersteckt: Das höhere Zinsniveau verbessert die Erträge aus den umfangreichen Kapitalanlagen, während das Schaden- und Unfallgeschäft sowie das Asset Management zusätzliche Wachstumsimpulse liefern. Hier zeigt sich, dass nicht nur Tech-Werte von strukturellen Trends profitieren können.
Chemiesektor: BASF als Lichtblick im Trüben
Der europäische Chemiesektor bleibt ein Sorgenkind. Der Stoxx Europe 600 Chemicals hat 2025 bislang acht Prozent verloren – zweitschlechtester Sektor nach Medien. Lanxess und Evonik büßen seit Jahresanfang sogar bis zu 27 Prozent ein. Die Gründe sind bekannt: schwache zyklische Nachfrage, Überkapazitäten in China, hohe Kostenbasis in Europa. Metzler-Analyst Thomas Schulte-Vorwick sieht auch 2026 nur mäßiges Erholungspotenzial und stuft BASF sowie Lanxess herab.
Doch es gibt Ausnahmen. Die Citigroup nennt BASF als bevorzugten Wert unter den diversifizierten Chemiekonzernen. Der neue Verbundstandort in China könnte die Ludwigshafener zum Hauptprofiteur geopolitischer Strategien machen – einschließlich protektionistischer EU-Maßnahmen. Die BASF-Aktie legt heute um 2 Prozent zu und ist damit einer der wenigen Chemiewerte mit positivem Jahresverlauf (plus 4 Prozent). Wer in diesem schwierigen Umfeld auf Nummer sicher gehen will, setzt auf defensive Werte wie Fuchs SE oder Symrise, die Metzler als „Top Picks" empfiehlt.
Fed-Entscheidung: Taubenhafte Töne trotz Zinspause
Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,50 bis 3,75 Prozent gesenkt – die dritte Senkung in Folge. Doch die eigentliche Nachricht steckt im Detail: Die Fed signalisiert eine Pause bei weiteren Zinssenkungen und will erst neue Daten zu Inflation und Arbeitsmarkt abwarten. Drei Gegenstimmen im Offenmarktausschuss zeigen, wie gespalten die Notenbanker sind.
Trotzdem wertet der Markt die Entscheidung als „taubenhafter als erwartet". Grund: Die Fed will über den Kauf kurzfristiger Staatspapiere dem Markt Liquidität zuführen – ein Schritt, der an frühere Phasen der quantitativen Lockerung erinnert. Die Renditen zehnjähriger US-Anleihen fielen nach der Sitzung auf 4,13 Prozent zurück. Für deutsche Anleger bedeutet das: Der Dollar bleibt unter Druck (Euro/Dollar steigt auf 1,17), und die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen 2026 lebt – auch wenn die Fed selbst nur noch einen weiteren Schritt projiziert.
Ausblick: Broadcom und die Zukunft der KI-Wette
Nach dem Oracle-Dämpfer richten sich alle Augen auf Broadcom, das heute Abend seine Zahlen vorlegt. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 29 und einem KGV von 58 ist auch dieser Chip-Riese alles andere als günstig bewertet. Sollte Broadcom ähnlich enttäuschen wie Oracle, könnte die KI-Rallye ernsthaft ins Wanken geraten. Umgekehrt: Starke Zahlen könnten die Sorgen zerstreuen und Tech-Werte wieder nach oben treiben.
Anzeige: Während die Märkte kurzfristig auf Margendruck und Bewertungsfragen bei Tech-Giganten reagieren, habe ich eine langfristige Analyse zu den vielversprechendsten Zukunftstechnologien durchgeführt. In einem kostenlosen Webinar wird ein Portfolio aus 20 handverlesenen Tech-Aktien vorgestellt, die das Potenzial haben, sich jeweils zu verfünffachen – mit Fokus auf KI-Infrastruktur, Raumfahrt, Biotech und Robotik. Die Strategie hat bereits bewiesen, was möglich ist: Einzelwerte erzielten Gewinne von über 1.600 Prozent, das Gesamtportfolio steht bei über 400 Prozent Performance. Sie erfahren konkret, welche 20 Zukunftsaktien aktuell das größte Vervielfachungspotenzial bieten und erhalten einen detaillierten Sonderreport zu den fünf wichtigsten Tech-Trends für 2026. Der Zugang zu allen 20 Aktienpositionen und dem kompletten Analysematerial ist aktuell kostenfrei verfügbar. Hier geht es zum Future-Money-Projekt mit allen 20 Zukunftsaktien
Morgen steht zudem die Schweizerische Nationalbank im Fokus, die ihren Leitzins bei 0 Prozent belassen hat, aber Inflations- und Wachstumsprognosen senkte. Und in Deutschland blicken wir gespannt auf die Konjunkturprognosen von IWH Halle, RWI und Ifo-Institut für 2026. Die Frage bleibt: Reicht das moderate Wachstum, um Europas Unternehmen durch strukturelle Herausforderungen zu tragen?
Bis morgen – und denkt dran: Manchmal sind es nicht die lautesten Gewinner, sondern die stillen Umschichter, die langfristig punkten.
Euer Andreas Sommer








