Oracle hat sich im Kampf um das US-Geschäft von TikTok durchgesetzt und damit an der Börse für deutliche Erleichterung gesorgt. Gemeinsam mit Investoren übernimmt der Konzern die Kontrolle und sichert sich lukrative Cloud-Verträge, kurz bevor die Frist der US-Regierung abläuft. Doch trotz der Euphorie über diesen strategischen Schachzug werfen die massiven Kosten der Expansion lange Schatten auf die Bilanz.

Strategischer Erfolg im TikTok-Krimi

Auslöser für das starke Kaufinteresse am Freitag war die Bestätigung, dass Oracle eine Einigung über die Abspaltung des US-Geschäfts von TikTok erzielt hat. Zusammen mit Silver Lake und der in Abu Dhabi ansässigen MGX bildet Oracle ein Konsortium, das die Kontrolle über die Plattform übernehmen wird. Der Abschluss des Deals ist für den 22. Januar 2026 geplant – nur einen Tag vor Ablauf der Frist für ein mögliches US-Verbot.

Für Oracle geht es dabei um mehr als eine reine Finanzbeteiligung. Als "Trusted Security Partner" wird der Konzern die Nutzerdaten auf seiner eigenen Cloud-Infrastruktur (OCI) hosten und die Einhaltung der Algorithmus-Vorgaben überwachen. Marktbeobachter werten dies als doppelten Gewinn: Oracle sichert sich direkten Einfluss auf eine wachstumsstarke Plattform und garantiert sich gleichzeitig langfristig enorme Datenvolumina für seine Cloud-Sparte. Die Aktie reagierte mit einem deutlichen Anstieg von 6,91 Prozent auf 164,22 Euro.

KI-Boom füllt die Bücher

Neben den Schlagzeilen um TikTok stützt vor allem die aggressive Expansion in die KI-Infrastruktur das Vertrauen der Anleger. Die Nachfrage nach Oracles Cloud-Diensten ist sprunghaft angestiegen. Dies zeigt sich besonders bei den verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) – einer Schlüsselkennzahl für zukünftige Umsätze. Diese sind im Jahresvergleich um massive 438 Prozent auf 523 Milliarden US-Dollar geklettert.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Oracle?

Treibende Kraft ist hierbei vor allem ein monumentaler Fünf-Jahres-Vertrag mit OpenAI im Wert von bis zu 300 Milliarden US-Dollar. Auch das operative Geschäft zieht an: Der Umsatz mit der Generation-2-Cloud-Infrastruktur legte im zweiten Geschäftsquartal 2026 um 68 Prozent zu. Diese Zahlen verdeutlichen, warum die Aktie trotz des allgemeinen Marktumfelds Käufer findet.

Die Kehrseite des Wachstums

Trotz der positiven Nachrichtenlage bleibt die finanzielle Situation des Konzerns angespannt. Die aggressive Wachstumsstrategie fordert ihren Preis: Oracle sitzt auf einem geschätzten Schuldenberg von rund 124 bis 131 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommen Leasingverpflichtungen für Rechenzentren und Ausrüstung, die seit August um fast 148 Prozent auf knapp 248 Milliarden US-Dollar explodiert sind.

Wie fragil die Finanzierung teilweise ist, zeigte sich am Freitag durch Berichte, wonach die Investmentfirma Blue Owl Capital sich aus einer 10-Milliarden-Dollar-Finanzierung für ein Rechenzentrumsprojekt zurückgezogen hat. Die Ratingagentur Moody’s hält daher an ihrem Ausblick "negativ" fest, und auch Morningstar hat den fairen Wert der Aktie unter Verweis auf "sehr hohe" Unsicherheiten nach unten korrigiert.

Fazit

Oracle befindet sich in einem Spagat zwischen operativem Triumph und finanzieller Belastung. Der TikTok-Deal und die prall gefüllten Auftragsbücher im KI-Bereich liefern kurzfristig starke Kaufargumente und haben den Kurs stabilisiert. Mittelfristig wird die Kursentwicklung jedoch davon abhängen, ob das Management die immensen Kapitalkosten der Expansion unter Kontrolle bringt, ohne die Bilanz zu überdehnen.

Oracle-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Oracle-Analyse vom 20. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Oracle-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Oracle-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 20. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Oracle: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...