Oracle Aktie: Abwärtstrend unvermeidlich?
Oracle steckt mitten in einem seiner anspruchsvollsten Abschnitte seit Jahren. Der Konzern investiert Milliarden in KI-Infrastruktur, verschuldet sich dafür hoch – und verunsichert damit viele Anleger. Nach den jüngsten Quartalszahlen prallen starkes Wachstum und steigende Risiken frontal aufeinander: Wie stimmig ist diese Strategie noch?
Quartalszahlen: Starkes Wachstum, aber Enttäuschung beim Umsatz
Oracle hat am 10. Dezember die Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2026 vorgelegt. Operativ zeigt sich das Bild klar positiv – nur reicht das den Märkten derzeit nicht.
Wesentliche Kennzahlen des Quartals:
- Gesamtumsatz: 16,1 Mrd. US‑Dollar, +14 % im Jahresvergleich, aber leicht unter den Analystenerwartungen von 16,21 Mrd. US‑Dollar
- Cloud-Umsatz: 8,0 Mrd. US‑Dollar, +34 %
- Cloud-Infrastruktur (IaaS): 4,1 Mrd. US‑Dollar, +68 %
- Remaining Performance Obligations (RPO): 523 Mrd. US‑Dollar, +438 %
- Non-GAAP EPS: 2,26 US‑Dollar, +54 % und deutlich über dem Konsens von 1,50 US‑Dollar
Trotz der klaren Ergebnisüberraschung auf der Gewinnseite setzten Anleger den Rotstift an. Der Umsatz verfehlte die Erwartungen knapp, und der Markt legte den Fokus weniger auf kurzfristige Ertragsstärke als auf die finanzielle Belastung durch die KI-Offensive. Die Folge: Die Aktie verlor in der ersten Reaktion rund 15 % an einem Tag und vernichtete laut Bericht etwa 80 Mrd. US‑Dollar Börsenwert.
Mit dem heutigen Rückgang auf 156,70 Euro summiert sich das Minus der letzten sieben Tage auf gut 17 %, der Abstand zum Hoch von September liegt bei über 40 % – der Titel steht klar unter Druck.
Schulden und Capex: KI-Offensive mit hohem Preis
Der Kern der Sorge: Oracle finanziert den massiven Ausbau seiner KI-Infrastruktur weitgehend über Schulden. Die Gesamtverschuldung liegt inzwischen bei rund 100 Mrd. US‑Dollar. Gleichzeitig hat das Management die Investitionsplanung für das laufende Geschäftsjahr deutlich angehoben.
Die Ausgaben für Anlagen (Capex) sollen im Geschäftsjahr 2026 nun bei 50 Mrd. US‑Dollar liegen – 15 Mrd. mehr als zuvor geplant. Ein Großteil dieser Summe fließt in neue Rechenzentren, die vor allem OpenAI bedienen sollen.
Diese aggressive Strategie hinterlässt Spuren im Kreditmarkt. Die Credit-Default-Swaps (CDS) auf Oracle sind auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen. Einige jüngere Anleihen, die ursprünglich im Investmentgrade-Bereich vermarktet wurden, handeln inzwischen wie Hochzinsanleihen. Das Signal dahinter: Institutionelle Gläubiger zweifeln zunehmend daran, dass sich die hohe Verschuldung und die gigantischen Infrastrukturzusagen friktionsfrei tragen lassen.
OpenAI-Rechenzentren: Zeitplan unter Beobachtung
Zusätzlichen Druck bringen Berichte zu Verzögerungen bei wichtigen Großprojekten. Laut Bloomberg vom 12. Dezember hat Oracle die Fertigstellung einiger US-Rechenzentren für OpenAI von 2027 auf 2028 verschoben – begründet mit Engpässen bei Arbeitskräften und Material.
Oracle weist diese Darstellung zurück und betont, es gebe „keine Verzögerungen bei Standorten, die zur Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen erforderlich“ seien. Dennoch ist klar: Die Partnerschaft mit OpenAI ist das Herzstück der KI-Strategie.
Das Abkommen hat ein Volumen von 300 Mrd. US‑Dollar über fünf Jahre und definiert faktisch die Wachstumsstory der nächsten Jahre. Jede Unsicherheit in der Umsetzung – ob real oder nur wahrgenommen – schlägt direkt auf das Vertrauen der Investoren durch.
Strategiewechsel: Verkauf von Ampere-Beteiligung
Parallel dazu justiert Oracle seine Ausrichtung bei der Hardware. Der Konzern verkauft seine Beteiligung am Chipentwickler Ampere und realisiert damit einen Vorsteuergewinn von 2,7 Mrd. US‑Dollar.
Chairman Larry Ellison begründet den Schritt mit einem Bekenntnis zur „Chip-Neutralität“. Künftig will Oracle sich nicht mehr an einen bestimmten eigenen Chip binden, sondern flexibel auf die Prozessoren setzen, die Kunden nachfragen – ob von Nvidia, AMD oder anderen Herstellern.
Damit verabschiedet sich das Unternehmen ein Stück weit von der Vision einer vertikal integrierten „Chip-to-Cloud“-Plattform. Stattdessen rückt Oracle sich stärker als anpassungsfähiger Infrastruktur-Anbieter in Position, der vor allem durch Rechenleistung und Datenbankdienste punkten will. Angesichts des Tempos technologischer Sprünge im KI-Bereich ist dieser Kurswechsel durchaus nachvollziehbar.
Position im Cloud-Markt: Kleinere Größe, große Aufträge
Im Cloud-Infrastruktur-Geschäft hat Oracle deutlich aufgeholt, bleibt aber klar hinter den Hyperscalern Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud zurück. Immerhin: Mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes kommt inzwischen aus dem Cloud-Bereich.
Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist das Modell, eigene Datenbankdienste direkt in die Clouds der Rivalen einzubetten. Unternehmen können so Oracle-Datenbanken mit niedriger Latenz und reduziertem Integrationsaufwand nutzen, ohne ihre Multi-Cloud-Architekturen aufzugeben.
Diese Nische scheint zu funktionieren. Neue Zusagen von Meta und Nvidia trugen im zweiten Quartal zu einem sequentiellen Anstieg der Remaining Performance Obligations um 68 Mrd. US‑Dollar bei. Trotz aller Diskussionen über die Nachhaltigkeit der KI-Investitionswelle zeigt sich: Die Nachfrage nach Oracles Infrastruktur ist real und steigt.
Technisches Bild und Bewertung: Druck auf mehreren Ebenen
Charttechnisch bleibt das Bild angeschlagen. Die Aktie liegt rund 44 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch vom September, notiert deutlich unter dem 50‑ und 200‑Tage-Durchschnitt und hat in den vergangenen Wochen mehrere Unterstützungszonen nach unten durchbrochen. Kurzfristig orientierte Marktbeobachter sprechen von einem klar bärischen Setup.
Mehrere Banken haben nach den Quartalszahlen ihre Kursziele zum Teil deutlich gesenkt, mindestens 13 Analysten haben ihre Schätzungen nach unten angepasst. Gleichzeitig ist die Bewertung mit einem Forward-KGV von etwa 26 angesichts des hohen Schuldenstands und der erheblichen Ausführungsrisiken bei den Großprojekten ambitioniert.
Kurzfristig dürfte die Entwicklung der Finanzierungskosten und der Fortschritt bei den OpenAI-Rechenzentren entscheidend dafür sein, ob der Markt der KI-Offensive wieder mehr Vertrauen schenkt oder die Aktie weiter auf dem aktuellen, deutlich niedrigeren Bewertungsniveau verharrt.
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