Nvidia, Groq & Edelmetalle: Wenn 20-Milliarden-Deals auf Rekordpreise treffen
Liebe Leserinnen und Leser,
20 Milliarden Dollar in bar – für eine Lizenz. Keine vollständige Übernahme, keine exklusiven Rechte, nur Zugang zu Technologie und ein paar Schlüsselpersonen. Was auf den ersten Blick wie ein übertriebener Tech-Deal klingt, offenbart bei genauerem Hinsehen Nvidias strategisches Kalkül: Der KI-Chipgigant kauft sich Versicherungen gegen die eigene Verwundbarkeit. Gleichzeitig erreichen Gold und Silber Höhen, die selbst hartgesottene Edelmetall-Bullen überraschen. Und Bitcoin? Kämpft weiter mit der psychologisch wichtigen 90.000-Dollar-Marke. Drei Märkte, drei Geschichten – verbunden durch die Frage, wohin das große Geld gerade fließt.
Nvidia zahlt 20 Milliarden für Groq-Technologie – aber nicht für das Unternehmen
Der Deal hat Schlagzeilen gemacht, doch die Details sind ungewöhnlich: Nvidia sichert sich eine nicht-exklusive Lizenz für Groqs Inferenz-Technologie, holt Gründer Jonathan Ross und Präsident Sunny Madra ins eigene Team – lässt Groq aber als unabhängiges Unternehmen weiterlaufen. 20 Milliarden Dollar für eine Konstruktion, die keiner klassischen Übernahme entspricht.
Was steckt dahinter? Groq hat sich auf KI-Inferenz spezialisiert, also den Teil, bei dem bereits trainierte Modelle auf Nutzeranfragen reagieren. Während Nvidia beim Training von KI-Modellen dominiert, ist der Inferenz-Markt deutlich umkämpfter. Groqs Language Processing Units (LPUs) setzen auf große Mengen an On-Chip-SRAM-Speicher statt auf externe High-Bandwidth-Memory-Chips – ein Ansatz, der extrem schnelle Antwortzeiten ermöglicht, aber die Größe der Modelle begrenzt. Bank of America-Analyst Vivek Arya sieht darin eine strategische Ergänzung: GPUs für maximalen Durchsatz, LPUs für blitzschnelle, vorhersagbare Inferenz – möglicherweise künftig im selben Rack, verbunden über NVLink.
Bernstein-Analyst Stacy Rasgon nennt die 20 Milliarden „teuer für eine Lizenz", räumt aber ein, dass es für Nvidia mit 61 Milliarden Dollar Cash-Bestand und 4,6 Billionen Dollar Marktkapitalisierung „Kleingeld" sei – etwa 82 Cent pro Aktie. Die nicht-exklusive Struktur könnte regulatorischen Druck abfedern, auch wenn Groqs Führung faktisch zu Nvidia wechselt. Wichtiger noch: Nvidia CEO Jensen Huang hat in seiner wichtigsten Keynote 2025 argumentiert, dass Nvidia seinen Vorsprung auch beim Übergang von Training zu Inferenz halten wird. Der Groq-Deal ist die Versicherungspolice für diese Wette.
Anzeige: Während Nvidia mit Milliarden-Deals seine Chip-Dominanz absichert, zeigt Börsenexperte Bernd Wünsche in seinem Webinar eine Aktie, die er als "die neue Nvidia" bezeichnet – einen Halbleiter-Giganten, der vom 624-Milliarden-Dollar-Chip-Markt profitiert. Er analysiert konkret, wie der Chip-Krieg zwischen USA und China einem bestimmten Unternehmen außergewöhnliche Gewinnchancen eröffnet und welche Rolle staatliche Milliardenprogramme dabei spielen. Kostenlose Chip-Aktien-Analyse ansehen
Edelmetalle auf Rekordkurs – Gold über 4.500, Silber bei 75 Dollar
Während Tech-Deals Milliarden bewegen, erreichen physische Wertaufbewahrungsmittel historische Höhen. Gold kletterte am Freitag auf ein neues Allzeithoch von 4.530 Dollar pro Unze, Silber durchbrach erstmals die 75-Dollar-Marke. Platin stieg auf 2.448 Dollar, ebenfalls ein Rekord.
Die Treiber sind vielfältig: Geopolitische Spannungen – die USA verschärfen ihre „Quarantäne" gegen venezolanisches Öl, Luftschläge gegen islamistische Milizen in Nigeria zeigen Washingtons Bereitschaft zu militärischen Interventionen. Ein schwächerer Dollar, der Edelmetalle für Nicht-Dollar-Investoren günstiger macht. Und vor allem: Erwartungen auf weitere Zinssenkungen der Fed im Jahr 2026, die nicht-verzinsliche Assets wie Gold attraktiver machen.
Kelvin Wong von OANDA sieht „Momentum-getriebene und spekulative Spieler" als Antrieb der Rallye seit Anfang Dezember, verstärkt durch dünne Liquidität zum Jahresende. Sein Ausblick: Gold könnte in der ersten Jahreshälfte 2026 die 5.000-Dollar-Marke ansteuern, Silber hat Potenzial bis 90 Dollar. Gold hat 2025 seinen größten Jahresgewinn seit 1979 verzeichnet – ein Plus von fast 72 Prozent. Silber übertraf das mit 158 Prozent Zuwachs deutlich, getrieben von strukturellen Defiziten, seiner Aufnahme als kritisches Mineral in den USA und robuster industrieller Nachfrage.
Jigar Trivedi von Reliance Securities betont bei Platin die starke industrielle Nachfrage und Positionsabsicherungen von US-Lagerbetreibern wegen sanktionsbedingter Sorgen. Platin und Palladium, beide wichtig für Autokatalysatoren, profitieren von knappem Angebot und Unsicherheit über Zölle – Platin legte 2025 etwa 160 Prozent zu, Palladium über 90 Prozent.
Bitcoin hängt unter 90.000 Dollar fest – und verliert das gesamte Jahr 2025
Bitcoin erholte sich am Freitag auf 89.182 Dollar, ein Plus von 1,6 Prozent. Doch die Erleichterung täuscht: Die wichtigste Kryptowährung hat 2025 alle Gewinne des Jahres abgegeben. Nach einem Start bei rund 94.439 Dollar kletterte Bitcoin im Oktober auf ein Hoch von 126.210 Dollar – nur um dann kontinuierlich zu fallen. Aktuell liegt der Kurs etwa 6 bis 7 Prozent unter dem Jahresanfang, die 90.000-Dollar-Schwelle bleibt eine psychologische Barriere.
Die Gründe für die Schwäche sind vielschichtig: Anhaltende Abflüsse aus Spot-Bitcoin-ETFs signalisieren, dass Investoren Gewinne mitnehmen und institutionelle Nachfrage nachlässt. Dünne Liquidität zum Jahresende verstärkt Preisbewegungen in beide Richtungen. Und es fehlen kurzfristige Katalysatoren – keine großen makroökonomischen Daten, keine Politiksignale während der Feiertage.
Immerhin: Die Erwartung auf eine lockerere US-Geldpolitik 2026 stützt zumindest den Boden. Zwei Zinssenkungen werden für das kommende Jahr eingepreist, was alternative Wertaufbewahrungsmittel wie Bitcoin attraktiver machen könnte. Doch im direkten Vergleich mit Gold und Silber fällt auf: Während physische Edelmetalle von denselben makroökonomischen Trends profitieren und neue Höchststände erreichen, kämpft Bitcoin mit seiner eigenen Volatilität und dem Vertrauensverlust nach der spektakulären Rallye.
Händler beobachten zudem Derivate-Positionierungen zum Jahresende – große Options-Verfälle können Preise in engen Spannen halten, bis Kontrakte auslaufen. Das könnte erklären, warum Bitcoin trotz moderater Erholung nicht aus der Range ausbricht.
Was deutsche Anleger jetzt wissen sollten
Drei Entwicklungen, drei Botschaften: Nvidia zeigt, dass selbst der dominierende Player im KI-Markt Unsicherheit verspürt und bereit ist, Milliarden für strategische Absicherung auszugeben. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Weitsicht – aber es unterstreicht auch, wie schnell sich technologische Vorsprünge verschieben können.
Edelmetalle erleben eine historische Rallye, getrieben von klassischen Safe-Haven-Motiven und industrieller Nachfrage. Wer Gold und Silber als Portfolio-Beimischung nutzt, sieht sich bestätigt. Doch Rekordpreise sind auch ein Warnsignal: Spekulative Übertreibungen sind möglich, und wer jetzt einsteigt, kauft teuer.
Bitcoin bleibt das volatile Kind der Krypto-Familie – weder Fisch noch Fleisch zwischen digitalem Gold und spekulativem Asset. Wer langfristig an die These glaubt, könnte Rücksetzer unter 90.000 Dollar als Gelegenheit sehen. Wer kurzfristig denkt, sollte die fehlenden Katalysatoren und ETF-Abflüsse ernst nehmen.
In den kommenden Tagen dürfte die dünne Liquidität zwischen den Jahren für weitere Ausschläge sorgen. Erst im Januar, wenn institutionelle Investoren zurückkehren und makroökonomische Daten wieder fließen, wird sich zeigen, ob die aktuellen Bewegungen Substanz haben oder nur Jahresend-Geräusche waren.
Einen ruhigen Jahresausklang wünscht
Andreas Sommer








