Novo Nordisk erlebt eine unruhige Woche – doch heute kommt etwas Ruhe in den Kurs. Zwei Nachrichten drehen die Stimmung: Eine Milliardenübernahme wird endgültig eingetütet, dazu gibt es Rückenwind aus einem wichtigen Rechtsstreit in Indien. Entscheidend ist, dass beides direkt an den Kern der Investmentstory anknüpft: Wachstum in neuen Indikationen und Schutz der Margen im Kerngeschäft.

Akero-Deal bringt neuen Wachstumspfeiler

Der wichtigste Impuls kommt von der offiziell abgeschlossenen Übernahme von Akero Therapeutics. Die Transaktion war im Oktober angekündigt worden, seit heute Morgen ist Akero nun eine 100%-Tochter von Novo Nordisk.

Die Eckpunkte des Deals:

  • Kaufpreis: 54 US-Dollar je Akero-Aktie in bar
  • Gesamtvolumen: rund 4,7 Milliarden US-Dollar
  • Zusätzliche Komponente: nicht übertragbare Contingent Value Rights (CVR) über 6 US-Dollar je Aktie, insgesamt bis zu 0,5 Milliarden US-Dollar, falls der Kandidat efruxifermin (EFX) in den USA zugelassen wird

Strategisch zielt der Zukauf auf die Indikation MASH (metabolic dysfunction-associated steatohepatitis), eine schwere Lebererkrankung mit hohem medizinischem Bedarf. Damit erweitert Novo Nordisk seine Pipeline jenseits von Diabetes und Adipositas – genau jene „dritte Säule“, die viele Investoren seit Längerem einfordern.

Kurzfristig belastet der Kauf zwar die Bilanz, mittel- bis langfristig soll EFX jedoch ein weiterer Blockbuster-Kandidat werden. Gelingt die Zulassung, erhöht sich die Sichtbarkeit auf zusätzliche Umsatzströme deutlich.

Indische Patententscheidung sichert Erlöse

Parallel kam heute eine wichtige Entscheidung aus Indien, einem Schlüsselmarkt für das GLP‑1-Geschäft. Im Patentstreit mit Sun Pharmaceutical Industries hat das Delhi High Court ein gemischtes, aber aus Sicht von Novo Nordisk letztlich schützendes Urteil gefällt.

Die Kernelemente:

  • Sun Pharma darf Semaglutid in patentfreie Länder exportieren
  • Gleichzeitig untersagt das Gericht Sun Pharma, Semaglutid-Produkte in Indien selbst zu verkaufen, solange das relevante Novo-Patent gilt – bis März 2026

Damit behält Novo Nordisk die Exklusivität im bevölkerungsreichsten Land der Welt noch gut ein Jahr länger. Das bremst den Preisdruck durch Generika und stabilisiert die Margen im dortigen GLP‑1-Geschäft. Für ein Unternehmen, das stark von wenigen Schlüsselwirkstoffen abhängt, ist dieser zusätzliche Schutz zeitlich begrenzt, aber finanziell relevant.

Wettbewerb im Adipositasmarkt sorgt für Druck

Der heutige Lichtblick folgt auf deutliche Kursverluste zu Wochenbeginn. Auslöser war der Wettbewerber Structure Therapeutics, der am Montag positiv interpretierte Phase‑IIb-Daten für aleniglipron vorgelegt hat – ein oral verfügbarer, kleiner Molekül-GLP‑1‑Rezeptoragonist.

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Die Daten deuten auf eine Gewichtsreduktion hin, die als konkurrenzfähig wahrgenommen wird. Damit wächst die Sorge, dass günstigere, leichter herzustellende orale GLP‑1‑Kandidaten den Spielraum für Novo Nordisks orale Amycretin- und Semaglutid-Programme schneller einengen könnten als bisher gedacht. Laut Marktbeobachtern waren die Aktien daraufhin auf ein Vierjahrestief gefallen.

Heute dominiert dagegen die Sichtweise, dass Novo Nordisk mit dem Akero-Deal seine Pipeline verbreitert und sich mit der indischen Entscheidung einen Puffer im Kerngeschäft sichert. Entsprechend wirkt die aktuelle Bewegung wie eine technische Gegenreaktion nach einem überzogenen Abschlag.

Kursseitig bleibt das Bild aber angespannt: Die Aktie liegt mit rund 51 % Minus seit Jahresanfang und knapp 60 % Rückgang auf Sicht von zwölf Monaten klar im Korrekturmodus, deutlich entfernt vom 52‑Wochen-Hoch bei gut 106 Euro.

Rückschläge in der Pipeline und Bewertungsdruck

Belastend wirkt zudem die jüngste Enttäuschung in der Alzheimer-Forschung. Ende November hatte Novo Nordisk bekanntgegeben, dass die Phase‑III‑EVOKE-Studien mit Semaglutid in dieser Indikation die primären Endpunkte verfehlt haben. Zwar zeigten Biomarker-Daten eine gewisse Reduktion von Neuroinflammation, klinisch messbare Verbesserungen blieben jedoch aus.

Die Folge: Der adressierbare Markt für Semaglutid muss nach unten angepasst werden. Das schlägt sich auch in den Gewinnschätzungen nieder. In den vergangenen 60 Tagen sind die EPS-Erwartungen für 2025 von 3,66 auf etwa 3,58 US-Dollar gesunken. Der Markt bewertet das Unternehmen zunehmend weniger als „reine Wachstumsstory im Adipositas-Monopol“, sondern rückt es näher an ein reiferes, kompetitives Pharma-Profil heran.

Dieses Umschalten in der Wahrnehmung erklärt, warum die Aktie trotz operativer Stärke im Kerngeschäft zuletzt so empfindlich auf Rückschläge und neue Wettbewerbsrisiken reagiert.

Ausblick: Integration und Positionierung im Fokus

In den kommenden Monaten richtet sich der Blick vor allem auf zwei Stränge. Erstens auf die klinische und organisatorische Integration von Akero und EFX in das späte Entwicklungsstadium von Novo Nordisk. Hier wird entscheidend sein, wie schnell und klar das Unternehmen einen Pfad zur Zulassung in MASH definieren kann.

Zweitens bleiben die regulatorischen Schritte rund um die neuen Akero-Assets und die weitere Ausrollstrategie für orale Semaglutid-Produkte zentral, um auf Wettbewerber wie Structure Therapeutics zu reagieren. Technisch notiert die Aktie aktuell leicht unter ihrem 50‑Tage-Durchschnitt, der RSI von knapp 35 signalisiert ein eher abgekühltes Sentiment – eine Stabilisierung würde wahrscheinlicher, wenn fundamental weitere Klarheit bei MASH, Indien und dem oralen GLP‑1‑Portfolio folgt.

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