Nike, Ripple & Rheinmetall: Zwischen Sippenhaft, Krypto-Rotation und radikalem Fokus
Liebe Leserinnen und Leser,
ist es gerecht, wenn der Klassenprimus patzt und der Banknachbar dafür nachsitzen muss? An der Börse lautet die zynische Antwort oft: Ja – zumindest bis sich der Rauch verzogen hat.
Während heute am vierten Advent die letzten Weihnachtseinkäufe getätigt werden und sich Berlin auf ruhigere Tage einstellt, haben Anleger ein Wochenende der Analyse hinter sich. Denn unter der scheinbar ruhigen Oberfläche, mit einem DAX, der sich wacker über 24.000 Punkten hält, brauen sich für 2026 neue Dynamiken zusammen. Wir sehen eine ungerechtfertigte Abstrafung im Sportsektor, eine stille, aber massive Rotation im Krypto-Markt und einen deutschen Industrieriesen, der den „Gemischtwarenladen“ endgültig zusperrt.
Lassen Sie uns gemeinsam auf die Themen blicken, die das Wochenende prägen und die Weichen für die letzte Handelswoche des Jahres stellen.
Sippenhaft im Schuhregal: Warum Adidas zu Unrecht blutet
Der vergangene Freitag wird vielen Investoren im Sportartikelsektor noch in den Knochen stecken. Die Aktie des US-Platzhirschen Nike brach nach enttäuschenden Zahlen ein – und riss die deutsche Konkurrenz gleich mit in den Abgrund. Adidas schloss auf Xetra bei 165,10 Euro, ein Minus von über einem Prozent. Auch Puma konnte sich dem Sog nicht entziehen.
Die Analyse: Wir erleben hier einen klassischen Fall von ungerechtfertigter Sippenhaft. Die Probleme von Nike sind hausgemacht und spezifisch: Der Umsatzrückgang und die kassierte Prognose resultieren primär aus einem China-Trauma. Das Reich der Mitte, einst Wachstumsmotor, stottert gewaltig, weil die dortige Gen Z dem „Swoosh“ den Rücken kehrt und lokale Marken bevorzugt. Hinzu kommen Zollbelastungen, die massiv auf die Margen drücken.
Der europäische Blick: Das Ironische an dieser Marktreaktion ist, dass Adidas – wir erinnern uns an den starken Sommer – in China zuletzt deutlich besser positioniert war als der US-Rivale. Doch in Momenten der Panik differenziert der Markt nicht; Algorithmen verkaufen den Sektor, nicht das Unternehmen. Für antizyklische Anleger könnte dieser durch Nike ausgelöste Rücksetzer bei den Herzogenaurachern eine Einladung sein. Denn fundamental scheinen die Franken das China-Problem besser im Griff zu haben als die Amerikaner.
Wachablösung in der zweiten Reihe: Der stille Siegeszug der XRP-ETFs
Während der Blick der Masse oft starr auf den Bitcoin-Kurs gerichtet bleibt, vollzieht sich im Hintergrund eine bemerkenswerte Verschiebung der Geldströme. Daten, die zum Wochenschluss vorlagen, zeichnen ein Bild, das vor einem Jahr noch als Utopie gegolten hätte: Spot-XRP-ETFs laufen den etablierten Größen den Rang ab.
Seit ihrem Start Mitte November verzeichnen diese Produkte konstante Nettozuflüsse, die sich mittlerweile auf über 1,07 Milliarden US-Dollar summieren. Allein das Flaggschiff-Produkt XRPC saugte 384 Millionen Dollar auf. Der Kontrast könnte schärfer kaum sein: Bitcoin-ETFs mussten in der vergangenen Woche Abflüsse von fast 500 Millionen Dollar verkraften, und auch bei Ethereum herrscht Ebbe – der Kurs kämpft mühsam um die 3.000-Dollar-Marke.
Was das bedeutet: Das „Smart Money“ sucht bereits den „Next Big Trade“ für 2026. Nach der Beilegung des SEC-Rechtsstreits und durch neue Partnerschaften bietet Ripple für institutionelle Investoren plötzlich ein attraktiveres Risiko-Rendite-Profil als der bereits stark gelaufene Bitcoin. Es ist ein Warnsignal für Ethereum-Bullen: Die großen Adressen schichten um, und das frische institutionelle Geld sucht sich neue Kanäle.
Rheinmetall: Schluss mit Gemischtwarenladen
Ein Blick auf die deutsche Industrielandschaft zeigt: 2026 wird das Jahr der Spezialisierung. Rheinmetall macht ernst mit der Transformation zum „Pure Play“-Rüstungskonzern. Der geplante Verkauf der zivilen Sparte „Power Systems“ bis zum ersten Quartal 2026 ist mehr als nur eine Portfolio-Bereinigung – es ist eine radikale Schärfung des Profils.
Mit einem Auftragsbestand von über 64 Milliarden Euro im Rücken sendet der Konzern eine klare Botschaft an den Kapitalmarkt: Wir sind Verteidigung, und nichts anderes. In einer geopolitisch fragilen Welt honorieren Investoren diese Klarheit oft mit einem Bewertungsaufschlag – der klassische Konglomeratsabschlag gehört der Vergangenheit an.
Passend dazu wirft die Saxo Bank in ihren „Outrageous Predictions“ für 2026 einen futuristischen Blick voraus und skizziert einen möglichen Börsengang von SpaceX mit einer Bewertung von über einer Billion Dollar. Auch wenn dies Spekulation bleibt, unterstreicht es den Trend: Kapital fließt dorthin, wo technologische Monopole und klare Sektor-Dominanz entstehen – sei es auf dem Schlachtfeld oder im Orbit.
Ausblick: Das Finale vor dem Fest
Der DAX geht oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 24.000 Punkten in die Weihnachtspause. Die Umsätze dünnen aus, die Bücher der großen Fonds sind weitgehend geschlossen.
Doch Vorsicht vor zu viel Besinnlichkeit: Am Dienstag (23.12.) stehen noch die US-BIP-Daten für das dritte Quartal an. Die Markterwartung liegt bei +2,5 Prozent annualisiert. Diese Zahl wird der letzte wichtige Realitätscheck für das „Soft Landing“-Szenario der Fed sein, bevor wir das Börsenjahr endgültig zu den Akten legen.
Ein Gedanke zum Schluss
Wer noch einen Beweis sucht, dass sich Hartnäckigkeit und ein Führungswechsel auszahlen können, muss nicht zwangsläufig auf Kurszettel schauen – ein Blick in die Bundesliga-Tabelle genügt. Mainz 05, lange das Sorgenkind der Liga, ist unter dem neuen Trainer Urs Fischer seit drei Spielen ungeschlagen und hat gestern sogar die Qualifikation für das Conference-League-Achtelfinale zementiert.
Manchmal braucht es – wie bei Rheinmetall oder vielleicht bald bei Nike – nur den Mut zum radikalen Schnitt und eine klare neue Strategie, um das Momentum zu drehen.
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen vierten Advent und einen guten Start in die verkürzte Weihnachtswoche.
Herzlichst,
Ihr Andreas Sommer
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