Nestle steht an mehreren Fronten gleichzeitig unter Druck: In Brasilien verliert der Konzern einen Markenstreit, in Frankreich greifen Behörden bei Perrier durch, in den USA läuft ein harter Umbau mit möglichem Verkauf von Beteiligungen und tausenden Stellenstreichungen. Parallel dazu stagniert das Wachstum – keine einfache Gemengelage für einen Weltmarktführer im Lebensmittelbereich.

Parallelkrisen in Kernmärkten

In Brasilien hat Nestle eine empfindliche juristische Niederlage erlitten. Ein Gericht im Bundesstaat Minas Gerais untersagte dem Unternehmen per einstweiliger Verfügung die weitere Nutzung der Marke „Coffee+“.

Auslöser ist eine Klage des brasilianischen Unternehmens „Coffee++“, das seine seit 2020 in über 30 Ländern registrierten Markenrechte verletzt sieht. Das Gericht folgte dieser Argumentation und verwies auf eine erhebliche Verwechslungsgefahr für Verbraucher. Für Nestle ist das ein klarer Rückschlag in einem wichtigen Wachstumsmarkt. Bei Verstößen gegen das Verbot drohen Geldstrafen, was die Nutzung der Marke faktisch blockiert.

In Europa verschärfen gleichzeitig regulatorische Vorgaben den Druck. Französische Behörden haben Nestle zwar die Fortsetzung der Perrier-Produktion im südfranzösischen Vergèze erlaubt, knüpfen dies aber an strenge Bedingungen. Der Präfekt des Départements Gard genehmigte am Freitag nur zwei der bislang genutzten Brunnen, drei weitere Quellen wurden dauerhaft geschlossen.

Hintergrund sind vorangegangene Kontaminationsfälle, die zur Vernichtung von Millionen Flaschen geführt hatten. Künftig verlangt die Behörde ein verstärktes Gesundheitsmonitoring. Innerhalb von zwölf Monaten muss Nestle eine detaillierte Studie vorlegen, die die Auswirkungen der Filtration auf das Mikrobiom des Wassers untersucht. Das bindet Ressourcen und begrenzt zugleich die Produktionskapazität.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Brasilien: Gericht untersagt Nutzung der Marke „Coffee+“ wegen Verwechslungsgefahr mit „Coffee++“.
  • Frankreich: Perrier darf weitermachen, aber nur mit zwei Brunnen; drei Quellen bleiben dauerhaft geschlossen.
  • USA: Portfolio-Überprüfung, möglicher Verkauf von Blue Bottle Coffee.
  • Stellenabbau: Geplante Streichung von rund 16.000 Arbeitsplätzen in den kommenden zwei Jahren.
  • Umsatzentwicklung: Halbjahresumsatz 2025 sinkt um 4,45 % auf 44,41 Mrd. CHF.

Umbau in den USA: Fokus auf Effizienz

Während Nestle in Brasilien und Frankreich mit akuten operativen Problemen ringt, wird in den USA an der strategischen Ausrichtung gearbeitet. Marty Thompson, CEO von Nestle USA, treibt die Überprüfung des US-Portfolios voran. Besonders im Fokus steht die Premium-Kaffeekette Blue Bottle Coffee.

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Nestle hatte sich 2017 für 425 Millionen US-Dollar eine Mehrheitsbeteiligung von 68 % gesichert. Jetzt prüft das Management einen Verkauf der Marke. Der mögliche Ausstieg ist Teil eines umfassenden Effizienzprogramms, das auf Straffung und höhere Profitabilität zielt.

Zu diesem Programm gehört auch ein massiver Stellenabbau: Über einen Zeitraum von zwei Jahren sollen rund 16.000 Arbeitsplätze weltweit entfallen. Der Konzern setzt damit klar ein Signal in Richtung Kostenkontrolle – mit entsprechenden sozialen und organisatorischen Konsequenzen.

Finanzielle Lage und Ziele

Die strukturellen Maßnahmen kommen nicht aus heiterem Himmel. Im ersten Halbjahr 2025 ist der Umsatz um 4,45 % auf 44,41 Milliarden Schweizer Franken zurückgegangen. Der Rückgang zeigt, dass Nestle aktuell nicht im Wachstumsmodus läuft, sondern defensiv agieren muss.

Gleichzeitig formuliert das Management ambitionierte Ziele: Bis 2028 soll der Umsatz auf 96 Milliarden CHF steigen. Dafür wäre ein jährliches Wachstum von rund 1,8 % nötig. Angesichts geschlossener Quellen in Frankreich, juristischer Einschränkungen in Brasilien und möglicher Portfolioverkäufe ist klar, dass dieses Wachstum vor allem durch eine effizientere Aufstellung und gezielte Schwerpunkte erreicht werden muss.

Die Kursentwicklung spiegelt die Unsicherheit wider: Am Freitag schloss die Nestle-Aktie bei 84,45 Euro und lag damit rund 1,40 % im Minus. Auf Sicht von 30 Tagen ergibt sich ein leichter Rückgang von 1,04 %, während die Aktie in den vergangenen sieben Tagen um 1,23 % zulegen konnte. Mit einem Abstand von knapp 11 % zum 52-Wochen-Hoch und einem RSI von 51,3 bewegt sich der Titel technisch betrachtet im neutralen Bereich – von Panik ist also keine Spur, aber auch nicht von Euphorie.

Fazit: Titel im Übergang

Nestle befindet sich in einer Phase tiefgreifender Anpassungen. Juristische Beschränkungen in Brasilien, schärfere Auflagen für Perrier in Frankreich, eine mögliche Trennung von Blue Bottle in den USA und der geplante Abbau von 16.000 Stellen zeigen, wie breit der Umbau angelegt ist. Gleichzeitig muss der Konzern den Umsatzrückgang stoppen und den Pfad in Richtung des Ziels von 96 Milliarden CHF bis 2028 einschlagen.

Kurzfristig bleibt die Aktie ein Papier im Übergang: Operative Risiken in wichtigen Märkten treffen auf einen klaren Fokus des Managements auf Effizienz und Portfoliobereinigung. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, die rechtlichen und regulatorischen Hürden zu meistern, ohne das angepeilte moderate Wachstum zu gefährden.

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