Micron, Marvell & Dollar: Wenn Chip-Optimismus auf Währungsschwäche trifft
Liebe Leserinnen und Leser,
155,69 Yen pro Dollar – so tief rutschte der Greenback am Mittwoch, während Halbleiteraktien rund um den Globus ein ganz anderes Bild zeichneten. Goldman Sachs hebt das Kursziel für Micron Technology auf 205 Dollar an, Marvell Technology springt vorbörslich um über 10 Prozent nach oben, und in Frankfurt ziehen Infineon, ASML und Siltronic mit. Doch während die Chip-Branche ihre Erholung feiert, steht der Dollar vor der neunten Verlustserie in Folge – eine Konstellation, die zeigt, wie unterschiedlich die Märkte gerade auf dieselben makroökonomischen Signale reagieren. Was treibt diese Divergenz? Und welche Implikationen ergeben sich für deutsche Anleger, die sowohl Tech-Werte als auch währungssensitive Positionen im Depot haben?
DRAM-Preise als Kurstreiber: Micron im Aufwind
Goldman Sachs rechnet damit, dass Micron Technology im laufenden Quartal rund 4 Prozent über den Konsenserwartungen liegen wird – getrieben von anhaltender Preisstärke im DRAM-Markt. Die Investmentbank prognostiziert einen Umsatz von 13,2 Milliarden Dollar, eine Bruttomarge von 53,1 Prozent und einen Gewinn je Aktie von 4,15 Dollar. Das liegt jeweils deutlich über den Markterwartungen von 12,7 Milliarden, 51,6 Prozent und 3,84 Dollar. Für das Februar-Quartal sieht Goldman Sachs sogar 13,7 Milliarden Dollar Umsatz voraus – erneut über dem Konsens von 13,4 Milliarden.
Der Clou: Goldman hebt hervor, dass die Anleger besonders auf drei Faktoren achten werden – die Nachhaltigkeit des Preiswachstums bei DRAM, Microns Marktanteil im High Bandwidth Memory (HBM) von derzeit etwa 20 Prozent sowie die weitere Entwicklung der Bruttomargen. Die Analysten sehen für 2026 ein Umsatzwachstum von 5 Prozent über dem Straßenkonsens und beim Gewinn sogar 10 Prozent darüber. Micron handelt aktuell bei 239,49 Dollar – das neue Kursziel von 205 Dollar liegt zwar darunter, doch die Botschaft ist klar: Die Bewertung spiegelt bereits hohe Erwartungen wider, aber die fundamentale Story bleibt intakt.
Für deutsche Anleger bedeutet das: Wer auf Infineon, ASML oder Siltronic setzt, profitiert indirekt von derselben DRAM-Dynamik. Infineon legte am Mittwoch um 2,4 Prozent zu, ASML gewann 2,5 Prozent und Siltronic kletterte um 2,6 Prozent. Die Chip-Erholung ist breit angelegt – und sie zeigt, dass der Markt trotz aller Unsicherheit an die strukturelle Nachfrage nach Speicherlösungen glaubt.
Marvell kauft für 3,25 Milliarden: KI-Infrastruktur wird teurer
Marvell Technology macht Ernst mit seiner KI-Strategie und übernimmt Celestial AI für mindestens 3,25 Milliarden Dollar in bar und Aktien. Celestial AI ist spezialisiert auf schnelle Verbindungen zwischen KI-Rechenchips und Speicherchips – ein Bereich, der für die Performance von KI-Rechenzentren entscheidend ist. Gleichzeitig meldete Marvell für das dritte Geschäftsquartal einen Nettogewinn von 1,9 Milliarden Dollar und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 76 Cent – 2 Cent über dem Analystenkonsens. Der Umsatz stieg wie erwartet um 37 Prozent auf 2,07 Milliarden Dollar.
Die Akquisition unterstreicht einen Trend: Während Nvidia, AMD und Broadcom die Schlagzeilen dominieren, bauen kleinere Player wie Marvell gezielt ihre Expertise in Nischenbereichen aus, die für die nächste Generation von KI-Infrastruktur unverzichtbar sind. Die Reaktion des Marktes ließ nicht lange auf sich warten – Marvells Aktie sprang vorbörslich um über 10 Prozent nach oben und erreichte den höchsten Stand seit Ende Februar.
Was bedeutet das für Europa? Die Nachricht zog auch hier Käufe nach sich. AIXTRON gewann 1,8 Prozent, SUSS MicroTec legte um 2,8 Prozent zu. Die Botschaft ist eindeutig: Wer in der Chip-Lieferkette positioniert ist, profitiert von der anhaltenden KI-Investitionswelle – auch wenn die großen Namen wie Nvidia gerade eine Verschnaufpause einlegen.
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Dollar auf Talfahrt: Fed-Spekulationen und Hassett-Gerüchte
Der US-Dollar steht vor seiner neunten Verlustserie in Folge – eine bemerkenswerte Schwächephase, die von zwei Faktoren getrieben wird: Zum einen rechnen die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 87 Prozent, dass die Federal Reserve bei ihrer Sitzung nächste Woche die Zinsen um 25 Basispunkte senkt. Noch vor einem Monat lag diese Wahrscheinlichkeit bei nur 63 Prozent. Zum anderen kursieren Gerüchte, dass Kevin Hassett, ein Wirtschaftsberater des Weißen Hauses und bekannter Befürworter niedrigerer Zinsen, als Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell gehandelt wird. Präsident Donald Trump kündigte an, seine Wahl Anfang 2026 bekannt zu geben.
Der Dollar-Index fiel am Mittwoch um 0,15 Prozent auf 99,10 – ein Minus von fast 9 Prozent seit Jahresbeginn. Gegenüber dem Euro kletterte die Gemeinschaftswährung auf 1,1648 Dollar, gegenüber dem Yen rutschte der Dollar auf 155,51. Besonders interessant: Der australische Dollar erreichte mit 0,6585 Dollar den höchsten Stand seit über einem Monat, nachdem das australische BIP im dritten Quartal zwar die Erwartungen verfehlte, aber dennoch Zinssenkungsfantasie nährte.
Für deutsche Anleger mit US-Exposure bedeutet das: Wer in Dollar-notierte Assets investiert ist, sieht seine Renditen durch die Währungsschwäche geschmälert. Umgekehrt profitieren europäische Exporteure von einem stärkeren Euro – ein zweischneidiges Schwert, das je nach Portfoliostruktur unterschiedlich wirkt.
Bitcoin erholt sich: Von 84.000 auf 93.000 Dollar in zwei Tagen
Bitcoin hat seine Verluste vom Wochenstart fast vollständig wettgemacht und kletterte am Mittwoch auf 93.101 Dollar – ein Plus von 7,2 Prozent. Damit liegt die größte Kryptowährung wieder deutlich über der psychologisch wichtigen Marke von 90.000 Dollar, nachdem sie am Montag kurzzeitig unter 85.000 Dollar gerutscht war. Seit dem Rekordhoch von über 126.000 Dollar Anfang Oktober hat Bitcoin zwar rund 33 Prozent verloren, doch die jüngste Erholung zeigt, dass die Käufer bei Rücksetzern schnell zurückkehren.
Zwei Faktoren treiben die Erholung: Erstens signalisierte SEC-Chef Paul Atkins, dass die Behörde eine neue regulatorische Rahmenbedingung schaffen will, die digitalen Vermögenswerten mehr Klarheit und Flexibilität bietet. Zweitens kündigte Vanguard, der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, an, dass Kunden ab dieser Woche Krypto-fokussierte ETFs und Investmentfonds auf seiner Brokerage-Plattform handeln können – eine Kehrtwende, die den Zugang für Millionen von Anlegern erweitert.
Auch andere Kryptowährungen legten kräftig zu: Ethereum sprang um 10 Prozent auf 3.062 Dollar, XRP kletterte um 9,3 Prozent auf 2,20 Dollar, Solana gewann 12 Prozent und Cardano legte um 14 Prozent zu. Die breite Erholung deutet darauf hin, dass die Korrektur vom Wochenstart eher technischer Natur war als fundamental getrieben.
Novo Nordisk: Zwischen Alzheimer-Rückschlag und Amycretin-Hoffnung
Der dänische Pharmariese Novo Nordisk kämpft mit gemischten Signalen. Anfang November senkte das Unternehmen seine Jahresprognosen deutlich: Das Umsatzwachstum wird nun nur noch auf 8 bis 11 Prozent geschätzt, statt der zuvor anvisierten 14 Prozent. Beim bereinigten operativen Gewinn wurde die Prognose auf magere 4 bis 7 Prozent gesenkt – ein deutlicher Rückgang gegenüber den ursprünglich anvisierten 10 Prozent. Hauptgrund ist der intensive Wettbewerbsdruck durch günstigere Nachahmerpräparate amerikanischer Apotheken, die sogenannten Compounder, sowie die Preisanpassungen für Schlüsselpräparate wie Wegovy und Ozempic in den USA.
Ein herber Rückschlag kam aus der Alzheimer-Forschung: Zwei klinische Studien mit dem Wirkstoff Semaglutide – dem Hauptbestandteil von Ozempic und Wegovy – zur Alzheimer-Behandlung scheiterten. Die oral verabreichte Substanz konnte das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit nicht signifikant verlangsamen. Novo Nordisk wird die Studien nicht fortsetzen.
Doch es gibt auch einen Lichtblick: Der neue Wirkstoff Amycretin erzielte in klinischen Untersuchungen einen beeindruckenden Gewichtsverlust von bis zu 14,5 Prozent bei den Probanden und verbesserte zudem die Blutzuckerwerte deutlich. Diese vielversprechenden Ergebnisse eröffnen den Weg zu Phase-3-Studien und könnten mittelfristig für eine Produkterweiterung im lukrativen Markt für Gewichtsmanagement sorgen.
Die Novo Nordisk-Aktie hat seit Jahresbeginn etwa 50 Prozent an Wert verloren – ein dramatischer Absturz für ein Unternehmen, das noch vor einem Jahr als einer der großen Gewinner der Adipositas-Welle galt. Analysten bleiben dennoch grundsätzlich optimistisch, doch die Geduld der Investoren wird auf die Probe gestellt.
Infineon im Patentstreit: ITC sieht Verletzung durch Innoscience
Die US-Handelsaufsicht ITC sieht ein Patent des deutschen Halbleiterkonzerns Infineon Technologies durch die chinesische Innoscience als verletzt an. Es handelt sich dabei um eine vorläufige Entscheidung, die endgültige Entscheidung der Kommission wird am 2. April nächsten Jahres erwartet. Sollte die vorläufige Entscheidung bestätigt werden, wird die Einfuhr der als patentverletzend angesehenen Produkte von Innoscience in die USA untersagt.
Galliumnitrid (GaN) spielt als Wafer-Material eine zentrale Rolle bei der Entwicklung leistungsstarker und energieeffizienter Stromversorgungssysteme. Infineon hat bereits vor dem Landgericht München ein positives Urteil gegen Innoscience erstritten. Der Fall zeigt, wie wichtig geistiges Eigentum in der Halbleiterindustrie geworden ist – und wie aggressiv Unternehmen ihre Patente verteidigen.
Für deutsche Anleger ist das ein positives Signal: Infineon zeigt, dass es bereit ist, seine Technologieführerschaft auch juristisch zu verteidigen. Sollte die endgültige Entscheidung im April zugunsten von Infineon ausfallen, könnte das dem Unternehmen nicht nur einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, sondern auch als Abschreckung für andere potenzielle Patentverletzungen dienen.
Was die Woche noch bringt
In den kommenden Tagen stehen mehrere wichtige Ereignisse an, die die Märkte bewegen könnten. Am Mittwoch legen Salesforce und Snowflake ihre Quartalszahlen vor – zwei Cloud-Schwergewichte, deren Ergebnisse Aufschluss über die Nachfrage nach Unternehmenssoftware geben werden. Am Donnerstag folgt Hewlett Packard Enterprise, am Montag nächster Woche dann GameStop – ein Unternehmen, das zwar operativ kämpft, aber immer noch eine treue Anhängerschaft unter Retail-Investoren hat.
Auf der Makro-Seite werden am Mittwoch die US-ADP-Arbeitsmarktdaten für November veröffentlicht, die als Vorgeschmack auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht am 16. Dezember gelten. Auch der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe steht an – ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des US-Dienstleistungssektors, der rund 70 Prozent der US-Wirtschaft ausmacht.
Die Märkte bleiben in Lauerstellung: Einerseits hoffen Investoren auf weitere Zinssenkungen der Fed, andererseits wächst die Sorge, dass die Inflation hartnäckiger bleibt als erhofft. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Chip-Erholung Bestand hat – oder ob die nächste Korrektur bereits in den Startlöchern steht.
Beste Grüße und ein wachsames Auge auf die Märkte,
Andreas Sommer








