Micron hat Zahlen vorgelegt, die selbst optimistischste Marktbeobachter sprachlos machen. Statt einer bloßen Übererfüllung der Quartalsziele lieferte der Speicherchip-Riese einen Ausblick, der die Konsensschätzungen regelrecht in den Schatten stellt. Während die Aktie am Freitag auf ein neues Allzeithoch kletterte, wird deutlich: Der KI-Boom bei Speicherchips steht erst am Anfang einer gewaltigen Beschleunigung und das Angebot kann mit der Nachfrage kaum Schritt halten.

Ein historischer Ausblick

Die eigentliche Sensation des jüngsten Finanzberichts verbirgt sich nicht im abgelaufenen Quartal, sondern im Blick nach vorn. Für das zweite Geschäftsquartal 2026 prognostiziert das Unternehmen einen Umsatz von rund 18,7 Milliarden Dollar. Diese Zahl liegt unglaubliche 4 Milliarden Dollar über den Erwartungen der Wall Street.

Morgan Stanley ordnete diese Diskrepanz als die größte positive Umsatzüberraschung in der Geschichte der US-Halbleiterindustrie ein – Nvidia ausgenommen. Auch die Margen profitieren von dieser Entwicklung und sollen auf einen Rekordwert von 68 Prozent steigen. Dies ist eine direkte Folge steigender Speicherpreise und eines vorteilhaften Produktmixes, der stark von KI-Anwendungen getrieben wird.

"Mehr als ausverkauft"

Verantwortlich für diese Dynamik ist der unstillbare Hunger nach KI-Infrastruktur, der auf ein begrenztes Angebot trifft. Chief Business Officer Sumit Sadana fand deutliche Worte für die aktuelle Marktlage: Das Unternehmen ist derzeit "mehr als ausverkauft". Aktuell kann Micron nur etwa 50 bis 60 Prozent der Nachfrage seiner größten Kunden bedienen.

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Die gesamte Produktion für den kritischen HBM-Speicher (High Bandwidth Memory) für das Jahr 2026 ist bereits vollständig durch Verträge gesichert, einschließlich der nächsten Produktgeneration HBM4. CEO Sanjay Mehrotra betonte, dass sich Speicherchips von einer reinen Handelsware zu einem strategischen Gut gewandelt haben, ohne das moderne KI-Rechenzentren nicht funktionieren.

Analysten im Kaufrausch

Die Reaktion der Analysten ließ nicht lange auf sich warten. Reihenweise wurden die Kursziele nach oben korrigiert, um der neuen Realität Rechnung zu tragen:
* Rosenblatt Securities erhöhte das Ziel von 300 auf 500 Dollar.
* Morgan Stanley sieht die Aktie nun bei 350 Dollar und nennt Micron den Top-Favoriten im US-Chip-Sektor.
* Bank of America stufte das Papier direkt auf "Kaufen" hoch.

An der Börse spiegelte sich dieser Optimismus sofort wider: Die Aktie schloss am Freitag mit einem Plus von 7,10 Prozent bei 227,05 Euro und markierte damit den höchsten Stand ihrer Geschichte.

Investitionen gegen den Mangel

Um die enorme Nachfrage überhaupt bewältigen zu können, fährt Micron die Investitionen massiv nach oben. Die Ausgabenprognose für das Geschäftsjahr 2026 wurde von 18 auf 20 Milliarden Dollar angehoben. Der Fokus liegt dabei klar auf dem Ausbau der Fertigungskapazitäten in der zweiten Jahreshälfte, um die strukturelle Knappheit im KI-Zeitalter zu lindern. Der Markt für Hochleistungsspeicher (HBM) soll bis 2028 ein Volumen von 100 Milliarden Dollar erreichen – eine Marke, die zwei Jahre früher fallen dürfte als bisher angenommen.

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