Evotec- vs. Morphosys-Aktie: Turnaround gegen Übernahme-Exit

In der dynamischen Welt der Biotechnologie stehen Anleger oft vor der Wahl zwischen grundverschiedenen strategischen Wegen. Selten wird dieser Kontrast so deutlich wie im aktuellen Duell zwischen Evotec und Morphosys. Während Evotec als unabhängiger Wirkstoffforschungsriese einen umfassenden strategischen Umbau einleitet, hat die Geschichte von Morphosys eine dramatische Wendung genommen: Die Übernahme durch Pharmagigant Novartis verwandelte den einstigen Konkurrenten in ein wertvolles Puzzleteil eines globalen Players.
Für Investoren stellt sich daher nicht mehr die Frage, welches der beiden deutschen Unternehmen das bessere eigenständige Geschäftsmodell hat. Vielmehr geht es um die Entscheidung: Wette auf Evotecs Turnaround und Plattform-Stärke oder Partizipation an den Morphosys-Assets unter Novartis-Flagge?
David gegen Goliath? Eher Innovator gegen integrierte Pipeline
Das Bild eines klassischen Duells ist überholt. Evotec positioniert sich als umfassender Partner für die Pharma- und Biotechindustrie. Das Geschäftsmodell basiert auf einer breiten Technologieplattform von früher Wirkstoffforschung bis zur biologischen Produktion. Die Strategie? Durch Hunderte Partnerschaften mit Branchengrößen wie Bristol Myers Squibb am gesamten Innovationsprozess teilhaben. Das Unternehmen agiert als Innovations-Schmiede, die Projekte vorantreibt und an Meilensteinzahlungen sowie Lizenzgebühren partizipiert.
Morphosys' eigenständige Geschichte endete mit der Novartis-Übernahme. Der Fokus lag zuletzt auf hochinnovativen Krebsmedikamenten. Das Kronjuwel, das Novartis' Begehrlichkeit weckte: Pelabresib, eine potenzielle Therapie für Myelofibrose. Nach der Integration profitiert die Pipeline nun von der immensen Entwicklungs- und Finanzkraft eines Pharmagiganten.
Wer hat operativ die Nase vorn?
Die operative Situation könnte unterschiedlicher nicht sein. Evotec kämpft mit gemischten Zahlen: Die Biologika-Sparte wuchs im ersten Halbjahr 2025 stark um 16%, während das Kerngeschäft der Wirkstoffforschung 11% einbüßte. Dies zwang das Management zur Senkung der Jahresprognose von 840-880 auf 760-800 Millionen Euro Umsatz.
Gleichzeitig treibt Evotec einen "Priority Reset" voran. Kosteneinsparungen von über 40 Millionen Euro sollen das Geschäftsmodell verschlanken. Die Veräußerung der J.POD-Anlage in Toulouse ist ein Beispiel dieser Strategie. Die Herausforderung? Profitabilität im Kerngeschäft wiederherstellen und gleichzeitig die wachstumsstarke Biologika-Sparte skalieren.
Morphosys' operative Phase als Eigenständiger ist Geschichte. Nach dem Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre im August 2024 folgte die vollständige Integration. Novartis kündigte bereits Standortschließungen an – rund 330 Arbeitsplätze sind betroffen. Der Fokus liegt nun darauf, Pelabresib effizient zur Marktreife zu bringen. Die operative Stärke ist jetzt die von Novartis.
Die kritischen Erfolgsfaktoren
Kann Evotec die Delle im Forschungsgeschäft überwinden? Der Erfolg hängt davon ab, ob wachstumsstarke Bereiche wie die Biologika-Sparte die traditionelle Schwäche kompensieren. Die 75 Millionen Dollar Meilensteinzahlung von Bristol Myers Squibb sind positive Signale. Doch die Resilienz der Forschungsplattform muss sich erst noch beweisen.
Bei Morphosys dreht sich alles um Pelabresib. Der Erfolg der Phase-3-Studie MANIFEST-2 mit signifikantem Vorteil in der Milzvolumenreduktion war entscheidend. Der nächste kritische Punkt? Die FDA-Einreichung und Marktzulassung durch Novartis. Ein hochkonzentrierter Erfolg, dessen Schicksal nun in Novartis' Händen liegt.
Chancen und Risiken im direkten Schlagabtausch
Evotec punktet mit Breite: Hunderte Partnerschaften reduzieren die Abhängigkeit von Einzelerfolgen. Die Biologika-Sparte zeigt starke Dynamik, über 100 co-eigene Projekte bieten langfristiges Potenzial. Gelingt die Restrukturierung, winkt höhere Profitabilität.
Die Schattenseite? Anhaltende Marktschwäche belastet das Kerngeschäft. Der Umbau birgt Umsetzungsrisiken, die Abhängigkeit vom Partnererfolg bleibt hoch. Die Aktie reagiert volatil auf Biotech-News – nichts für schwache Nerven.
Morphosys profitiert von Novartis-Power: Starke finanzielle Rückendeckung maximiert Pelabresib's kommerzielle Chancen. Das Finanzierungsrisiko für teure Entwicklungsphasen? Eliminiert. Integration in Novartis' Onkologie-Pipeline schafft Synergien.
Doch der Investmentcase hängt fast ausschließlich an Pelabresib. Verzögerungen im Zulassungsprozess könnten die Markteinführung hinauszögern. Nach der Integration sinkt die Visibilität der ehemaligen Morphosys-Projekte. Aktionäre wurden ausgezahlt – das zukünftige Upside ist begrenzt.
Zwei Wege, ein Sektor – eine Frage des Anlegertyps
Der Vergleich zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Wege im Biotech-Sektor. Evotec ist eine Turnaround-Wette für geduldige Anleger mit Risikotoleranz. Sie glauben an die strategische Neuausrichtung und dass sich das Unternehmen aus der Marktschwäche herausarbeitet. Ein Investment für langen Atem.
Morphosys' Story als Eigenständiger ist beendet. Die Barabfindung schließt das Kapitel für Altaktionäre. Wer weiterhin am Erfolg der Pipeline partizipieren möchte, muss über Novartis investieren – und erhält damit ein Engagement in einem global diversifizierten Pharmakonzern.
Turnaround-Spekulation bei Evotec oder indirekter Pipeline-Zugang über Novartis? Die Entscheidung hängt vom individuellen Risikoprofil ab. Beide Wege bergen Chancen, doch die Natur des Investments könnte unterschiedlicher nicht sein.
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