Ethereum: Wackelige Planung?
Ethereum steht Ende Dezember 2025 an einem sensiblen Punkt. Die zweitgrößte Kryptowährung ringt mit der Marke von 3.000 US‑Dollar, während On‑Chain-Daten auf nachlassende Überzeugung unter Anlegern und eine Abkühlung der Netzaktivität hinweisen. Gleichzeitig zieht die Konkurrenz bei Gebühreneinnahmen und Nutzerzahlen vorbei – und zwingt das Ethereum‑Ökosystem zu strategischen Anpassungen.
Aktuelle Lage und technische Marken
Heute notiert Ethereum bei rund 2.903 US‑Dollar und liegt damit deutlich unter seinem 52‑Wochen-Hoch von 4.689 US‑Dollar; der Rückstand beträgt etwa 38 %. Auf Wochensicht summiert sich das Minus auf gut 12 %, der Kurs liegt zudem knapp 10 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt – ein technisches Bild, das den anhaltenden Druck bestätigt.
Charttechnisch rücken damit mehrere Unterstützungs- und Widerstandsbereiche in den Fokus:
- kurzfristige Unterstützung: 2.800–2.882 US‑Dollar (Aufwärtstrendlinie November/Dezember)
- zentrale Unterstützung: 2.762 US‑Dollar (historisch wichtiger Boden)
- unmittelbarer Widerstand: 3.000–3.131 US‑Dollar
- wichtiger Widerstand: 3.240–3.447 US‑Dollar (Hochs von Anfang Dezember)
Der seit zwei Monaten laufende Abwärtstrend wurde bislang nicht überwunden. Ein jüngster Ausbruchsversuch nach oben verlor rasch an Dynamik, was die skeptische Grundstimmung im Markt verstärkt.
On‑Chain-Signale: Schwächeres Fundament
Rückgang aktiver Adressen
Auf der Blockchain-Ebene zeigt sich ein deutliches Warnsignal: Laut Glassnode sind die aktiven Adressen im Ethereum-Netzwerk auf ein Sieben-Monats-Tief gefallen. Das deutet auf geringere Teilnahme der Nutzer und weniger Transaktionen hin – ein Muster, das oft mit schwindender Zuversicht einhergeht.
Weniger Aktivität im Netzwerk bedeutet in der Regel: weniger reale Nutzung, weniger Gebühren und geringerer Druck auf die Nachfrage nach ETH als Gas-Token. Ohne neue Impulse oder klar erkennbare Nutzungstreiber fällt es dem Kurs schwer, einen tragfähigen Boden auszubilden.
MVRV Long/Short Difference im negativen Bereich
Zusätzlichen Druck zeigt der Blick auf Profitabilitätskennzahlen. Daten von Santiment machen deutlich, dass sich die Gewinnsituation von kurz- und langfristigen Haltern stark angeglichen hat. Der sogenannte MVRV Long/Short Difference‑Indikator ist unter die Null-Linie gefallen.
Damit verfügen weder Langfrist- noch Kurzfristanleger derzeit über dominante, nicht realisierte Gewinne. Sollte dieser Wert weiter sinken, könnten kurzfristige Halter mit vergleichsweise höheren Buchgewinnen wieder stärker in den Fokus rücken – ein Umfeld, in dem Gewinnmitnahmen rascher einsetzen und die Abwärtsrisiken steigen.
Hohe wöchentliche Nutzerzahlen als Gegengewicht
Trotz der angespannten Lage gibt es auch eine positive Gegenbewegung: Laut Token Terminal, zitiert von Analyst Joseph Young, liegt die Zahl der wöchentlich aktiven Ethereum-Adressen mit rund 2,4 Millionen wieder nahe historischen Höchstständen. Gemessen werden dabei einzigartige Adressen, die innerhalb eines rollierenden Sieben-Tage-Zeitraums mindestens eine Transaktion durchführen.
Young führt diese Entwicklung auf wachsende Anwendungsfälle wie Tokenisierung, Stablecoins und Datenschutz-Infrastruktur zurück. Das zeigt: Auch bei gedrückten Kursen bleibt Ethereum ein wichtiger Transaktionslayer – selbst wenn kurzfristige Preis- und On‑Chain-Signale Schwächen offenlegen.
Liquidationen: Volatilität unterstreicht den Druck
Die aktuelle Phase geht mit erhöhten Liquidationen einher – ein weiterer Hinweis auf Stress im Markt:
- 12‑Stunden-Liquidationen: 10 Mio. US‑Dollar (davon 6,66 Mio. Longs, 3,34 Mio. Shorts)
- 24‑Stunden-Liquidationen: 58,38 Mio. US‑Dollar (27,17 Mio. Longs, 31,21 Mio. Shorts)
Die Größenordnung und Verteilung zeigen, dass sowohl Long- als auch Short-Positionen stark von der Volatilität betroffen sind. Besonders Longs erlitten im Zuge der jüngsten Rücksetzer deutliche Verluste – ein Muster, das in Trendphasen oft zu vorsichtigerer Hebelnutzung führt.
Wettbewerb und Erlösentwicklung im Ökosystem
Einbruch der Protokoll-Erlöse nach Dencun
Auf Protokollebene bekam Ethereum die Folgen seiner eigenen Skalierungsfortschritte zu spüren. Laut Nansen sind die annualisierten Erlöse im Jahresvergleich um rund 76 % auf etwa 604 Mio. US‑Dollar gesunken. Ursache sind vor allem die Dencun- und Fusaka‑Upgrades, die die Gebühren für Layer‑2‑Netzwerke deutlich reduziert haben.
Für Nutzer sind niedrigere Gebühren ein Vorteil, für das Protokolleinkommen aber ein klarer Rückgang. Parallel dazu holen Wettbewerber auf:
- Solana erzielte im gleichen Zeitraum rund 657 Mio. US‑Dollar an Erlösen
- TRON erreichte knapp 601 Mio. US‑Dollar, stark getrieben durch Stablecoin-Aktivität
Ethereum bleibt damit zwar relevant, steht aber im direkten Vergleich nicht mehr automatisch an der Spitze der Einnahmenrangliste.
Druck durch schnelle Layer‑1‑Konkurrenz
Besonders Solana sorgt für Gesprächsstoff. Das Netzwerk soll im Jahr 2025 rund 98 Mio. monatlich aktive Nutzer und 34 Mrd. Transaktionen verarbeitet haben – Werte, die Ethereum in nahezu allen hochfrequenten Kategorien übertreffen.
Nansen‑CEO Alex Svanevik warnt in diesem Kontext vor „gefährlicher Selbstzufriedenheit“. Wer diese Zahlen ignoriere, unterschätze das Risiko, dass Ethereum bei Nutzererlebnis und Durchsatz ins Hintertreffen gerät – selbst wenn die insgesamt im Netzwerk gebundene Liquidität (Total Value Locked, TVL) weiterhin hoch bleibt.
Reaktion der Ethereum Foundation
Die Ethereum Foundation reagiert inzwischen mit strukturellen Anpassungen. Mit Tomasz Stańczak (Gründer von Nethermind) und Hsiao‑Wei Wang wurden zwei profilierte Entwickler zu Executive Directors berufen – ein Signal, dass die Organisation den Fokus stärker auf Umsetzung und technische Schlagzahl legt.
Zudem treibt EF‑Forscher Justin Drake den „Beam Chain“-Fahrplan voran. Dieser sieht eine tiefgreifende Überarbeitung der Konsensschicht vor, mit Zielgrößen von 4‑Sekunden‑Slots und Finalität in einem einzigen Slot. Damit soll Ethereum Leistungsdaten anpeilen, die eher integrierten Hochgeschwindigkeits-Chains wie Solana ähneln – ohne den Anspruch auf Dezentralisierung aufzugeben.
Marktumfeld und institutionelles Interesse
Risikoaversion im Kryptomarkt
Die Schwäche von Ethereum findet vor einem insgesamt nervösen Kryptoumfeld statt. Nach einem Flash-Crash im Oktober dominieren Risikoaversion und Unsicherheit rund um die Stabilität der Finanzmärkte und die Makrolage. Bitcoin sowie die meisten Altcoins stehen seitdem unter Verkaufsdruck, und der Markt geht mit spürbarer Schwäche in das Jahresende.
Institutionelle Positionierung bleibt vorhanden
Trotz der aktuellen Delle bleibt das institutionelle Interesse an Ethereum bemerkenswert. Diskussionen um börsengehandelte ETH‑Produkte laufen weiter, und einige professionelle Anleger sehen in Ethereum potenziell größeren Hebel auf eine zukünftige Risikoaufnahme als bei Bitcoin – nicht zuletzt wegen der engeren Verknüpfung mit DeFi, Tokenisierung und breiter On‑Chain-Aktivität.
Technische Szenarien: Bärisch vs. bullisch
Abwärtsszenario
Solange Ethereum unter den Dezember-Hochs zwischen 3.176 und 3.240 US‑Dollar notiert, behalten die Verkäufer die Oberhand. Ein Rutsch unter die einmonatige Aufwärtstrendlinie im Bereich 2.882 US‑Dollar würde das Risiko eines Rücklaufs in Richtung 2.800 US‑Dollar erhöhen. Fällt auch diese Zone, rückt die wichtige Unterstützung bei 2.762 US‑Dollar wieder in Reichweite.
Erholungsszenario
Hält dagegen die Aufwärtstrendlinie bei rund 2.882 US‑Dollar, bleibt eine technische Erholung möglich. Zunächst wäre dann der Bereich um 3.200 US‑Dollar wieder denkbar, im Anschluss die Überwindung des frühen Dezember-Hochs bei 3.240 US‑Dollar. Gelingt auch dieser Schritt, könnte das Hoch vom 10. Dezember bei 3.447 US‑Dollar und in der Folge die 200‑Tage-Linie um 3.565 US‑Dollar erneut ins Blickfeld rücken.
Fazit: Entscheidende Wochen für Ethereum
Ethereum steht an einem kritischen Punkt zwischen struktureller Stärke und spürbarem Gegenwind. Auf der einen Seite stehen rückläufige Netzaktivität, nachlassende Halterüberzeugung, sinkende Protokoll-Erlöse und aggressive Konkurrenz durch schnelle Layer‑1‑Netzwerke. Auf der anderen Seite bleibt die Plattform zentral für DeFi, Tokenisierung und Stablecoins – und die Foundation zeigt mit personellen Weichenstellungen und der Beam‑Chain‑Roadmap klaren Handlungswillen.
Charttechnisch gilt der Bereich um 2.882–3.000 US‑Dollar in den kommenden Wochen als zentrale Zone: Ein stabiles Verteidigen dieser Region würde das Erholungsszenario in Richtung 3.200 bis 3.447 US‑Dollar stützen, während ein Bruch nach unten die Aufmerksamkeit wieder stärker auf 2.800 und 2.762 US‑Dollar lenken dürfte.
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