Liebe Leserinnen und Leser,

„Vielleicht 95 Prozent" – mit dieser Zahl im Gepäck kehrte die geopolitische Realität gestern Abend brutal in die vermeintliche Ruhe zwischen den Jahren zurück. Während die Handelsvolumina an der Frankfurter Börse am heutigen Montag erwartungsgemäß dünn ausfallen und viele Händler ihre Bücher bereits geschlossen haben, sorgt ein Treffen im fernen Florida für Bewegung in einem Sektor, der das Jahr 2025 wie kein anderer dominiert hat.

Es ist eine paradoxe Situation: Die bloße Aussicht auf Frieden lässt die Kurse fallen. Doch ist dieser Reflex nachhaltig? Und während die „Old Economy" nervös auf politische Signale reagiert, positioniert sich die digitale Ökonomie als Gegengewicht zur ausufernden Staatsverschuldung.

Starten wir in diese letzte, verkürzte Handelswoche des Jahres.

Friedensdividende mal anders: Rüstungswerte unter Druck

Es war das Treffen, auf das viele gewartet hatten, und es fand gestern in Mar-a-Lago statt. US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprachen drei Stunden lang. Das Ergebnis? Trump verkündete im Anschluss, ein Deal zur Beendigung des Krieges sei „näher als je zuvor" und zu „95 Prozent fertig".

Die Reaktion der Märkte folgte heute Vormittag prompt und lehrbuchmäßig: Wenn der Frieden droht, leiden die Aktien der Verteidigungsindustrie – zumindest in der kurzfristigen Börsenlogik. Die Papiere von Rheinmetall, Hensoldt und Renk gerieten unter Druck und gaben bis zu 3,1 Prozent nach. Auch europäische Schwergewichte wie Leonardo (-4 %) und Thales (-1,5 %) konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen.

Doch Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen. Werfen wir einen Blick auf das Kleingedruckte: Selenskyj fordert Sicherheitsgarantien für bis zu 50 Jahre – deutlich mehr als die im aktuellen 20-Punkte-Plan vorgesehenen 15 Jahre. Zudem bleibt der Status des Donbas der diplomatische Hauptstreitpunkt. Die Moskauer Reaktion, die das Treffen als „Bewegung voran" bezeichnete, mag zwar kurzfristig Entspannung signalisieren, ändert aber wenig an der langfristigen Notwendigkeit der europäischen Wiederbewaffnung. Mit einem Jahresplus von fast 150 Prozent bei Rheinmetall und über 110 Prozent bei Hensoldt ist der heutige Rücksetzer eher als gesunde Gewinnmitnahme denn als fundamentale Trendwende zu werten.

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Der 38-Billionen-Schatten und das Krypto-Veto

Während in Florida über physische Grenzen verhandelt wird, richtet sich der Blick der Finanzwelt auf eine finanzielle Grenze, die längst gefallen ist: die der US-Staatsverschuldung. Diese hat mittlerweile die Marke von 38 Billionen US-Dollar überschritten – ein Schuldenberg, der rechnerisch pro Sekunde um 70.000 Dollar wächst.

In dieses Wespennest stach heute Brian Armstrong. Der CEO der US-Kryptobörse Coinbase bezeichnete Bitcoin als notwendige „Kontrollinstanz" gegen die US-Inflation und die Defizitausgaben. Seine These: Bitcoin stärkt paradoxerweise den Dollar, indem er als Druckventil fungiert. Sollte die Inflation das Wirtschaftswachstum dauerhaft übersteigen, drohe der Verlust des Reservewährungsstatus.

Der Markt scheint ihm zumindest teilweise recht zu geben. Bitcoin erholt sich zum Wochenstart von seinem Weihnachtstief und nähert sich wieder der Marke von 90.000 US-Dollar, auch wenn die institutionellen Anleger zuletzt vorsichtiger agierten – in der Vorwoche flossen netto 782 Millionen US-Dollar aus den Spot-ETFs ab. Interessant ist der Blick auf 2026: Marktbeobachter sehen den klassischen Vierjahreszyklus des Bitcoin an Relevanz verlieren. Stattdessen rücken makroökonomische Faktoren wie die Liquidität der Zentralbanken in den Fokus.

Lichtblick im Norden, Gewitter in Grünheide

Zurück nach Deutschland, wo sich zeigt, dass die Energiewende auch in einem volatilen Umfeld Rendite abwerfen kann. Der Wind- und Solarparkbetreiber Energiekontor (SDAX) bestätigte heute seine Gewinnprognose für 2025. Ein Vorsteuergewinn (EBT) von 30 bis 40 Millionen Euro steht in den Büchern, untermauert durch den Verkauf von sieben Windparkprojekten mit beachtlichen 209 Megawatt Leistung in diesem Jahr. CEO Peter Szabo spricht von einem Projektportfolio, das „noch nie zuvor so umfangreich" war. Ein seltenes positives Signal aus der heimischen Infrastruktur-Branche.

Weniger harmonisch geht es in Brandenburg zu. In der Tesla-Gigafactory in Grünheide verschärft sich der Ton. Zwar verweist Werksleiter André Thierig stolz auf eine Entgelterhöhung von vier Prozent – doppelt so viel wie im Flächentarif –, doch die IG Metall pocht weiter auf einen Tarifvertrag. Der Konflikt zwischen dem US-Tech-Ansatz und der deutschen Mitbestimmungskultur dürfte uns auch 2026 als Dauerthema begleiten.

Ein Warnsignal aus dem Gesundheitswesen

Zum Schluss noch eine Zahl, die zwar nicht direkt an der Börse gehandelt wird, aber die strukturellen Probleme unserer Volkswirtschaft greifbar macht: 70 Prozent. So viele deutsche Krankenhäuser rechnen für das zu Ende gehende Jahr 2025 mit Verlusten. Ein besorgniserregender Anstieg gegenüber den 66 Prozent im Jahr 2024. Wenn zwei Drittel einer kritischen Infrastruktur rote Zahlen schreiben, ist das mehr als nur eine statistische Randnotiz – es ist ein finanzieller Schwelbrand, der dringend nach politischen Löschmaßnahmen verlangt.

Was das für Sie bedeutet

Die heutige Marktbewegung bei den Rüstungswerten zeigt exemplarisch, wie sensibel politische Börsen reagieren. Doch lassen Sie sich von der „95-Prozent-Rhetorik" nicht täuschen: Der Weg zu einem echten Frieden ist oft länger und steiniger als der Weg zu einem Waffenstillstand. Nutzen Sie die ruhigen Tage, um Ihr Portfolio auf echte Substanz zu prüfen – sei es bei profitablen Nischenplayern wie Energiekontor oder bei der strategischen Absicherung gegen die Geldentwertung.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Start in diese letzte Woche des Jahres 2025.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann