Liebe Leserinnen und Leser,

selten lagen Sektlaune und Katerstimmung zeitlich so eng beieinander wie an diesem Samstag. Während Sie dieses Briefing lesen, dürften in den Chefetagen von Oracle und ByteDance die Korken knallen. Doch der Schall dieser Feierlichkeiten verhallt, bevor er die Ladenstraßen der realen Welt erreicht.

Wir erleben ein Wochenende der extremen Divergenz. An der Wall Street feierten die KI-Werte zum Wochenausklang noch einmal eine Party – der S&P 500 legte gestern 0,9 Prozent zu. Doch abseits der Serverfarmen und Algorithmen kühlt sich die Weltwirtschaft spürbar ab. Wir blicken heute auf einen historischen Tech-Deal, der eine geopolitische Zeitbombe entschärft, auf den dramatischen Absturz einer Sportikone und auf eine bemerkenswerte Zurückhaltung der deutschen Verbraucher, die an düstere Zeiten erinnert.

Der Befreiungsschlag: TikTok wird amerikanisch (genug)

Es ist die Nachricht, die eine monatelange Hängepartie beendet: TikTok bleibt in den USA. Am Mittwoch, den 18. Dezember, wurde die Tinte unter einem Deal trocken, der als Lehrbuchbeispiel für pragmatische Geopolitik in die Geschichte eingehen dürfte.

Der chinesische Mutterkonzern ByteDance hat eine verbindliche Vereinbarung unterzeichnet, das US-Geschäft in ein Joint Venture auszulagern. Die Partner lesen sich wie das „Who is Who" des westlichen Kapitals: Oracle, der Private-Equity-Riese Silver Lake und MGX aus den Emiraten.

Die Architektur des Deals:
Die neue Entität, die „TikTok USDS Joint Venture LLC", wird zu 50 Prozent von den drei neuen Investoren gehalten. ByteDance behält lediglich einen Anteil von 19,9 Prozent, der Rest liegt bei bestehenden Investoren. Der entscheidende Punkt für Washington: Ein siebenköpfiger Vorstand, mehrheitlich mit US-Amerikanern besetzt, wird künftig über die Datensicherheit wachen. Oracle übernimmt nicht nur die Speicherung der US-Nutzerdaten, sondern – und das ist der technologische Kern – das Training des Algorithmus auf Basis dieser Daten.

Für Oracle ist dies ein Triumph. Die Aktie reagierte bereits gestern im Handel mit einem Sprung von über 5 Prozent. Es ist mehr als ein lukrativer Cloud-Vertrag; es ist eine Machtdemonstration, die zeigt, wie der befürchtete „Splinternet"-Trend durch komplexe Firmenkonstrukte abgefedert werden kann. Der Abschluss ist für den 22. Januar 2026 geplant – gerade noch rechtzeitig, um einem Verbot zuvorzukommen.

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Die Zahlen, die ich analysiert habe, zeigen eine historische Chance im Tech-Sektor für 2026. Die Experten Felix Baarz und Bernd Wünsche haben in ihrem aktuellen Webinar vier Unternehmen identifiziert, die vom KI-Boom maximal profitieren könnten – darunter CrowdStrike als Schlüsselaktie für KI-Sicherheit. Das "Projekt Tech-Millionär" fokussiert sich gezielt auf die Infrastruktur-Gewinner der KI-Revolution: von Chip-Herstellern über Datenplattformen bis zu Sicherheitssystemen. Bernd Wünsche analysiert seit über 20 Jahren Tech-Aktien und zeigt konkret, welche vier Unternehmen 2026 das Rückgrat des KI-Zeitalters bilden könnten. Sie können die vollständige Analyse mit allen vier Tech-Aktien für nur 99 Cent vier Wochen lang testen. Details zum Projekt Tech-Millionär und den vier KI-Infrastruktur-Aktien

Nike und die chinesische Warnung

Während die Tech-Welt aufatmet, herrscht in der Welt der physischen Güter Alarmstimmung. Die Aktie von Nike erlebte gestern an der Wall Street ein Debakel und stürzte um über 10 Prozent ab. Der Grund liegt tausende Kilometer entfernt: China.

Der Umsatz im Reich der Mitte brach im abgelaufenen Quartal um satte 17 Prozent ein. Das ist mehr als nur eine Delle; es ist ein Indikator für eine tiefergehende Konsumkrise in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Wenn der chinesische Mittelstand aufhört, Premium-Sneaker zu kaufen, haben viele westliche Konzerne ein Problem.

Für den deutschen Konkurrenten Adidas ist das keine gute Nachricht, auch wenn die Herzogenauracher mit einem aktuellen Börsenwert von knapp 30 Milliarden Euro und einem KGV von über 20 selbst ambitioniert bewertet sind. Die Schwäche in China ist kein Nike-exklusives Phänomen, sondern ein makroökonomisches Warnsignal, das weit über die Sportartikelbranche hinausreicht.

Deutschland im Spar-Modus

Die Kälte aus China korrespondiert erschreckend gut mit der Stimmung hierzulande. Mitten im Weihnachtsgeschäft, eigentlich die Zeit des lockeren Geldbeutels, zeigen die Deutschen dem Einzelhandel die kalte Schulter.

Die neuesten Daten der GfK zeichnen ein ernüchterndes Bild: Die Sparneigung der Bundesbürger ist so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Konsumklima ist im Dezember regelrecht abgesackt. Zwar prognostiziert die Bundesbank ab 2026 eine allmähliche Konjunkturbelebung, getrieben durch Exporte und Investitionen, doch wenn der private Konsum als Wachstumsmotor ausfällt, steht die deutsche Wirtschaft auf nur einem Bein.

Die Unsicherheit ist greifbar – sei es durch die politische Hängepartie in Berlin oder die Sorge vor geopolitischen Verwerfungen. Dass die Inflation im November auf 2,3 Prozent gesunken ist, reicht offenbar nicht aus, um die Kauflaune zu entfachen. Die Menschen halten ihr Geld zusammen.

Krypto-Winter oder Bärenfalle?

Ein kurzer Blick auf die digitalen Assets: Wer auf eine Jahresendrallye bei Bitcoin gehofft hatte, wird an diesem Wochenende enttäuscht. Die größte Kryptowährung notiert schwach im Bereich von 88.000 US-Dollar.

Trotz fallender US-Inflationsdaten (2,7 Prozent im November) fehlt der zündende Funke. Marktanalysten warnen, dass ein Jahresschlusskurs unter 100.000 Dollar wahrscheinlich ist – ein psychologischer Dämpfer. Interessant ist jedoch der politische Hintergrund: In den USA rückt der „Clarity Act" zur Regulierung näher, eine Verabschiedung im Januar scheint möglich. Während Trader-Legende Peter Brandt skeptisch bleibt, sehen Optimisten wie Arthur Hayes weiterhin astronomische Kursziele. Fakt ist: Die Unsicherheit drückt aktuell auf die Kurse, während Gold Rekordhöhen testet.

Was sonst noch wichtig war

  • Musks Milliarden-Sieg: Ein Gericht in Delaware hat gestern das 2018 vereinbarte und zwischenzeitlich gekippte Vergütungspaket für Elon Musk im Wert von 56 Milliarden Dollar wieder in Kraft gesetzt. Ein Triumph für Musk, der zeigt, dass an der Wall Street Erfolg am Ende fast jedes Governance-Bedenken schlägt.
  • EU-Hilfe steht: Brüssel hat sich auf ein 90-Milliarden-Euro-Kreditpaket für die Ukraine geeinigt, finanziert über zwei Jahre. Ein wichtiges Signal der Handlungsfähigkeit, auch wenn Ökonomen bezweifeln, dass diese Kredite je vollständig zurückgezahlt werden.
  • Mercosur auf der langen Bank: Die EU hat die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Staaten erneut verschoben. Ein Vakuum, das China, Russland und die USA nur allzu gerne füllen werden.

Schlussgedanke

Wir sehen an diesem 20. Dezember eine Weltwirtschaft, die sich neu sortiert. Auf der einen Seite die Flexibilität des Kapitals, die selbst politische Blockaden wie im Fall TikTok durch kreative Deals umgeht. Auf der anderen Seite der sture, verunsicherte Verbraucher – ob in China oder Deutschland –, der sich durch keine Werbekampagne der Welt zum Kaufen zwingen lässt.

Für das kommende Jahr 2026 bedeutet das: Technologischer Fortschritt und KI-Investitionen werden weitergehen (Goldman Sachs erwartet über 500 Mrd. USD Capex), aber die Basis, der breite Massenkonsum, bleibt fragil.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Rest des Wochenendes und einen ruhigen vierten Advent.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

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