Liebe Leserinnen und Leser,

87,6. Diese Zahl liegt heute Mittag wie ein schwerer Stein im Magen der deutschen Volkswirtschaft. Es ist der aktuelle Stand des ifo-Geschäftsklimas, und er erzählt eine Geschichte der Desillusionierung. Clemens Fuest, der Präsident des Instituts, wählte dazu Worte von fast poetischer Tristesse: „Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung."

Doch wer heute an den Märkten nur Trübsal erwartet, hat die Rechnung ohne die Schizophrenie der Börse gemacht. Während die Stimmung in den Chefetagen laut DekaBank-Ökonom Ulrich Kater „regelrecht vergiftet" ist, notiert der DAX im Plus bei rund 24.147 Zählern.

Erinnern Sie sich an unser gestriges Thema, die "kognitive Dissonanz"? Heute erleben wir deren zweiten Akt. Die Börse entkoppelt sich von der gefühlten Temperatur der Realwirtschaft. Oder anders formuliert: Die Händler in Frankfurt blicken bereits durch das Tal der Tränen hindurch, während die Manager noch mitten im Matsch stehen.

Lassen Sie uns diesen Widerspruch auflösen – an einem Tag, an dem Panzerbauer den Gang aufs Parkett wagen und Volkswagen in Niedersachsen Fakten aus Beton schafft.

Die 180-Grad-Wende der Rüstung

Gestern mussten wir an dieser Stelle noch über den Absturz der Rüstungsaktien berichten, ausgelöst durch zarte Hoffnungen auf Friedensgespräche. Heute dreht der Wind mit brutaler Geschwindigkeit. Rheinmetall gehört mit einem Plus von rund 2 Prozent wieder zur Spitzengruppe, flankiert von Hensoldt und Renk.

Die Börse korrigiert ihren emotionalen Ausverkauf vom Dienstag. Die nüchterne Erkenntnis setzt sich durch: Selbst ein Schweigen der Waffen in der Ukraine würde die Notwendigkeit zur europäischen Aufrüstung nicht beenden. Im Gegenteil: Der Bundestag könnte noch heute milliardenschwere Rüstungsdeals freigeben.

Doch die eigentliche tektonische Verschiebung meldet sich aus Amsterdam und Paris: Der deutsch-französische Panzerhersteller KNDS (KMW+Nexter) visiert für 2026 den Börsengang an. Wir sprechen hier von einer Bewertung um die 20 Milliarden Euro.

Die Einordnung: Das ist mehr als ein IPO; es ist ein geopolitisches Statement. Dass ein Rüstungskonzern dieser Dimension den Schritt in die Öffentlichkeit wagt, markiert das Ende der moralischen Ächtung von Defense-Investments. KNDS wird nicht nur ein Schwergewicht im Index, sondern der finanzielle Beweis für die neue Sicherheitsarchitektur Europas.

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Während Rheinmetall heute 2 Prozent zulegt, zeigt Carsten Müller in seiner aktuellen Cash-Rallye, wie Anleger solche Marktbewegungen systematisch nutzen können. Der Analyst mit 30 Jahren Markterfahrung hat ein Trading-System entwickelt, das gezielt auf explosive Kursausbrüche setzt – egal ob bei Rüstungsaktien, Tech-Werten oder Rohstoffen. In seinem kostenlosen Webinar stellt er die sogenannte Cash-Rallye vor: 20 konkrete Trade-Signale in den nächsten 10 Wochen, zweimal wöchentlich, mit einem Durchschnittsgewinn von +62,5% pro Trade in der Vergangenheit. Das System kombiniert technische Ausbruchs-Signale mit Volumenanalyse und fundamentalen Auslösern – genau dort, wo gerade die größte Marktbewegung stattfindet. Müller zeigt unter anderem, wie ein Rheinmetall-Trade im vergangenen Jahr +136,5% Gewinn brachte, Siemens Energy +96,9% und Heidelberg Materials +72,1%. Details zur Cash-Rallye und kostenlose Anmeldung

Salzgitter: Das Anti-Ford-Signal

Während wir gestern noch Fords 19,5-Milliarden-Abschreibung auf die E-Mobilität analysierten, sendet Volkswagen heute ein wichtiges Gegensignal. In Salzgitter ist offiziell die Produktion in der ersten Batteriefabrik der Tochter PowerCo angelaufen.

Pünktlich zum Zeitplan sollen hier künftig bis zu 70.000 Zellen pro Tag vom Band laufen. Warum ist das relevant? Weil es beweist, dass die deutsche Industrie trotz aller Unkenrufe handlungsfähig bleibt. Während in den Feuilletons über Deindustrialisierung philosophiert wird, schafft VW in Niedersachsen Tatsachen. Die Transformation findet nicht nur in Powerpoint-Präsentationen statt, sondern in realen Werkshallen. Es ist ein notwendiger Kontrapunkt zur allgemeinen Untergangsstimmung.

Die Flucht ins "Jetzt": Shoppen nein, Essen ja

Ein faszinierendes Detail der ifo-Daten verdient besondere Beachtung: Während der Einzelhandel über ein schwaches Weihnachtsgeschäft klagt und die Industrie nach Aufträgen dürstet, meldet das Gastgewerbe einen starken Dezember.

Die Gastronomen sind so zuversichtlich wie seit Monaten nicht mehr. Psychologisch lässt sich das als "Konsum-Trotz" deuten. Wir kaufen weniger materielle Güter (schlecht für den Handel), aber wir gönnen uns das Erlebnis, das Abendessen, die Geselligkeit. In unsicheren Zeiten flüchtet der Konsument ins "Jetzt". Der Blick in die Zukunft (ifo-Erwartungskomponente: magere 89,7 Punkte) macht Angst, also investiert man in den genussvollen Augenblick.

Kurz notiert: Was die Märkte sonst bewegt

  • Wasserstoff-Lebenszeichen: Die Aktie von Thyssenkrupp Nucera springt heute um fast 5 Prozent an. Solide Zahlen für das Geschäftsjahr 2024/25 und das stabile Chlor-Alkali-Geschäft beruhigen die Nerven. Analysten rufen Kursziele von bis zu 15 Euro aus – ein seltener Lichtblick in einem zuletzt abgestraften Sektor.
  • Londoner Annäherung: Eine Nachricht für die europäische Seele – Großbritannien kehrt ab 2027 in das Erasmus-Programm zurück. Nach dem bildungspolitischen Vakuum des Brexit ist dies ein kleiner, aber feiner Schritt der Re-Integration.
  • Sozialstaats-Umbau: In Berlin hat das Kabinett das Ende des Bürgergelds in seiner jetzigen Form beschlossen; es soll durch ein sanktionsschärferes „Grundsicherungsgeld" ersetzt werden. Ein Thema, das die innenpolitische Debatte im kommenden Wahlkampfjahr dominieren dürfte.

Der Blick nach vorn

Wenn heute Abend in Frankfurt die Lichter ausgehen, richten sich alle Augen auf die USA. Der Speicherchip-Gigant Micron legt nach Börsenschluss (22:00 Uhr MEZ) seine Zahlen vor.

Micron fungiert als der Kanarienvogel in der Kohlemine für den KI-Boom. Analysten erwarten eine Verdopplung des Gewinns pro Aktie. Liefert der Konzern, wird das die These stützen, dass der Hunger nach KI-Infrastruktur ungebrochen ist. Enttäuscht Micron, dürften die Sorgen vor einer „KI-Blase", die den Markt zuletzt immer wieder heimsuchten, mit Wucht zurückkehren.

Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Mittwoch. Lassen Sie sich von der Zahl 87,6 nicht die Laune verderben – folgen Sie lieber dem Beispiel der Gastronomen und genießen Sie das "Jetzt".

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann