DeFi Technologies Aktie: Zwischen Wachstum und Risiken

DeFi Technologies steht zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite treibt das Unternehmen seine Expansion nach Lateinamerika voran, auf der anderen Seite belasten Sammelklagen und Governance-Fragen das Vertrauen. Wie stark können die operativen Fortschritte die rechtlichen und reputativen Risiken ausgleichen?

Markteintritt in Brasilien

Der wichtigste positive Impuls kommt aus dem Einstieg in den brasilianischen Markt. Die Tochter Valour Inc. hat an der Börse B3 (Brasil, Bolsa, Balcão) erfolgreich Brazilian Depositary Receipts (BDRs) sowie fünf digitale Asset-ETPs gelistet.

Die Listings markieren die erste größere Expansion außerhalb Europas und wurden vor wenigen Tagen mit einer Eröffnungszeremonie in São Paulo begleitet. Brasilianische Anleger erhalten damit über ihre bestehende Broker-Infrastruktur direkten Zugang zu Produkten von DeFi Technologies.

An der B3 neu gelistete Instrumente:

• DEFT31: BDRs auf Stammaktien von DeFi Technologies
• BTCV: Valour Bitcoin ETP
• ETHV: Valour Ethereum ETP
• XRPV: Valour XRP ETP
• VSOL: Valour Solana ETP
• VSUI: Valour Sui ETP

Damit entsteht eine skalierbare Plattform für weiteres Wachstum in Lateinamerika. Die Region zählt zu den aktivsten Märkten weltweit für Kryptowährungen und digitale Assets, was dem Produktangebot zusätzlichen Hebel geben kann.

Sammelklagen und Vorwürfe

Parallel zur Expansion gerät die Aktie durch mehrere Wertpapier-Sammelklagen unter Druck. Kanzleien wie Levi & Korsinsky, LLP und Faruqi & Faruqi, LLP haben im Namen von Investoren Klagen eingereicht.

Im Zentrum stehen Vorwürfe, das Unternehmen habe wesentliche falsche oder irreführende Aussagen zu seinem Geschäft gemacht. Konkret wird behauptet:

• Es habe nicht offengelegte Verzögerungen bei der Umsetzung der „DeFi Alpha“-Arbitragestrategie gegeben, die als wichtiger Umsatztreiber gilt.
• Der Wettbewerbsdruck durch andere Anbieter im Bereich digitaler Asset-Treasury sei unterschätzt worden.
• In der Folge sei die eigene Umsatzprognose verfehlt worden.

Die Verfahren schaffen spürbare Unsicherheit. Für Anleger, die als Lead Plaintiff auftreten wollen, ist in den Klagen ein Stichtag Ende Januar 2026 genannt. Das hält das Thema rechtlicher Risiken präsent und verstärkt die Aufmerksamkeit auf mögliche weitere Entwicklungen.

Governance und Aktienbestände

Zusätzlich hat das Unternehmen jüngst Unstimmigkeiten bei gemeldeten Aktienbeständen adressiert. Hintergrund sind Abweichungen zwischen den ausgewiesenen Positionen verschiedener Intermediäre.

DeFi Technologies arbeitet nach eigenen Angaben mit Broker-Dealern zusammen, um diese Differenzen zu bereinigen. Ein Großteil der Abweichungen wird auf Abwicklungszeitpunkte und Wertpapierleihe zurückgeführt.

Parallel zu dieser Klarstellung trat Board-Mitglied Stefan Hascoet mit sofortiger Wirkung zurück. Solche Veränderungen auf Ebene des Verwaltungsrats in einer Phase rechtlicher Prüfung erhöhen erfahrungsgemäß die Vorsicht im Markt, auch wenn die operative Tätigkeit weiterläuft.

Abwägung von Chancen und Risiken

Die Lage ist aktuell von einem Spannungsfeld zwischen Wachstum und Reputationsrisiken geprägt. Der erfolgreiche Start in Brasilien zeigt, dass DeFi Technologies komplexe internationale Rollouts umsetzen und neue Erlösquellen erschließen kann.

Dem gegenüber stehen die Vorwürfe rund um die DeFi-Alpha-Strategie, verfehlte Umsatzziele und die offenen Sammelklagen. Kurzfristig dürfte die Nachrichtenlage zu den Verfahren und zu Governance-Themen die Wahrnehmung stärker beeinflussen als die operativen Fortschritte.

Für den weiteren Kursverlauf werden insbesondere zwei Punkte entscheidend sein: Wie transparent und zügig das Management die Unstimmigkeiten bei den Aktienbeständen klärt und wie robust die Verteidigung gegen die Betrugsvorwürfe in den Sammelklagen ausfällt.