Shell dementiert vehement, aber die Spekulationen um den Deal des Jahrzehnts lassen die Märkte nicht los. Der britische Energieriese BP steht plötzlich im Zentrum einer Übernahmeschlacht, die das gesamte Gefüge der Ölindustrie erschüttern könnte.

Das Wall Street Journal hatte am Mittwoch die Bombe platzen lassen: Shell soll in frühen Gesprächen über eine Übernahme des schwächelnden Konkurrenten stehen. Die Reaktion an der Börse war spektakulär - BP-Aktien schossen um über 10 Prozent nach oben, bevor Shell mit einem scharfen Dementi konterte.

Der 80-Milliarden-Dollar-Poker

Mit einer aktuellen Marktbewertung von rund 80 Milliarden Dollar wäre eine BP-Übernahme der größte Öl-Deal seit Exxons legendärem 83-Milliarden-Coup beim Mobil-Kauf 1999. Doch Shell winkt energisch ab: "Keine Gespräche finden statt", so ein Unternehmenssprecher. Man konzentriere sich weiterhin auf "Performance, Disziplin und Vereinfachung" im eigenen Konzern.

Branchenexperten bezweifeln ohnehin eine Komplett-Übernahme. Wahrscheinlicher erscheint eine Zerschlagung von BP mit dem Verkauf einzelner Geschäftsbereiche an verschiedene Käufer. Diese Variante würde auch regulatorische Hürden umgehen.

Das BP-Dilemma wird zur Achillesferse

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Der Übernahme-Rummel offenbart BPs fundamentale Schwäche. Während Shell und amerikanische Konkurrenten glänzen, steckt der Konzern in einer strategischen Sackgasse. Der vor fünf Jahren gestartete Schwenk zu erneuerbaren Energien erwies sich als kostspieliges Fiasko - die Profitabilität brach ein, die Investoren verloren das Vertrauen.

Bereits Anfang des Jahres musste BP einen peinlichen Strategiewechsel vollziehen: Zurück zu Öl und Gas, weg von den grünen Träumen. Aktivist Elliott Management nutzte die Schwäche und sicherte sich über 5 Prozent der Anteile - ein untrügliches Zeichen für Unruhe im Aktionariat.

Marktreaktion verrät die Wahrheit

Trotz Shells Dementi zeigt die Börsenreaktion, wie verzweifelt Investoren auf eine Lösung für das BP-Problem hoffen. Die Aktie stabilisierte sich zwar nach den ersten Turbulenzen, doch die Übernahmefantasie bleibt im Raum. Für BP könnte sie zur letzten Rettung werden - oder zum finalen Ausverkauf einer einst stolzen Öl-Ikone.

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