Bitcoin: Ruhe vor 2026
Bitcoin tritt kurz vor Jahresende auf der Stelle. Nach dem Rekordhoch im Oktober hat sich die größte Kryptowährung in eine Seitwärtsphase zurückgezogen – mit verhaltener Stimmung, aber erstaunlich robusten Fundamentaldaten. Spannend ist vor allem die Diskrepanz zwischen pessimistischer Stimmung und stabilen Strukturen im Hintergrund.
Konsolidierung nach starkem Rücklauf
Seit dem Allzeithoch Anfang Oktober ist Bitcoin deutlich zurückgekommen und pendelt nun in einer breiten Spanne. Aktuell liegt der Kurs bei rund 89.700 US‑Dollar und damit gut 28 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, zugleich aber knapp 6 % über dem November-Tief.
Der Markt zeigt typische Konsolidierungsmerkmale: geringere Volatilität, zurückhaltende Liquidität und vorsichtiges, eher defensives Verhalten institutioneller Anleger in den letzten Wochen des Jahres. Technisch betrachtet bewegt sich Bitcoin in einer Unterstützungszone zwischen 88.000 und 90.000 Dollar. Darunter gilt der Bereich um 80.000 bis 82.000 Dollar als entscheidend, weil hier im November eine scharfe Korrektur aufgefangen wurde.
Auf der Oberseite bleiben die Region um 94.000 Dollar und die psychologisch wichtige Marke von 100.000 Dollar die zentralen Hürden. Der RSI von rund 38 signalisiert einen eher angeschlagenen Markt, aber noch keinen klar überverkauften Extremzustand.
Strukturale Unterstützung auf der Blockchain
Auffällig ist: Trotz des Kursrückgangs deuten On‑Chain-Daten auf eine solide Basis hin.
Kostenbasis spricht für starke Zone
Daten von Glassnode zeigen eine auffällige Ballung wichtiger Kostenmarken im Bereich 80.000 bis 84.000 Dollar:
- „True Market Mean“ (durchschnittlicher On‑Chain-Kaufpreis aktiver Marktteilnehmer) liegt bei etwa 81.000 Dollar
- Durchschnittlicher Einstandspreis der US‑Spot‑ETFs rund 83.844 Dollar
- Kostenbasis der im Jahr 2024 erworbenen und von Börsen abgezogenen Coins bei etwa 83.000 Dollar
Diese Überlappung spricht für eine starke strukturelle Unterstützungszone. Von den November-Tiefs nahe 80.000 Dollar hat sich Bitcoin bereits um rund 15 % erholt – ein Indiz dafür, dass an dieser Marke verstärkt Nachfrage einsetzt.
Wale und Abflüsse von Börsen
Hinzu kommt: Große Adressen nutzen die aktuelle Seitwärtsphase zur stillen Aufstockung. Wallets mit 10 bis 10.000 BTC haben in den ersten Dezembertagen über 47.000 BTC zugelegt. Gleichzeitig wurden mehr als 403.000 BTC von zentralisierten Börsen abgezogen.
Beides zusammen deutet auf ein knapper werdendes Angebot im liquiden Handel hin – ein Faktor, der mittelfristig stützen kann, sofern die Nachfrage nicht komplett einbricht.
Netzwerk-Fundamentaldaten auf Rekordniveau
Parallel zur Kurskonsolidierung bleibt das Bitcoin-Netzwerk selbst äußerst robust.
Die Hashrate liegt bei rund 1,053 Milliarden TH/s und damit knapp 20 % über dem Wert vor einem Jahr. Die Mining-Schwierigkeit erreichte 148,2 Billionen und dürfte bei der nächsten Anpassung am 23. Dezember um etwa 12 % auf knapp 165,9 Billionen steigen.
Diese Kombination aus steigender Rechenleistung und höherer Schwierigkeit zeigt: Miner investieren weiter in die Infrastruktur und kalkulieren offenbar langfristig mit attraktiven Erlösen – trotz der seit 20 Monaten reduzierten Blockbelohnung von 3,125 BTC.
ETF-Ströme und institutionelle Rolle
Auf ETF-Ebene präsentiert sich das Bild gemischt, aber zuletzt wieder leicht positiv. Nach deutlichen Abflüssen Anfang Dezember – darunter ein Ausstrom von 194,6 Millionen Dollar am 4. Dezember – haben die US‑Spot‑ETFs ihre Negativtendenz gestoppt.
Zuletzt gab es:
- am 10. Dezember Nettozuflüsse von 223,5 Millionen Dollar
- am 12. Dezember weitere 49,1 Millionen Dollar
Insgesamt summieren sich die Zuflüsse seit dem Start der Produkte auf knapp 57,9 Milliarden Dollar. Das verwaltete Vermögen der US‑Spot‑ETFs liegt bei etwa 103 Milliarden Dollar, wobei der institutionelle Anteil bei rund 24,5 % der Bestände liegt. Das unterstreicht, dass professionelle Investoren inzwischen ein fester Bestandteil des Bitcoin-Marktes sind, auch wenn sie aktuell eher dosiert agieren.
Makrofaktoren: Fed, BoJ und Jahresende
Die kurzfristige Entwicklung von Bitcoin wird derzeit stark vom globalen Zinsumfeld überlagert.
Fed-Senkung mit vorsichtigem Ton
Die US‑Notenbank hat im Dezember den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,50 % bis 3,75 % gesenkt. Das sorgte zunächst für einen Kurssprung von Bitcoin in Richtung 94.000 Dollar, doch die Rally blieb kurz. Grund: Die begleitende Kommunikation fiel eher vorsichtig aus, da die Inflation weiterhin hartnäckig bleibt.
Der Markt steht damit zwischen tendenziell günstigeren Finanzierungsbedingungen und anhaltender Unsicherheit über den weiteren Zinspfad – ein Umfeld, das größere, aggressive Positionierungen bremst.
Bank of Japan im Fokus
Zusätzliche Spannung bringt die anstehende Entscheidung der Bank of Japan am 18. und 19. Dezember. Terminmärkte preisen mit einer Wahrscheinlichkeit von 94 % einen Zinsschritt auf 0,75 % ein. Eine solche Straffung könnte zu einer teilweisen Auflösung von Yen‑Carry‑Trades führen, also Strategien, bei denen günstige Yen-Finanzierung in riskantere Anlagen wie Krypto geflossen ist.
Ein Rückbau dieser Konstrukte hätte das Potenzial, Liquidität aus dem Markt zu ziehen und kurzfristig zusätzlichen Druck auf riskante Assets zu bringen – Bitcoin inklusive.
Defensives Jahresend-Setup
Hinzu kommen typische Effekte zum Jahresende: niedrige Hebel, gedämpfte Volatilität und eine Verschiebung von Kapital in kurzfristige Zinsstrategien, während sich Marktteilnehmer langfristige Refinanzierung zu aktuell niedrigen Spreads sichern. Die Priorität liegt klar auf Bilanzoptimierung statt großen Richtungswetten in Richtung 2026.
Stimmung: Angst trotz stabiler Preise
Bemerkenswert ist der Kontrast zwischen Stimmung und Kursverlauf. Der Crypto Fear & Greed Index zeigt mit einem Wert um 23 „Extreme Fear“ an – also extreme Angst. Gleichzeitig bleibt der Bitcoin-Preis relativ stabil in seiner Konsolidationszone.
Marktbeobachter sehen darin ein klassisches „Wall of Worry“-Umfeld: Privatanleger sind verunsichert oder abwartend, während institutionelle Ströme über ETFs allmählich wieder ins Plus drehen. Solche Phasen gelten häufig als Nährboden für spätere Aufwärtsbewegungen, garantieren sie aber natürlich nicht.
Analysten und Modelle: Euphorie gedämpft, Langfristblick intakt
Standard Chartered hat seine Bitcoin-Prognose für Ende 2025 deutlich zurückgenommen – von 200.000 auf 100.000 Dollar. Begründet wird dies vor allem mit einem verlangsamten Kaufverhalten der Bitcoin-Schatzhaltungsunternehmen. Gleichzeitig geht die Bank davon aus, dass ETF-Zuflüsse die Kurse bis 2026 weiter stützen dürften.
Verschiedene On‑Chain-Bewertungsmodelle wie Stock‑to‑Flow und NVT kommen derweil zu deutlich optimistischeren Szenarien: Für 2026 wird auf Basis dieser Modelle ein mögliches Band von 150.000 bis 200.000 Dollar genannt. Rückenwind liefern dabei ein Anstieg der institutionellen On‑Chain-Bestände um 169 % im Jahresvergleich sowie eine hohe „Dormancy Rate“ von 74 % über zwei Jahre – also ein großer Anteil langfristig ruhender Coins.
Regulierung: Rückenwind für Institutionen
Regulatorisch war 2025 ein Wendepunkt. Mit dem GENIUS Act wurde ein verbindlicher Rahmen für Stablecoins geschaffen. Gleichzeitig ermöglichte die Aufhebung von SAB 121 Banken, Krypto-Vermögenswerte außerbilanziell zu verwahren.
Beides erleichtert institutionellen Akteuren den Zugang zum Markt und reduziert rechtliche Unsicherheiten – ein struktureller Pluspunkt für die langfristige Entwicklung von Bitcoin als Anlageklasse.
Fazit: Übergangsphase mit klaren Marken
Unterm Strich spiegelt die aktuelle Seitwärtsphase um 89.000 Dollar einen Markt in der Übergangsphase wider: Die starke Rally bis Oktober wird verdaut, während sich im Bereich 80.000 bis 84.000 Dollar eine breite Unterstützungszone herausbildet, untermauert von Kostenbasis-Daten, Wale‑Akkumulation und abfließenden Börsenbeständen. Kurzfristig dürften vor allem die Entscheidungen der Zentralbanken und mögliche Bewegungen um die Schlüsselzone bei 80.000 bis 82.000 Dollar darüber entscheiden, ob Bitcoin die Konsolidierung ruhig ins Jahr 2026 trägt oder noch einmal in eine volatilere Phase wechselt.
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