XRP: Transparente Geschäftsergebnisse

Der Kryptomarkt erlebt derzeit eine paradoxe Situation: Während Ripple Labs einen bedeutenden regulatorischen Meilenstein erreicht und die XRP-ETFs Rekordinflüsse verzeichnen, dümpelt der XRP-Kurs bei 2 Dollar vor sich hin. Die Frage ist nicht mehr, ob die fundamentalen Entwicklungen bullish sind – sondern wann sie sich im Preis niederschlagen.

Bankenlizenz als Wendepunkt

Am 12. Dezember erhielt Ripple Labs eine vorläufige Genehmigung vom Office of the Comptroller of the Currency (OCC) zur Gründung der Ripple National Trust Bank in New York. Diese Banklizenz auf Bundesebene stellt Ripple auf eine Stufe mit etablierten Playern wie Circle, Fidelity Digital Assets und Paxos.

Die Lizenz ermöglicht Ripple, die Reserven seines 1,3 Milliarden Dollar schweren RLUSD-Stablecoins selbst zu verwalten – bisher lag diese Aufgabe bei der Bank of New York. CEO Brad Garlinghouse bezeichnete die Genehmigung als "massiven Schritt nach vorn". Die Infrastruktur unter Bundesaufsicht könnte Ripple künftig auch Verwahrdienste für andere Institutionen anbieten lassen.

Parallel expandiert RLUSD auf weitere Blockchains, darunter Solana und Ethereum. Diese Multi-Chain-Strategie soll die Reichweite des Stablecoins im DeFi-Ökosystem vergrößern.

ETF-Zuflüsse ohne Kurswirkung

Die XRP-Spot-ETFs erleben eine bemerkenswerte Nachfrage: 19 Handelstage in Folge verzeichneten sie positive Zuflüsse, kumuliert knapp 975 Millionen Dollar. Am 12. Dezember flossen weitere 20 Millionen Dollar zu, angeführt von Franklins XRPZ-ETF mit 8,7 Millionen Dollar. Das verwaltete Vermögen überschreitet mittlerweile 1,1 Milliarden Dollar – mehr als die Solana-ETFs trotz deren früheren Starts aufweisen.

Die Diskrepanz zwischen anhaltenden Zuflüssen und schwachem Preis deutet darauf hin, dass institutionelle Investoren langfristige Positionen aufbauen, ohne kurzfristige Kursgewinne zu erwarten. Diese Nachfrage schafft möglicherweise ein strukturelles Preisniveau, auch wenn kurzfristiger Verkaufsdruck überwiegt.

Technisches Bild bleibt fragil

XRP bewegt sich seit Tagen in einer engen Spanne zwischen 2,00 und 2,04 Dollar. Seit dem 9. Dezember bildet der Kurs tiefere Hochs – ein absteigender Mikrokanal. Der Relative Strength Index liegt bei 28,8 und signalisiert weder überkaufte noch überverkaufte Bedingungen. Alle wichtigen gleitenden Durchschnitte notieren über dem aktuellen Kurs, was auf Abwärtsdruck hindeutet.

Die entscheidende Unterstützung liegt bei 1,97 Dollar. Ein Durchbruch nach unten könnte Verkaufsdruck bis 1,90 oder 1,83 Dollar auslösen. Auf der Oberseite müsste XRP die Zone zwischen 2,05 und 2,08 Dollar zurückerobern, um eine Trendwende einzuleiten. Technische Analysten identifizieren zudem ein inverses Kopf-Schulter-Muster – traditionell ein bullisches Umkehrsignal. Ein bestätigter Ausbruch könnte die psychologische Marke von 3 Dollar ins Visier nehmen.

Netzwerkaktivität auf Rekordhoch

Das XRP Ledger verzeichnet eine ungewöhnlich hohe On-Chain-Aktivität. Diese Entwicklung fällt zeitlich mit der Expansion von Ripples On-Demand Liquidity (ODL)-Service zusammen, der im zweiten Quartal 2025 Transaktionen im Wert von 1,3 Billionen Dollar abwickelte. Hochgerechnet auf das Jahr entspricht das einem Volumen von rund 5,2 Billionen Dollar.

Ripple zog zudem 500 Millionen Dollar von Wall-Street-Schwergewichten wie Citadel Securities und Fortress Investment Group ein, was das Unternehmen mit über 40 Milliarden Dollar bewertet. Diese institutionelle Beteiligung unterstreicht das wachsende Interesse traditioneller Finanzakteure an Ripples Zahlungsinfrastruktur.

Ausblick: Geduld gefragt

Die fundamentalen Entwicklungen – Bankenlizenz, ETF-Zuflüsse, institutionelle Partnerschaften – zeichnen langfristig ein konstruktives Bild. Kurzfristig bleibt der Preis jedoch in einer Konsolidierungsphase gefangen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob Käufer die 2-Dollar-Marke verteidigen können oder ob weitere Rücksetzer anstehen.