Voestalpine, Thyssenkrupp & Bitcoin: Wenn Stahlgiganten unterschiedliche Wege gehen
Liebe Leserinnen und Leser,
640 Millionen Euro bereinigtes EBIT bei Voestalpine, 400 bis 800 Millionen Euro Verlust bei Thyssenkrupp – zwei deutsche Stahlkonzerne, zwei radikal unterschiedliche Geschichten. Während der österreichische Konzern mit Margensteigerung und Cashflow-Rekord glänzt, drücken bei Thyssenkrupp die Restrukturierungskosten das Ergebnis tief ins Minus. Derweil pendelt Bitcoin um die 90.000-Dollar-Marke und wartet auf Signale der US-Notenbank. Was diese drei Entwicklungen verbindet: Sie zeigen, wie unterschiedlich Unternehmen und Assets auf dasselbe schwierige Marktumfeld reagieren – und welche strategischen Entscheidungen den Unterschied machen.
Voestalpine trotzt dem Gegenwind mit Effizienz und grünem Stahl
Voestalpine hat im ersten Halbjahr 2025/26 bewiesen, dass sich operative Exzellenz auszahlt – selbst in schwierigen Zeiten. Trotz eines Umsatzrückgangs von 5,6 Prozent auf 7,59 Milliarden Euro steigerte der Konzern sein EBITDA leicht auf 722 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge kletterte von 8,9 auf 9,5 Prozent, das Ergebnis je Aktie legte um satte 21,3 Prozent auf 1,14 Euro zu.
Der Schlüssel zum Erfolg: Voestalpine hat Preisrückgänge von 272 Millionen Euro durch niedrigere Rohstoffkosten (plus 192 Millionen Euro) und Effizienzprogramme weitgehend kompensiert. Besonders stark performte die Steel Division mit einer EBITDA-Marge von 13,8 Prozent – getragen von guter Nachfrage aus Automotive und Energie. Die Railway Systems glänzten mit 10,6 Prozent Marge und profitieren von robuster globaler Infrastrukturnachfrage.
Beeindruckend auch der Cashflow: Mit 783 Millionen Euro aus operativer Tätigkeit hat sich dieser gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Der freie Cashflow drehte von minus 165 Millionen auf plus 296 Millionen Euro. CEO Herbert Eibensteiner betonte, man habe "ein sehr solides Ergebnis" geliefert – und das, obwohl die Produktion seit Anfang 2023 schrumpft.
Strategisch setzt Voestalpine auf Dekarbonisierung: Das Hy4Smelt-Projekt in Linz soll ab 2027 CO2-freies Roheisen auf Wasserstoffbasis produzieren. Für das Gesamtjahr 2025/26 bestätigt der Konzern seine EBITDA-Prognose von 1,4 bis 1,55 Milliarden Euro – US-Zölle sind bereits eingepreist.
Thyssenkrupp zahlt den Preis der Stahl-Sanierung
Ganz anders das Bild bei Thyssenkrupp: Der Essener Konzern muss im laufenden Geschäftsjahr 2025/26 einen Nettoverlust zwischen 400 und 800 Millionen Euro schultern. Grund sind hohe Rückstellungen für die Sanierung der kriselnden Stahlsparte Thyssenkrupp Steel Europe, die unter Überkapazitäten und asiatischer Billigkonkurrenz leidet.
Zwar verbesserte sich das bereinigte EBIT im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 um 13 Prozent auf 640 Millionen Euro – doch der Umsatz sank um sechs Prozent auf 32,8 Milliarden Euro. Für das neue Jahr erwartet Thyssenkrupp ein bereinigtes EBIT zwischen 500 und 900 Millionen Euro – deutlich unter der Analystenschätzung von 920 Millionen Euro.
Die Börse reagierte enttäuscht: Die Aktie rutschte auf Tradegate um gut fünf Prozent ab und näherte sich der 9-Euro-Marke. Damit droht ein Rückfall unter die 50-Tage-Linie, obwohl sich das Papier seit Ende November um bis zu 18 Prozent erholt hatte. Analysten hatten auf Rückenwind durch EU-Schutzmaßnahmen gegen Stahlimporte gehofft – doch die Restrukturierungskosten überlagern diese Hoffnung zunächst.
Die Stahlsparte soll Kapazitäten reduzieren und Tausende Stellen abbauen. Anfang Dezember einigte sich Thyssenkrupp mit der IG Metall auf Details. Parallel prüft der Konzern ein indikatives Angebot des indischen Stahlherstellers Jindal Steel für das Stahlgeschäft – konkrete Fortschritte gibt es aber nicht.
Bitcoin wartet auf die Fed – und Strategy kauft weiter
Bitcoin handelt rund um die 90.000-Dollar-Marke und zeigt sich vor der US-Notenbanksitzung konsolidiert. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte liegt laut CME FedWatch bei etwa 87 Prozent – niedrigere Zinsen würden dem Krypto-Markt tendenziell Auftrieb geben, da sie den Dollar schwächen und Alternativanlagen attraktiver machen.
Strategy (ehemals MicroStrategy), der größte börsennotierte Bitcoin-Halter, bleibt seiner Strategie treu: Zwischen dem 1. und 7. Dezember kaufte das Unternehmen weitere 10.624 BTC zu einem Durchschnittspreis von 90.615 Dollar. Damit hält Strategy nun rund 660.624 Bitcoin – ein Signal, dass institutionelle Akteure trotz Konsolidierung weiter akkumulieren.
Doch Unsicherheit bleibt: Die Fed-Entscheidung am Mittwoch könnte überraschen, falls mehr Mitglieder als erwartet gegen eine Zinssenkung stimmen. Zudem droht Strategy die Streichung aus wichtigen MSCI-Indizes, was Abflüsse auslösen könnte. Bitcoin bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen makroökonomischer Hoffnung und technischer Vorsicht.
Deutsche Rüstungsaktien heben ab – Bundestag plant Rekordpaket
Während Stahl und Krypto unterschiedliche Wege gehen, gibt es bei deutschen Rüstungswerten klare Gewinner: Rheinmetall, RENK, Hensoldt und TKMS legten am Dienstag kräftig zu, nachdem bekannt wurde, dass der Bundestag ein Rüstungspaket im Rekordvolumen von 52 Milliarden Euro plant. Rheinmetall gewann zeitweise über vier Prozent, RENK und Hensoldt legten mehr als fünf Prozent zu.
Das Paket umfasst 22 Milliarden Euro für militärische Grundausrüstung, 4,2 Milliarden für Puma-Schützenpanzer, drei Milliarden für Arrow-3-Luftabwehrraketen und 1,6 Milliarden für Überwachungssatelliten. Ziel ist es, die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas auszubauen.
Zusätzlich entlastete die stockenden Ukraine-Friedensverhandlungen: Der von der US-Regierung vorgelegte Plan wurde von 28 auf 20 Punkte gekürzt, doch Russland beharrt weiter auf Gebietsabtretungen – ein Kompromiss scheint fern. Militärexperten betonen, dass die Bedrohungslage unabhängig vom Kriegsausgang hoch bleibt – und damit auch der Rüstungsbedarf.
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Was diese Woche noch wichtig wird
Am Mittwoch entscheidet die US-Notenbank über die Zinsen – eine Entscheidung, die nicht nur Bitcoin, sondern auch die globalen Aktienmärkte bewegen dürfte. Zudem stehen Quartalszahlen von Oracle und Broadcom an, die Aufschluss über die Nachhaltigkeit der KI-Investitionen geben könnten. In Deutschland bleibt die Frage, wie sich die angekündigten EU-Schutzmaßnahmen für Stahl konkret auswirken – und ob Thyssenkrupp den Turnaround schaffen kann.
Die Märkte zeigen: Selbst in schwierigen Zeiten gibt es Gewinner – jene, die strategisch klug agieren, Kosten im Griff haben und auf Zukunftstechnologien setzen. Voestalpine macht es vor, Thyssenkrupp kämpft noch. Und Bitcoin? Der wartet ab – wie so oft.
Beste Grüße und ein gutes Händchen bei Ihren Entscheidungen,
Andreas Sommer








