In einem zunehmend von Volatilität und intensivem Wettbewerb geprägten Marktumfeld für Elektrofahrzeuge stehen die beiden US-amerikanischen Herausforderer Rivian Automotive und Lucid Group einmal mehr im Rampenlicht. Jüngste Unternehmensnachrichten und Produktionszahlen haben die Kurse bewegt und zwingen Anleger zu einer Neubewertung der beiden ambitionierten Tesla-Jäger.

Während Rivian mit konkreten Auslieferungszahlen für das dritte Quartal aufwartete, die jedoch von einer eingegrenzten Jahresprognose begleitet wurden, versucht Lucid mit strategischen Partnerschaften und dem Hochfahren der Produktion seines Luxus-SUV "Gravity" zu punkten. Beide Aktien mussten in der Vergangenheit herbe Verluste hinnehmen, kämpfen aber verbissen um ihre Position im Zukunftsmarkt der E-Mobilität.

Das aktuelle Nachrichtenumfeld bietet einen idealen Anlass, um die beiden Konkurrenten einer fundamentalen und strategischen Analyse zu unterziehen und die Frage zu klären: Wer hält die besseren Karten für die Zukunft?

Wie reagieren die Aktien auf die jüngsten Entwicklungen?

Die Reaktion des Kapitalmarktes auf die jüngsten Meldungen fiel für beide Unternehmen unterschiedlich aus und spiegelt die aktuelle Stimmung der Anleger wider.

Bei Rivian sorgte die Veröffentlichung der Produktions- und Auslieferungszahlen für das dritte Quartal 2025 für unmittelbare Turbulenzen. Das Unternehmen lieferte 13.201 Fahrzeuge aus, was zwar über den Erwartungen lag, produzierte mit 10.720 Einheiten jedoch weniger. Gleichzeitig wurde die Prognose für das Gesamtjahr auf eine Spanne von 41.500 bis 43.500 Fahrzeuge eingeengt. Diese Anpassung, deren Mittelwert unter dem der vorherigen Prognose liegt, nährte Sorgen über eine mögliche Nachfrageabschwächung.

In den letzten sieben Tagen verzeichnete die Rivian-Aktie daraufhin einen deutlichen Kursrückgang. Zusätzlichen Druck erzeugten Berichte über eine laufende Untersuchung möglicher Gurtdefekte bei Lieferwagen.

Die Lucid-Aktie zeigte sich im direkten Vergleich etwas stabiler, kämpft aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Positive Impulse kamen von der Ankündigung einer strategischen Partnerschaft mit Uber und Nuro für ein globales Robotaxi-Programm, was dem Unternehmen Zugang zu einem potenziell riesigen Flottenmarkt verschafft.

Dennoch belasten die anhaltend hohen Verluste und die Notwendigkeit weiterer Kapitalerhöhungen, die zu einer Verwässerung der Anteile führen könnten, den Kurs. Das Unternehmen hat zudem eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis 1 zu 10 durchgeführt, um den Aktienkurs zu stützen. Die Anleger scheinen hier eine abwartende Haltung einzunehmen, ob die Produktionssteigerung des Gravity SUV und strategische Kooperationen die hohe Cash-Burn-Rate ausgleichen können.

Wer verfügt über die solideren fundamentalen Stärken?

Ein Blick auf die fundamentalen Kennzahlen und die Geschäftsmodelle offenbart deutliche Unterschiede in der strategischen Ausrichtung und der bisherigen operativen Umsetzung.

Rivian hatte Ende 2024 und Anfang 2025 für zwei Quartale eine positive Bruttomarge erzielt – ein wichtiger Meilenstein. Im zweiten Quartal 2025 rutschte dieser Wert jedoch mit einem Bruttoverlust von 206 Millionen US-Dollar wieder ins Negative, was die Herausforderungen einer nachhaltigen Profitabilität unterstreicht. Die Fokussierung auf das Abenteuer- und Lifestyle-Segment mit dem R1T Pickup und dem R1S SUV sowie der strategisch wichtige Großauftrag von Amazon über elektrische Lieferwagen bilden ein diversifiziertes Fundament. Die baldige Einführung des günstigeren R2-Modells, das bereits intensiv auf öffentlichen Straßen getestet wird, soll den Massenmarkt erschließen und das Wachstum weiter beschleunigen.

Lucid positioniert sich hingegen klar im Luxussegment. Mit der Limousine "Air", die für ihre branchenführende Reichweite und Effizienz bekannt ist, und dem neuen SUV "Gravity" zielt das Unternehmen auf eine zahlungskräftige Klientel. Obwohl Lucid beeindruckende Technologie vorweisen kann, sind die Produktionszahlen im Vergleich zu Rivian deutlich niedriger. Im zweiten Quartal 2025 lieferte Lucid 3.309 Fahrzeuge aus.

Finanziell kämpft Lucid mit einer stark negativen Bruttomarge von minus 105 Prozent im zweiten Quartal, was bedeutet, dass das Unternehmen mit jedem verkauften Fahrzeug operativ Geld verliert – auch wenn sich dieser Wert gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Die starke finanzielle Unterstützung durch den saudi-arabischen Staatsfonds ist zwar ein entscheidender Vorteil, schafft aber auch eine hohe Abhängigkeit.

Kennzahl Rivian Automotive Lucid Group
Geschäftsmodell SUVs, Pickups & Lieferwagen (Lifestyle/Kommerziell) Luxuslimousinen und SUVs
Produktion Q3 2025 10.720 Fahrzeuge Nicht gemeldet (Q2: 3.863)
Auslieferung Q3 2025 13.201 Fahrzeuge Nicht gemeldet (Q2: 3.309)
Bruttomarge Q2 2025 Negativ (-15,8%) Stark negativ (-105%)
Wichtige Partner Amazon, Volkswagen Aston Martin, Uber/Nuro
Zukunftsmodell R2 (Massenmarkt) Gravity (Luxus-SUV), Midsize-Plattform

Analystenmeinungen und Ausblick: Wer hat die bessere Perspektive?

Analysten bewerten beide Aktien derzeit mehrheitlich mit "Halten", was die Unsicherheit im Sektor widerspiegelt.

Für Rivian sehen Analysten die größten Chancen in der erfolgreichen Markteinführung des R2. Gelingt es, ein qualitativ hochwertiges Fahrzeug zu einem konkurrenzfähigen Preis von rund 45.000 US-Dollar anzubieten, könnte dies die Produktionsvolumina und Umsätze signifikant steigern. Die Partnerschaft mit Volkswagen wird ebenfalls als potenziell wertvoll erachtet.

Risiken bleiben jedoch die hohe Cash-Burn-Rate, der intensive Wettbewerb und die Abhängigkeit von einer erfolgreichen Produktionsskalierung. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten deutet auf ein begrenztes Aufwärtspotenzial vom aktuellen Niveau hin. Kürzlich bekräftigte Canaccord Genuity jedoch eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 21,00 US-Dollar.

Bei Lucid sind die Meinungen stärker gespalten. Einige Experten loben die überlegene Technologie und das Potenzial, diese an andere Hersteller wie Aston Martin zu lizenzieren. Die Kooperation mit Uber wird als wichtiger Schritt zur Diversifizierung der Einnahmequellen gesehen.

Kritiker verweisen jedoch auf die langsamer als erhoffte Produktionssteigerung des Gravity, die hohen Verluste und die Bewertung. Die gesenkte Produktionsprognose für 2025 von ursprünglich 20.000 auf 18.000 bis 20.000 Fahrzeuge hat ebenfalls für Skepsis gesorgt. Die Analysten-Kursziele für Lucid weisen eine sehr große Spanne auf, was die hohe Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung unterstreicht.

Investment-Case-Vergleich: Welches Profil passt zu welchem Anleger?

Die Entscheidung zwischen einer Investition in Rivian oder Lucid hängt stark vom individuellen Risikoprofil und der Anlagestrategie ab.

Der Investment-Case für Rivian: Rivian scheint operativ einen Schritt weiter zu sein. Das zwischenzeitliche Erreichen der positiven Bruttomarge war ein starkes Signal, und das Unternehmen hat mit seinen R1-Modellen und den Amazon-Vans bereits eine signifikante Fahrzeugflotte auf der Straße. Der bevorstehende Start des R2-Modells bietet klares Skalierungspotenzial in einem breiteren Marktsegment.

Die Aktie könnte für Anleger interessant sein, die an den E-Auto-Markt glauben, aber ein Unternehmen bevorzugen, das bereits erste Erfolge in der Massenproduktion vorweisen kann. Die Risiken liegen hier vor allem in der Umsetzung – kann Rivian die Produktion des R2 effizient hochfahren und die Profitabilität nachhaltig steigern?

Der Investment-Case für Lucid: Lucid ist die riskantere, aber potenziell auch renditestärkere Wette. Der Fokus liegt hier auf technologischer Überlegenheit und einer exklusiven Markenpositionierung im Luxussegment. Gelingt es Lucid, sich als "der Porsche unter den E-Autos" zu etablieren und seine Technologieführerschaft durch lukrative Lizenzgeschäfte zu monetarisieren, könnte die Aktie erhebliches Aufwärtspotenzial haben.

Die Partnerschaft mit Uber und Nuro für autonome Fahrzeuge deutet dieses Potenzial an. Anleger müssen hier jedoch einen langen Atem und eine hohe Risikotoleranz mitbringen, da der Weg zur Profitabilität noch weit und von hohem Kapitalbedarf geprägt ist. Die starke finanzielle Rückendeckung aus Saudi-Arabien reduziert das kurzfristige Insolvenzrisiko, schafft aber auch eine geopolitische Komponente.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Unternehmen vor entscheidenden Weichenstellungen stehen. Rivian muss beweisen, dass es den Sprung in den Massenmarkt erfolgreich meistert, während Lucid zeigen muss, dass seine technologische Exzellenz in nachhaltiges, profitables Wachstum umgemünzt werden kann. Die kommenden Quartale, insbesondere die Produktionszahlen des Lucid Gravity und die Fortschritte beim Rivian R2, werden entscheidend für die zukünftige Performance beider Aktien sein.

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