Im Ring der Software-Giganten für Design und Engineering stehen sich zwei europäische Champions gegenüber: die deutsche Nemetschek SE und die französische Dassault Systèmes SE. Während Dassault als etablierter Marktführer mit seiner umfassenden 3DEXPERIENCE-Plattform glänzt, positioniert sich Nemetschek mit einer agilen Mehrmarkenstrategie und beeindruckendem Wachstum. Welcher der beiden Konkurrenten liefert für Investoren die überzeugenderen Argumente?

Ausgangslage: Spezialist trifft auf Plattform-Gigant

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 44 Milliarden US-Dollar ist Dassault Systèmes der unangefochtene "Goliath" in diesem Duell. Das Unternehmen dominiert als globaler Marktführer für Product Lifecycle Management (PLM) und 3D-Design-Software, insbesondere in der Automobil- und Luftfahrtbranche.

Demgegenüber steht Nemetschek als "David" mit einer Marktkapitalisierung von circa 14,6 Milliarden US-Dollar. Die Münchner haben sich als führender Spezialist für Software im Bereich Architektur, Ingenieur- und Bauwesen (AEC) etabliert. Diese klare Aufteilung bildet die Grundlage für einen klassischen David-gegen-Goliath-Vergleich.

Wer hat die stärkere Marktposition?

Dassault Systèmes' größte Trumpfkarte ist die 3DEXPERIENCE-Plattform – ein integriertes Ökosystem, das den gesamten Produktlebenszyklus abdeckt. Diese Komplettlösung schafft erhebliche Netzwerkeffekte und hohe Wechselkosten für Kunden. Schlüsselindustrien wie Luft- und Raumfahrt zeigen eine hohe Adaptionsrate.

Zudem profitiert der französische Konzern von enormen Skalenvorteilen. Mit globaler Präsenz kann das Unternehmen massive Ressourcen in Forschung und Entwicklung investieren. Die tiepe Integration der Software in kritische Kundenprozesse ermöglicht stabile, wiederkehrende Umsätze – im ersten Quartal 2025 bereits 86% des Softwareumsatzes.

Nemetschek kontert mit einer bewusst anderen Strategie. Anstelle einer monolithischen Plattform verfolgt das Unternehmen eine agile Mehrmarkenstrategie. Mit eigenständigen Marken wie Allplan, Graphisoft und Vectorworks kann Nemetschek flexibel auf spezifische Kundenbedürfnisse eingehen.

Der klare Fokus auf die AEC-Nische ist Nemetscheks schärfste Waffe. Der globale AEC-Softwaremarkt wird bis 2030 auf über 16 Milliarden US-Dollar geschätzt, mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 8,8%. Ein wesentlicher Teil der Strategie ist das "Open BIM"-Konzept. Im Gegensatz zu Dassaults geschlossenem Ökosystem fördert Nemetschek offene Standards – das gibt Kunden mehr Flexibilität.

Wachstumsdynamik: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen

Die jüngsten Geschäftszahlen untermauern die unterschiedlichen Dynamiken eindrucksvoll. Nemetschek meldete für das zweite Quartal 2025 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von beeindruckenden 30,5% auf 290 Millionen Euro. Das Wachstum im Bereich Subscription/SaaS explodierte sogar um 72,5%.

Infolgedessen hob das Management die Umsatzprognose für 2025 auf 20% bis 22% an. Die EBITDA-Marge konnte im zweiten Quartal auf starke 30,5% ausgebaut werden.

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Dassault Systèmes zeigt sich zwar profitabel, aber deutlich wachstumsschwächer. Für 2024 wurde ein Umsatzwachstum von 5% auf 6,21 Milliarden Euro erzielt, mit einer operativen Marge von 31,9%. Die Prognose für 2025 liegt bei moderateren 6% bis 8% Umsatzwachstum.

Der Vergleich signalisiert einen möglichen Wendepunkt: Nemetschek gewinnt in seinem Kernmarkt massiv an Fahrt und schließt die Profitabilitätslücke, während Dassaults Wachstum auf niedrigerem Niveau stagniert.

Wiederkehrende Umsätze: Planbarkeit als Königsdisziplin

Beide Unternehmen haben erfolgreich auf Subskriptionsmodelle umgestellt. Nemetschek erreichte im zweiten Quartal 2025 bereits einen Anteil wiederkehrender Umsätze von 93% – ein Wert, der die Planbarkeit und Qualität der Erträge erheblich steigert.

Dassault Systèmes kommt auf solide 86% wiederkehrende Softwareumsätze. Während beide Werte beeindruckend sind, zeigt Nemetscheks höhere Quote die erfolgreiche Transformation zum serviceorientierten Geschäftsmodell.

Zukunftsszenarien: Koexistenz oder Kampf?

Szenario 1: Friedliche Koexistenz
Nemetschek dominiert weiterhin den wachstumsstarken AEC-Markt durch Nischenfokussierung und Open-BIM-Strategie. Das Unternehmen wächst organisch und durch gezielte Akquisitionen im zweistelligen Bereich. Dassault bleibt Champion in der Fertigungsindustrie, kann aber im fragmentierten AEC-Sektor nur begrenzt Fuß fassen.

Szenario 2: Verschärfter Wettbewerb
Dassault intensiviert seine Bemühungen im Bausektor, besonders bei großen Infrastrukturprojekten. Dies könnte zu Preisdruck führen. Nemetschek kontert, indem es seine Marken enger integriert und die Vorteile offener Schnittstellen ausspielt.

Szenario 3: Der Überraschungscoup
Durch die rasante Digitalisierung im Bausektor erweist sich Nemetscheks agiler Ansatz als fundamental überlegen. Das Unternehmen beginnt, in angrenzenden Märkten Marktanteile zu gewinnen – eine signifikante Neubewertung wäre die Folge.

Fazit: David mit den besseren Karten?

Das Duell zwischen Nemetschek und Dassault Systèmes verkörpert den klassischen Kampf zwischen agilem Herausforderer und etabliertem Marktführer. Während Dassault durch Größe, breiten Burggraben und hohe Profitabilität besticht, punktet Nemetschek mit klarer strategischer Positionierung in einem boomenden Nischenmarkt.

Für wachstumsorientierte Investoren erscheint derzeit der "David" Nemetschek die spannendere Investmentthese zu bieten. Das explosive Wachstum, die erfolgreiche SaaS-Transformation und die Fokussierung auf den strukturell wachsenden AEC-Markt sprechen eine klare Sprache.

Dassault bleibt jedoch für konservative Anleger interessant, die auf bewährte Geschäftsmodelle und stabile Dividenden setzen. Am Ende könnte es weniger um einen Verdrängungswettbewerb gehen, sondern um zwei erfolgreiche Spezialisten in ihren jeweiligen Domänen.

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