Kurseinbruch am Markt - Was tun?
Der 19. Februar, vor allem wenn er auf einen Mittwoch fällt, könnte Anleger:innen lange im Gedächtnis bleiben. In den vergangenen 5 Jahren markierte der US-Leitindex S&P 500 genau an diesem Tag zweimal sein finales Allzeithoch, bevor es steil nach unten ging. Am 19. Februar 2020, bevor die Kurse im Zuge der Corona-Krise in knapp 5 Wochen um rund 35 Prozent fielen. Und am 19. Februar 2025, bevor es im Zollchaos zu einem Einbruch von etwa 20 Prozent kam.
So sollten langfristige Anleger:innen reagieren
Kommt es zu kleineren oder größeren Kursverlusten am Aktienmarkt, stellt sich die Frage, wie man darauf reagieren kann. Langfristige Anleger:innen, die voll investiert sind und aus dem laufenden Gehalt hinzukommende Beträge stets sofort über einen Investmentplan wie den s Aktien Plan investieren, brauchen keine Anpassungen vorzunehmen, um kontinuierlich nachzukaufen. Kursrücksetzer führen hier dazu, dass für den gleichen Anlagebetrag automatisch mehr Stücke gekauft werden. Daraus resultiert eine Reduktion des mittleren Kaufkurses im Vergleich zur vorherigen Phase mit höheren Kursen. Zu beachten gilt, dass dieser Durchschnittskosteneffekt jedoch mit zunehmender Laufzeit abnimmt, da sich das angesparte Vermögen immer mehr so verhält, als hätte man einmalig den Gesamtbetrag angelegt. Je nach Marktentwicklung kann sich eine Einmalveranlagung auch als günstiger erweisen (Cost-Average-Effekt).
Langfristig hat es sich in der Vergangenheit in verschiedenen Untersuchungen als vorteilhaft erwiesen, kontinuierlich auch in Aktien investiert zu sein. „Time in the Market“ ist also wichtiger als „Timing the Market“. Zudem ist es ohnehin fast unmöglich, das richtige Timing für den Kauf zu Tiefstkursen zu finden. Denn dazu müsste man wissen, ob das jüngste Tief der finale Rücksetzer ist oder ob es noch weiter abwärts geht. In der Praxis kann man leicht in eine Bullenfalle laufen: Während steigende Kurse scheinbar das Ende eines Abwärtstrends signalisieren, nutzen Anleger:innen die Chance zum Wiedereinstieg – nur um kurz darauf vom nächsten Kursrutsch überrascht zu werden.1
Was aktive Anleger:innen tun können
Andere Anleger:innen bevorzugen es, eine gewisse Investitionsreserve über Sparkonten oder kurzfristige Anleihen zu halten. Kommt es zu Kursverlusten am Aktienmarkt, bietet das einen Puffer, da nur der investierte Teil des Portfolios an Wert verliert. Außerdem besteht die Chance, auf reduziertem Kursniveau Aktien nachzukaufen, um dann vom nächsten Anstieg profitieren zu können. Einer der wahrscheinlich besten Investoren aller Zeiten, Warren Buffett, nutzt diese Methode. Und das nicht zu knapp. Er hatte bis Ende 2024 seinen bereits zuvor außergewöhnlich hohen Cash-Bestand weiter auf mehr als 330 Milliarden US-Dollar erhöht. Damit lagen die Barmittel bei rund 55 Prozent seines Aktienportfolios.2 Buffett war also bestens positioniert, um vom Kurseinbruch zu profitieren. Was er in den letzten Tagen und Wochen genau gemacht hat, ist zwar noch nicht bekannt. Doch die Aktie von Berkshire Hathaway notierte anders als der breite Markt zuletzt schon wieder verdächtig nahe ihres Allzeithochs.
Privatanleger:innen können diese Strategie jedoch kaum nachahmen, da sie nicht über die gleichen Ressourcen wie die Börsenlegende verfügen. Doch es gibt eine andere Möglichkeit, relativ interessante Einstiegskurse zu finden, den VIX - Cboe Volatility Index - siehe Grafik. Dieser Index erfasst die erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienmarkts anhand der impliziten Volatilität von Optionen und ist als sogenanntes „Angstbarometer“ bekannt. Das bedeutet, dass die Angst bei hohen VIX-Werten steigt. Zuletzt erreichte der Index seltene Spitzenwerte von deutlich über 50 Prozent.1 In diesen Phasen sind die möglichen Renditen als Gegenseite des Risikos laut Warren Buffett besonders hoch. Im Jahr 1986 schrieb er seinen berühmten Satz: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und gierig, wenn andere Angst haben“.3 Zu kaufen, wenn der VIX besonders hoch steht, war in der Vergangenheit aus langfristiger Sicht oftmals eine gute Strategie. Aufgrund der hohen Volatilität ist es aber gerade dann emotional besonders schwierig, sich gegen die panische Masse zu stellen und zu kaufen. Denn in volatilen Phasen sind neben möglichen Chancen auch die Risiken für weitere Kursrücksetzer ebenfalls erhöht, wodurch ein Einstieg bei einer möglichen Bodenbildung vor allem für Anleger:innen mit langfristigen Anlageziel interessant sein könnte, da diese kurzfristige Wertverluste in ihren Portfolios leichter verkraften könnten.
Für Anleger:innen, die bislang nicht oder kaum investiert waren, bieten Kursrücksetzer die Chance auf einen günstigen Start. Sie haben viel „trockenes Pulver“, um auf reduziertem Kursniveau über eine diversifizierte Anlage nachzudenken. Das Timing ist dabei aufgrund der niedrigeren Aktienkurse interessanter als noch im Februar. Zudem könnte es sinnvoll sein, einen Spar- oder Investmentplan einzurichten. Mögliche Anlageprodukte könnten aktive Fonds wie zum Beispiel der ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBAL oder Indexfonds sein. Alternativ sind für vorsichtige Anleger:innen risikoreduzierte Produkte wie eine Fix Kupon Express Anleihe auf den EURO STOXX 50 oder Garant-Produkte auf MSCI World oder US-Tech in Zeichnung. Für alle Anlagelösungen gilt, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken birgt.
Für das Warten bezahlt werden
Eine weitere Möglichkeit für aktive Anleger:innen könnte sein, infolge der Kursverluste bestimmte Aktien zu kaufen, die sie zuvor verpasst hatten. Das lässt sich anhand des US-Chipherstellers NVIDIA zeigen. Im Zuge des Markteinbruchs verlor die Aktie, die zuvor innerhalb von rund 2 Jahren um rund 1200 Prozent gestiegen war, fast 40 Prozent und markierte ein 1-Jahres-Tief. Allerdings muss man bei einem Kauf einzelner Aktien auch bereit sein, die teils sehr hohe Volatilität auszuhalten – und einen möglichen Totalverlust.
Wer lieber mit einem Risikopuffer in Höhe von bis zu 50 Prozent vorgehen möchte, könnte stattdessen auf Aktien Teilschutzprodukte wie Fix Kupon Express Anleihen setzen. Diese können besonders in Zeiten hoher Volatilität interessante Konditionen bieten, da sie auch in fallenden Märkten eine Rendite ermöglichen, so lange der gewählte Puffer am Ende der Laufzeit ausreichend hoch war. Denn unabhängig von der Kursentwicklung bieten Fix Kupon Express Anleihen eine fixe jährliche Zinszahlung, aktuell in Höhe von ungefähr 5 bis 8 Prozent abhängig vom Basiswert (Aktie). Die Anleihen ermöglichen zudem eine vorzeitige jährliche Rückzahlung zu 100 % des Nennwerts, wenn an einem der jährlichen Bewertungstage der Aktienkurs auf oder über dem Startwert (Ausübungspreis) notiert. Kommt es jedoch zu keiner vorzeitigen Rückzahlung wird am Laufzeitende (Bewertungstag) die Finale-Rückzahlungs-Barriere herangezogen. Sofern die Aktie auf oder über der Finalen-Rückzahlungs-Barriere liegt, erfolgt die Tilgung der Fix Kupon Express Anleihe zu 100 Prozent des Nennbetrags. Sollte die Aktie aber unter der Barriere notieren werden Anleger:innen die Aktien eingebucht. Wenn man weiterhin von der Story des Unternehmens überzeugt ist, könnten diese dann langfristig in Erwartung einer Erholung gehalten werden. Es kann aber auch zu Kursverlusten bis hin zum Totalverlust kommen.
Es braucht einen klaren Plan
Am Ende brauchen Anleger:innen vor allem eines: „Eine Strategie, an der sie auch in Krisen festhalten können“, sagt Fondsmanager Bert Flossbach.4 Das klingt banal, ist in Stressphasen aber entscheidend, um nicht selbst Opfer von Angst oder Panik zu werden, denen die breite Masse zu diesen Zeiten unterliegt. Für viele Anleger:innen ist das nicht immer leicht. Sie glauben, dass die Welt in einem Bärenmarkt so ist wie gestern, nur mit niedrigeren Aktienkursen. Doch was den Markt tatsächlich stark fallen lässt, ist eine Rezession, Inflation oder Pandemie. Und in dieser Welt fühlen sich die Dinge plötzlich ganz anders an. In einem Artikel zu dem Thema schreibt US-Börsenprofi Morgan Housel treffend, dass „alle vergangenen Rückgänge wie Chancen aussehen, aber alle zukünftigen Rückgänge wie Risiken“. Man muss diesen Perspektivwechsel vielleicht erst selbst erlebt haben, um es zu verstehen.5
Eine negativ veränderte Wahrnehmung in einem Crash hat oft Folgen. Anders als zuvor gedacht handeln viele Anleger:innen nur zögerlich oder überhaupt nicht, wenn sich die lange erhofften Rücksetzer am Markt einstellen. Sie lesen schlechte Nachrichten und sehen, wie ihre bisherigen Investments an Wert verlieren. Deshalb schaffen sie es nicht, ihre Investitionsreserve in den Markt zu geben. Eine Lösung wäre es, vorab festzulegen, bei welchen Kursen wie viel von der Reserve in welche Aktien oder Fonds fließen soll oder ob man lieber risikoreduzierter mit Puffer investieren möchte. Dabei kommt der zweite Vorteil des vorab definierten Plans ins Spiel: Man verliert keine Zeit, wenn starke Rücksetzer passieren. Wer erst überlegen und recherchieren muss, was geeignete Strategien und Anlageprodukte sind, wenn der Einbruch passiert, könnte die Gelegenheit leicht verpassen.
Fondshinweise ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBALDer Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik und orientiert sich nicht an einem Vergleichsindex. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt und der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt. |