Ist ein Aktienkauf auf Kredit sinnvoll?
15.08.2022 | 15:26
Eine Kreditaufnahme für eine Spekulation an der Börse ist ein gewagtes Unterfangen. Der Risikofaktor in Bezug auf die eigene Existenz ist deutlich erhöht, weshalb manche Experten grundsätzlich von einem Kredit für Aktien abraten.
So weit möchten wir in diesem Ratgeber nicht gehen, denn die Wahrscheinlichkeit auf finanziellen Erfolg durch ein Setzen auf die richtige Aktie hängt für sich betrachtet nicht davon ab, ob die Wertanlage auf Pump finanziert wurde oder nicht. Dennoch gibt es beim Aktienkauf auf Kredit verschiedene Aspekte zu beachten, denn die Tatsache, dass für die Investition ein Kredit genommen wurde, hat ihre Auswirkungen.
Der persönliche Status
Wer sich Wünsche mit einem Kredit erfüllen möchte, kann dies natürlich auch für den Börsenhandel tun. Dennoch hängt die Entscheidung, für ein Wertpapier eine Anleihe aufzunehmen, von der persönlichen Situation ab. Wenn man Anfänger auf der Börse ist, sollte man erst investieren, wenn man die Aktien aus eigener Hand finanzieren kann, da es bekannt ist, dass Neulinge auf dem blanken Parkett tendenziell Lehrgeld zahlen.
Eine Rolle spielt auch die eigene Risikoaffinität und wie stark man mit Druck umgehen kann – es ist äußerst interessant, wie unterschiedlich Menschen mit Druck umgehen können. Manche Anleger sind erst unter Druck zu Höchstleistungen fähig. Andere hingegen können mit dem Druck nicht umgehen und verkrampfen. Angst kann beflügeln, aber auch lähmen.
Wer unter Stress weiche Knie bekommt, sollte also keine Aktien auf Kredit kaufen. Für Star-Investor Warren Buffon ist die Sache klar: Es ist nie einfach, rationale Entscheidungen unter Druck zu treffen.
Value- statt Trend-Investments
An der Börse werden zwei strategische Schulen voneinander unterschieden, die in ihrer Natur gegensätzlich sind. Es gibt Börsianer, die auf Value-Investment setzen, während andere das Trend-Investment favorisieren. In Bezug auf das Verhalten an der Börse eignet sich für Anleger, die auf einen Kredit angewiesen sind, eher die Value-Strategie.
Der Grund dafür ist, dass die Trend-Strategie äußerst spekulativ ist, denn Trends können täuschen, und es ist schwierig bis unmöglich, sie exakt vorherzusagen. Wer sich hingegen mit einem Unternehmen vertraut gemacht hat und an seinen Wert glaubt, findet gute Gründe dafür, warum sich eine Investition jetzt lohnt, und wenn sie auch die Aufnahme eines Kredits erforderlich macht.
Abfederung durch Sicherheiten
Jede Kreditaufnahme für eine Börsenspekulation kann den Anfang einer persönlichen Verschuldungsspirale darstellen, zumal man hinterher immer klüger ist. Doch mit Rücklagen lässt sich das Risiko begrenzen. Verfügt man über Sicherheiten in Form von Vermögenswerten oder Besitzrechten an diesen, lässt sich der Kredit bei einem ungünstigen Verlauf am Aktienmarkt durch eine Veräußerung der Vermögenswerte leichter zurückzahlen.
Die Art des Kredits
Ein Kredit ist nicht gleich ein Kredit, denn es gibt gute und schlechte Anleihen. Besonders, wenn man sich für ein so spekulatives Geschäft wie den Aktienhandel an der Börse verschuldet, sind die Kreditkonditionen besonders unter die Lupe zu nehmen. Günstige Konditionen mit geringen Zinskosten und vielen Spielräumen wie mögliche Ratenpausen im Falle von Liquiditätsengpässen sind für das Darlehen noch wichtiger als sonst. Dies gilt auch deshalb, weil die möglichen Gewinne stets mit dem Effektivzins zu verrechnen sind.
Schließlich gibt es mit dem Lombardkredit sogar ein Darlehen extra für die Börse. Die Inanspruchnahme durch Privatpersonen ist aufgrund des hohen Risikos allerdings umstritten, da die Bank bei Verlusten am Aktienmarkt die Zinsen beträchtlich erhöhen kann.
Vernünftiges Risikomanagement
Auch ein solides Risikomanagement kann vor einem tiefen Fall an der Börse schützen, selbst wenn die Aktien über einen Kredit finanziert wurden. Mit dem Begriff ist ein Vorgehen gemeint, bei dem nur so viel an Aktien ausgegeben wird, wie man verkraften kann. Die monatlichen Tilgungsraten werden bei der dafür erforderlichen Haushaltsrechnung berücksichtigt, ebenso wie stets ein Spielraum für besondere Fälle einkalkuliert wird.
Nun spielt es keine Rolle mehr, ob man gerade eine Pechsträhne hat und den Spekulationstag mit viel Frust beendet hat. Der finanzielle Rahmen, den man sich nach der Haushaltsplanung gesetzt hat, ist ehernes Gesetz und wird nicht überschritten.