Liebe Leserinnen und Leser,

selten blickt die Finanzwelt so gebannt auf den Sekundenzeiger wie heute Mittag. In den Frankfurter Handelsräumen herrscht jene trügerische Stille, die oft großen Entscheidungen vorausgeht. Der DAX klammert sich mühsam an die 24.000-Punkte-Marke, doch die Händler wissen: Die Kurse auf den Monitoren sind nur Platzhalter.

Die Dramaturgie könnte kaum dichter sein. Innerhalb von nur 15 Minuten werden heute Nachmittag die monetären Weichen für beide Seiten des Atlantiks neu gestellt. Es ist ein „Super-Donnerstag", der keine Gefangenen macht.

14:15 Uhr: Die Stille vor dem Sturm

Das Drehbuch für den heutigen Nachmittag ist nichts für schwache Nerven. Um 14:15 Uhr tritt die Europäische Zentralbank (EZB) vor die Presse. Der Markt hat sein Urteil längst gefällt: Eine Zinspause wird erwartet, der Einlagesatz dürfte bei 2,00 Prozent verharren. Doch Vorsicht vor der scheinbaren Langeweile. Die eigentliche Brisanz liegt im Kleingedruckten. Isabel Schnabel, Direktorin der EZB, ließ bereits durchblicken, dass der langfristige Pfad sogar wieder nach oben führen könnte. Wenn Christine Lagarde um 14:45 Uhr ans Mikrofon tritt, wird jeder Nebensatz seziert werden.

Doch die EZB läuft Gefahr, zur Randnotiz zu verkommen. Denn exakt um 14:30 Uhr – während Frankfurt die Zinsentscheidung noch verdaut – kommen die Zahlen, auf die die Wall Street seit Wochen wartet: die US-Inflationsdaten (CPI) für November.

Hier wird es kritisch. Durch den „Government Shutdown" fiel der Oktober-Bericht aus; die Märkte fliegen seit Wochen im Blindflug. Der Konsens erwartet eine Teuerungsrate von 3,1 Prozent. Jede Abweichung von diesem Pfad dürfte die Volatilität der letzten Tage wie ein laues Lüftchen erscheinen lassen.

Die Antwort des Kanarienvogels

Erinnern Sie sich an unsere gestrige Frage nach Micron Technology als dem „Kanarienvogel" in der KI-Mine? Der Vogel singt, und zwar laut.

Der US-Speicherchip-Hersteller hat gestern Abend geliefert – und wie. Die Aktie schoss im nachbörslichen Handel und heute vorbörslich um rund 10 Prozent nach oben. Die Botschaft aus Boise, Idaho, ist eindeutig: Der KI-Boom ist keine Fata Morgana, er tritt lediglich in die nächste Phase der Hardware-Nachfrage ein.

Es ist fast ausschließlich diesem Impuls aus Übersee zu verdanken, dass der DAX heute Mittag überhaupt noch im grünen Bereich notiert. Micron stützt die These, dass die Investitionsbereitschaft in die digitale Infrastruktur ungebrochen ist, und kontert damit die Ängste, die zuletzt auf dem Nasdaq lasteten.

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Genau zu diesem Thema haben die Tech-Analysten Felix Baarz und Bernd Wünsche eine umfassende Studie zur KI-Infrastruktur entwickelt. In ihrem kostenlosen Webinar „Projekt Tech-Millionär" stellen sie vier Schlüsselunternehmen vor, die von der Hardware-Nachfrage im KI-Zeitalter maximal profitieren könnten – darunter CrowdStrike als KI-Sicherheits-Champion sowie drei weitere Infrastruktur-Titel aus den Bereichen Datenplattformen, Unternehmens-KI und On-Device-Computing. Sie analysieren konkret, warum 2026 das Jahr der KI-Monetarisierung werden könnte und wie Anleger sich mit den richtigen „Schaufelverkäufern" positionieren. Die Experten zeigen, welche Unternehmen technologisch führend sind und bereits heute massive Gewinne schreiben. Für alle, die das Webinar verpasst haben, gibt es den vollständigen Spezialreport mit allen vier Tech-Titeln inklusive Einstiegszonen und Kurszielen. Details zum Projekt Tech-Millionär und den vier KI-Infrastruktur-Champions

Douglas: Die ungeschminkte Wahrheit

Während die Tech-Welt jubelt, holt die Realität des Einzelhandels die Anleger auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Aktie von Douglas wird heute abgestraft und verlor zeitweise zweistellig an Wert.

Auf den ersten Blick glänzt die Fassade: Der Umsatz wuchs, der Nettogewinn hat sich verdoppelt. Doch wer tiefer gräbt, stößt im vierten Quartal auf ein alarmierendes Phänomen. Die operative Marge bröckelt, weil die Kunden zunehmend nur noch bei Rabattaktionen zugreifen. Das Management musste eingestehen, dass die Preissensibilität massiv gestiegen ist.

Für den breiten Markt ist das ein Warnsignal erster Güte. Wenn selbst im Segment des „Affordable Luxury" die Margen nur durch aggressive Rabatte zu retten sind, verheißt das wenig Gutes für das Weihnachtsgeschäft im Massenmarkt. Die Prognose für 2025/26 mit einer sinkenden bereinigten EBITDA-Marge von etwa 16,5 Prozent tat ihr Übriges, um die Stimmung zu verhageln.

Rheinmetall und Commerzbank: Klarheit schaffen

Auch abseits der Makro-Bühne sortiert sich die Deutschland AG neu. Rheinmetall, unser neuer Börsen-Schwergewichtler, vollzieht den radikalen Schnitt: Die Düsseldorfer wollen ihr ziviles Geschäft abstoßen. Es ist der letzte Schritt der Metamorphose zum reinen Rüstungskonzern. Dass die Umsatzprognose für den Verteidigungsbereich für 2025 leicht auf 30 bis 35 Prozent Wachstum angepasst wurde, sorgt kurzfristig für Nervosität, ändert aber nichts an der strategischen Logik.

Geräuschloser agiert die Commerzbank. Das Institut meldete heute Morgen den Abschluss seines Aktienrückkaufprogramms über eine Milliarde Euro. In einer Zeit, in der Liquidität das höchste Gut ist, sendet die Bank damit ein seltenes Signal der Stärke und Disziplin an ihre Eigentümer.

Krypto: Atempause oder Abgesang?

Ein kurzer Blick auf die digitalen Assets: Bitcoin kämpft heute mit der Marke von 90.000 Dollar (ca. 74.000 Euro) und musste Federn lassen. Die Volatilität ist zurück. Doch während kurzfristig die Luft dünn wird, bleiben die langfristigen Prognosen der Profis bullisch – Kursziele von 170.000 Dollar für 2026 kursieren am Markt, getrieben von der Hoffnung auf institutionelle Nachfrage. Ob das fundierte Analyse oder Zweckoptimismus ist, bleibt abzuwarten. Vorerst heißt es: Durchatmen.

Das Fazit

Dieser Donnerstag ist kein Tag für hektische Entscheidungen. Die Koinzidenz von EZB-Entscheid und US-Inflationsdaten nach einer Daten-Pause schafft ein explosives Gemisch.

Behalten Sie heute Abend noch zwei weitere Schwergewichte im Auge: Nike und FedEx legen nach Börsenschluss Zahlen vor. FedEx gilt als Pulsfühler der Weltwirtschaft, Nike als Stimmungsbarometer des globalen Konsumenten. Zusammen mit den ernüchternden Signalen von Douglas werden wir morgen früh ein sehr viel schärferes Bild davon haben, wie es um die Kaufkraft wirklich bestellt ist.

Bleiben Sie wachsam.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann