Gold krönt ein außergewöhnliches Jahr mit einem Allzeithoch, doch kurz vor dem Jahresende setzen spürbare Gewinnmitnahmen ein. Parallel verschiebt sich die Nachfrage weltweit – besonders sichtbar in Indien, einem der wichtigsten Goldmärkte. Zugleich ziehen Silber und Platin noch stärker an und rücken Gold überraschend in den Schatten.

Rekordlauf und Konsolidierung

2025 markiert für Gold das stärkste Jahresplus seit Ende der 1970er Jahre. Das Edelmetall hat sich seit Jahresbeginn um rund zwei Drittel verteuert und am 26. Dezember ein Rekordhoch bei 4.562 US‑Dollar je Feinunze erreicht. Zum gestrigen Schlusskurs von 4.352,30 US‑Dollar liegt der Preis zwar rund 4,6 Prozent unter diesem Top, aber immer noch gut 10 Prozent über dem Tief vom November.

Die Rallye wurde durch ein Bündel an Faktoren getragen:

  • Mehrere Zinssenkungen der US‑Notenbank Fed
  • Ein schwächerer US‑Dollar
  • Anhaltende geopolitische Spannungen (Ukraine, Naher Osten, Iran)
  • Massive Goldkäufe von Zentralbanken
  • Höhere Zuflüsse in Gold‑ETFs

Nach dem Rekordhoch Ende Dezember kam es jedoch zu einer abrupten Gegenbewegung. Am Montag verlor Gold zeitweise mehr als 4 Prozent – der kräftigste Tagesrückgang seit Oktober. Auslöser war eine Anhebung der Margin-Anforderungen für Edelmetallkontrakte an der Terminbörse CME Group. Höhere Sicherheitsleistungen machen spekulative Positionen teurer und führen oft zu Glattstellungen und Gewinnmitnahmen. Bereits am Dienstag setzte dann eine erste Stabilisierung ein, Gold legte rund 1 Prozent zu.

Charttechnisch zeigt sich trotz der Korrektur ein klar aufwärtsgerichteter Trend: Der aktuelle Kurs liegt knapp 3 Prozent über dem 50‑Tage‑Durchschnitt von 4.226,15 US‑Dollar, der Relative-Stärke-Index (RSI) von 57,7 signalisiert weder Überhitzung noch akute Schwäche. Die annualisierte 30‑Tage‑Volatilität von 17,47 Prozent unterstreicht ein bewegtes, aber nicht chaotisches Marktumfeld.

Indien: Vom Schmuck zum Investment

Die Rekordpreise hinterlassen in der Realwirtschaft deutliche Spuren. Besonders in Indien, einem der größten Goldkonsumenten weltweit, verändert sich die Struktur der Nachfrage grundlegend.

In den ersten neun Monaten 2025 ging die gesamte indische Goldnachfrage um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Hinter dieser Zahl steckt ein klarer Trend:

  • Schmucknachfrage: –26 % auf 278 Tonnen
  • Investmentnachfrage: +13 % auf 185 Tonnen
  • Anteil Investmentgold: erstmals 40 % der Gesamtnachfrage

Hochpreisphasen drücken traditionell auf die Schmuckkäufe, die stark einkommens- und preissensibel sind. Gleichzeitig sehen viele Haushalte Gold zunehmend als Finanzanlage. Indische Gold‑ETFs verzeichneten Zuflüsse von 3,3 Milliarden US‑Dollar (28,7 Tonnen) und erhöhten ihre Bestände damit auf 86,2 Tonnen.

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Der Branchenberater Metals Focus erwartet, dass sich dieser Trend fortsetzt: Für 2026 wird ein weiterer Rückgang der Schmucknachfrage um 9 Prozent prognostiziert. Damit könnte Investmentgold in Indien noch wichtiger werden – ein struktureller Wandel, der das globale Nachfrageprofil des Edelmetalls verändert.

Silber, Platin und Palladium legen stärker zu

So eindrucksvoll das Goldjahr 2025 ist: Andere Edelmetalle haben den Preisauftrieb noch deutlich übertroffen.

Silber stieg um 157 Prozent und erreichte am Montag ein Allzeithoch von 83,62 US‑Dollar pro Unze – der stärkste Jahresanstieg in der Geschichte des Metalls. Treiber waren:

  • Die Einstufung von Silber als „kritischer Rohstoff“ in den USA
  • Angebotsengpässe im Minensektor
  • Niedrige Lagerbestände

Platin legte um 135 Prozent zu und markierte ebenfalls ein Rekordhoch. Hier wirkten vor allem ein knappes Angebot und die politische Kehrtwende der EU beim Verbrenner-Verbot für 2035, die die Nachfrage in der Autoindustrie stützt. Palladium kam auf ein Jahresplus von 74 Prozent – der beste Wert seit fast 15 Jahren.

Damit bleibt Gold zwar der wichtigste „Sichere Hafen“, doch im Rohstoffsektor verschiebt sich die Performance‑Spitze klar in Richtung der industriell stärker genutzten Edelmetalle.

Fed, Geopolitik und der Blick nach vorn

Für den Goldmarkt bleiben Geldpolitik und Geopolitik die entscheidenden Stellschrauben. Die US‑Notenbank hat im Dezember erneut die Leitzinsen gesenkt, wenn auch nach intensiven internen Diskussionen über die Risiken für die US‑Wirtschaft. Für die nächste Fed‑Sitzung am 27./28. Januar erwarten Marktteilnehmer derzeit keine weitere unmittelbare Senkung. Das Zinsniveau bleibt dennoch niedrig – ein Umfeld, das das zinslose Edelmetall tendenziell begünstigt.

Parallel reißt der Strom geopolitischer Belastungsfaktoren nicht ab:

  • Der Ukraine‑Konflikt erhält neuen Zündstoff, nachdem Russland seine Verhandlungsposition nach mutmaßlichen ukrainischen Angriffen auf Putins Residenz neu bewerten will.
  • US‑Präsident Trump kündigt zusätzliche Militärschläge gegen den Iran an.
  • Bestätigt wurde zudem ein US‑Angriff auf eine Verladeanlage in Venezuela.

Solche Meldungen stützen die Safe‑Haven‑Nachfrage nach Gold und können Rücksetzer immer wieder begrenzen. Zugleich zeigt die jüngste Margin‑Anhebung, wie sensibel der Markt auf regulatorische Eingriffe und überdehnte Positionierungen reagiert.

Kurz vor Jahresende steht Gold damit in einer interessanten Konstellation: Der Preis notiert nur rund 4,6 Prozent unter dem frischen Rekordhoch, der Aufwärtstrend ist intakt, und die Kombination aus niedrigen Zinsen und erhöhten politischen Risiken bleibt bestehen. Entscheidend für die weitere Entwicklung dürften die Signale der Fed Ende Januar und mögliche Entspannungstendenzen an den geopolitischen Brennpunkten sein; ohne eine dieser beiden Bremsen bleibt das Umfeld für das Edelmetall grundsätzlich freundlich.

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