BÖRSE EXPRESS: Welchen Anleger möchten Sie mit dem Generali Vermögensaufbau-Fonds an sich ansprechen? Jemand der das Risiko sprich die Volatilität von Aktie in Kauf nimmt, da sich rein mit Anleihen bereits der Vermögenserhalt schwer ausgeht, das Risiko aber überschaubar sein soll?

GERHARD SCHUM: Sie haben unsere Zielgruppe bereits sehr gut auf den Punkt gebracht. Um eine annehmbare Zielrendite zu erreichen, ist aufgrund des Niedrigzinsumfelds in der Veranlagung ein weitaus höheres Risiko als noch vor Jahren notwendig. Ein Investor der früher z.B. mit 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Anleihen seine Ziele erreichen konnte, muss aktuell die Gewichtung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen eingehen, um realistisch einen Mehrertrag über der Inflation erwirtschaften zu können. Aufgrund der expansiven Geldpolitik und der damit verbundenen rekordverdächtigen Erholungsrallye, wird das Veranlagungsrisiko stark ausgeblendet. Das Ziel unseres Konzepts ist, die mit der Risikoerhöhung verbundenen Verlustrisiken auf ein Maß zu reduzieren, das der Tragfähigkeit der Kunden entspricht.

 

BÖRSE EXPRESS: Realer Vermögensaufbau findet nur statt, wenn die Rendite über der Inflationsrate liegt. Da Sie mit dem Fonds von eben einem Vermögensaufbau sprechen – mit welchen Inflationsraten sollten Anleger aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren rechnen?

GERHARD SCHUM: Aktuell ist Inflation wieder in den Fokus geraten. Jahrelang war es das Ziel der Notenbanken, die Inflation leicht ansteigen zu lassen, was ihnen trotz extremer Geldschwemme nur in Ansätzen gelungen ist. Aus unserer Sicht sollte sich die aktuelle Entwicklung, die aufgrund der sich global erholenden Wirtschaft ausgelöst wurde, bald abflachen und die Inflationsraten wieder stabilisieren. Die Zielinflation um die 2 Prozent sollte langfristig von den Notenbanken weiterhin angestrebt und auch erreicht werden.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie haben die Aktienquote in Ihrem Portfolio ziemlich ausgeschöpft, bei Anleihen könnten Sie zu rund einem Drittel höher investiert sein und haben sich stattdessen – laut Factsheet - für den Geldmarkt entschieden. Was für ein Weltbild steht dahinter und welcher Anleihenbereich wurde warum besonders nach unten gefahren?

DIETER POZAR: Bei unserem Wertsicherungskonzept, wie es auch im Generali Vermögensaufbau-Fonds implementiert ist, arbeiten wir mit einem dreistufigen Mechanismus. Die erste Stufe ist wie bei anderen Fonds die Diversifikation zwischen den Assetklassen Aktien, Anleihen und Rohstoffe. In der zweiten Stufe integrieren wir auf jeden Subfonds ein Trendfolgemodell, das über Investment oder Cash entscheidet. Das Ziel ist es, Assetklassen, die sich in einem etablierten Abwärtstrend befinden, nicht zu halten, sondern den Anteil im Cash zu investieren, um dann im nächsten Aufwärtstrend wieder einsteigen zu können. Da sich im Anleihenbereich aufgrund der Zinsanstiege ein Abwärtstrend ausgebildet hat, haben wir zum Teil bereits Anleihen abgeschichtet. Kursverluste im Anleihenbereich schmerzen aufgrund der extrem niedrigen Renditen viel stärker als früher, als noch die höheren laufenden Renditen den Kursverlusten entgegenwirkten. Aufgrund der Trendfolger wird die taktische Allokation festgelegt. In der dritten Stufe, der Wertsicherung per se, wird der Investitionsgrad des Portfolios gesteuert, damit das Gesamtrisiko des Fonds mit dem Absicherungsniveau im Einklang steht.

 

BÖRSE EXPRESS: Wie arbeitet man in Zeiten von Strafzinsen für Einlagen bei der EZB mit Cash, damit es kein Minus bringt?

DIETER POZAR: Leider sind negative Zinsen nicht nur für Banken ein Thema, sondern mittlerweile auch für Investoren. Darunter fallen auch Investmentfonds. Das Ziel des Generali Vermögensaufbau-Fonds ist es, möglichst voll investiert zu sein und somit den Cashanteil auf ein Minimum zu reduzieren. Aufgrund der negativen Zinsen ist der Markt geneigt in risikoreiche Assetklassen zu investieren und das damit verbundene Risiko in den Hintergrund zu setzen. Jedoch darf der Blick auf das Risiko nicht ausgeblendet werden. In unserem Konzept investieren wir in ertragsreichere Anlagen und beschränken das Risiko. Unserer Meinung nach sind negative Zinsen alleine nicht Grund genug, um in risikoreiche Assetklassen zu investieren, da diese die Risikotragfähigkeit vieler Kunden übersteigen. Gerade in unseren Wertsicherungskonzepten konzentrieren wir den Blick auf das Risiko. Denn in negativen Trends ist es vorteilhaft die gering negative Verzinsung in Kauf zu nehmen, anstatt größere Verluste zu realisieren.

 

BÖRSE EXPRESS: Der Fonds versucht eine Begrenzung des theoretischen Verlusts auf 10 Prozent pro Jahr. Im Prospekt steht etwas von Trendfolgesystem. Wie genau funktioniert Ihr System und was ist der Unterschied zum oft eingesetzten CPPI-Modell für Verlustbegrenzungen?

DIETER POZAR: Wie bereits erwähnt basiert unser Konzept des Generali Vermögensaufbau-Fonds auf 3 Stufen. Die erste ist die Diversifikation, die zweite die Trendfolger und die dritte ist die Risikosteuerung und damit die Wertsicherung an sich. Die Trendfolger sollen stark negative Performancebeiträge, die durch mittel- bis langfristige negative Marktphasen ausgelöst werden, minimieren oder möglichst begrenzen. Damit schaffen wir ein Portfolio, bei dem die Rückschläge langfristig reduziert werden, um das von Ihnen erwähnte 10%-ige Risikobudget zu schonen. Erst die Wertsicherung selbst steuert das Gesamtrisiko, damit das Risikobudget auch eingehalten wird. Unser Wertsicherungsmodell ist u.a. auch darauf ausgerichtet schnelle, erratische Bewegungen abzufangen, wie es in der Coronakrise erfolgreich unter Beweis gestellt wurde.

GERHARD SCHUM: Der Unterschied zum CPPI Modell besteht darin, dass wir im ersten Schritt die Trendfolger implementieren und damit bereits eine Glättung der Volatilität erreichen. Unser Wertsicherungsmodell steuert aufgrund der Volatilität den Investitionsgrad und kann dadurch in stark negativen Phasen dynamischer das Risiko anpassen als das starre CPPI-Modell. Außerdem können wir aufgrund des Zusammenspiels von Volatilität und Trend, im Falle einer Beruhigung der Märkte, wieder Risiko aufbauen und stärker am Aufschwung partizipieren als es bei CPPI der Fall ist.

 

BÖRSE EXPRESS: Der Fonds darf bis zu 10 Prozent des Volumens in ein Sonderthema investieren. Welches und warum ist das derzeit?

DIETER POZAR: Aktuell sind wir hier in mehrere Subfonds investiert. Ein Teil davon ist in einen Risiko-gemanagten Subfonds veranlagt, der u.a. auf Basis von Korrelationsanalysen versucht das Downside stark zu begrenzen. Diese Strategie kommt unserem Wersicherungsmodell zu Gute. Ein weiterer Subfonds verfolgt eine Optionsstrategie und bei unserem dritten Investment handelt es sich um einen „unconstrained“ Anleihenfonds mit dem Ziel unkorreliert zum Aktienmarkt zu sein. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir aktuell das Anleihenrisiko eher reduzieren wollen. Aktien bleiben weiterhin interessant, wir wollen jedoch das Exposure aktuell nicht aktiv erhöhen, da bereits sehr viel Positives im Markt eingepreist zu sein scheint.

 

BÖRSE EXPRESS: Sollen eigentlich die Sonderthemen der Renditebringer im Portfolio sein, oder gilt das an sich generell für den Aktienbereich. Und welche Schwerpunkte setzen Sie im Aktienbereich?

DIETER POZAR: Das Sonderthema soll dem Fondsmanagement Platz geben, fundamentale Meinungen im Portfolio stärker zu gewichten. Das Fondsmanagement kann z.B: wenn es sehr positiv auf Aktien ist, diese aufstocken. Genauso könnten Anleihen oder Rohstoffe erworben werden.

Der Rendite-Treiber selbst wird in der aktuellen Niedrigzinsphase der Aktienmarkt und der Rohstoffmarkt sein. Das Sonderthema kann je nach Entscheidung die Funktion des Renditebringers, Stabilisators oder des Cash-Ersatzes einnehmen.

Im Aktienmarkt sind wir global diversifiziert, was Kern der Strategie im Generali Vermögensaufbau-Fonds ist. Ein Teilbereich unseres diversifizierten globalen Aktiensegments gilt wachstumsorientierten Aktien. Hier sind wir in Themen investiert wie z.B. „Artificial Intelligence“ oder „Erneuerbare Energien“.

 

BÖRSE EXPRESS: Der Generali Vermögensaufbau-Fonds ist ein Dachfonds. Diese sind von den Gebühren her in der Regel als etwas teurer, als Einzelfonds. Warum haben Sie sich für diese Konstruktion entschieden, was ist aus Ihrer Sicht der Vorteil?

GERHARD SCHUM: Aufgrund der Dachfonds-Konstruktion haben wir sehr niedrige Transaktionskosten, zahlen keine Ausgabeaufschläge und greifen auf kostengünstigere „Insti-Tranchen“ zurück. Diese „Insti-Tranchen“ können aufgrund der Kostenstruktur nur institutionelle Investoren kaufen und oft erst dann, wenn man gewillt ist, in Millionenhöhe zu investieren. In unserem Dachfonds haben wir somit ganz andere Kostenstrukturen als Privatanleger sie hätten.

Zudem vermeiden wir dadurch Liquiditätsprobleme, von dem viele Einzeltitel betroffen sein können, und haben die Möglichkeit gerade deshalb schnell auf Marktgeschehnisse zu reagieren. Gleichzeitig greifen wir auf Spezialisten der jeweiligen Assetklasse zurück. In Summe überwiegen unserer Meinung nach die Vorteile der Dachfonds-Konstruktion bei weitem den leicht höheren Kosten.

 

Jetzt wird am Markt über eine Zinswende diskutiert, was schlecht für Anleihen wäre. Gleichzeitig notieren faktisch alle Aktienmärkte auf Rekordniveaus – ist aktuell ein guter Zeitpunkt, um den Generali Vermögensaufbau-Fonds zu kaufen?

GERHARD SCHUM: Die Märkte sind sehr gut gelaufen und verleihen für einen Einstieg ein ungutes Gefühl. Jedoch zeigt die Vergangenheit, dass man diesem Gefühl nicht unbedingt trauen soll. Historisch gab es ähnliche Situationen wo der Markt danach noch steil nach oben zeigte.

Gerade in solchen Phasen, wo Angst vor starken Rückschlägen besteht, ist es besonders vorteilhaft, in wertgesicherte Fonds zu investieren. Beziehungsweise wenn man bereits vom Aufschwung profitiert hat, bietet sich eine Umschichtung in solche Strategien an, um die Gewinne abzusichern.

Zusammengefasst: Man partizipiert an Kurssteigerungen, jedoch ist man nach unten vor unliebsamen Überraschungen geschützt.

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