Während sich viele Anleger von Öl- und Gasaktien abwenden, zeigen institutionelle Investoren plötzlich Appetit auf Exxon Mobil. Doch ist das Vertrauen in den Energieriesen berechtigt – oder steckt mehr dahinter? Ein Blick hinter die Kulissen enthüllt eine überraschende strategische Neuausrichtung des Unternehmens.

Machtpoker der Großinvestoren

Die Quartalsberichte offenbaren ein interessantes Bild: Während einige institutionelle Anleger wie Perpetual Ltd ihre Positionen reduzierten, stockten andere kräftig auf. Total Wealth Planning & Management erhöhte seinen Bestand um 19,6%, Jaffetilchin Investment Partners sogar um 22,9%. Der spektakulärste Zug kam jedoch von Norges Bank, die im vierten Quartal Anteile im Wert von rund 6,94 Milliarden Dollar erwarb.

Diese gegenläufigen Bewegungen zeigen, wie kontrovers Exxon Mobil derzeit eingeschätzt wird. Doch warum setzen einige Großinvestoren gerade jetzt auf den Energiekonzern?

Zahlen mit Doppelboden

Die jüngsten Quartalszahlen liefern Teilantworten:

  • Gewinn pro Aktie: 1,76 $ (über Analystenerwartungen)
  • Operativer Cashflow: 13,0 Mrd. $
  • Aktienrückkäufe: 4,8 Mrd. $

Trotz leicht enttäuschender Umsatzzahlen (83,13 Mrd. $) demonstriert Exxon Mobil beeindruckende Cashflow-Stärke. Entscheidender ist jedoch die strategische Ausrichtung: Mit jährlichen Investitionen von 28-30 Mrd. $ bis 2030 setzt das Unternehmen auf Projekte mit Break-even-Kosten unter 35 $ pro Barrel – eine klare Absage an teure Megaprojekte vergangener Jahre.

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Überraschende Zukunftsstrategie

Exxon Mobil zeigt sich erstaunlich agil: Während die Produktion in Guyana verdreifacht werden soll, baut der Konzern gleichzeitig ein neues Standbein im Lithium-Sektor auf. Bis 2027 will man kommerziell produzieren und bis 2030 genug Lithium für über eine Million Elektroautos jährlich liefern. Parallel expandiert Exxon in chemisches Recycling und Wasserstofftechnologien.

Diese Diversifizierung könnte erklären, warum einige Investoren trotz kurzfristiger Schwächen (Aktie -12,7% in 12 Monaten) langfristiges Potenzial sehen. Analysten scheinen diese Sicht zu teilen – das durchschnittliche Kursziel liegt bei 125,10 $, mit kürzlichen Anhebungen durch TD Cowen auf 128,00 $.

Mini-Tender-Angebot als Warnsignal

Ein ungewöhnlicher Nebenschauplatz: TRC Capital Investment Corporation versucht, Aktien deutlich unter Marktwert zu erwerben. Exxon rät Aktionären deutlich von diesem "Mini-Tender" ab – ein Hinweis darauf, dass der Konzern seinen aktuellen Kurs für unterbewertet hält.

Die große Frage bleibt: Setzen die institutionellen Investoren auf eine Renaissance der fossilen Energien – oder erkennen sie früher als der Markt, wie sich Exxon Mobil neu erfindet? Die kommenden Quartale werden zeigen, ob die Strategie des Energieriesen aufgeht.

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