Ethereum geht mit gemischten Signalen in das letzte Wochenende des Jahres. Auf der einen Seite beginnt ein Großinvestor, seine gigantischen Bestände aktiv zu verzinsen. Auf der anderen Seite ziehen Anleger Geld aus klassischen Ethereum-ETFs ab, während die Derivatemärkte weiter hoch gehebelt sind. Im Kern steht die Frage: Setzt sich der neue „Yield-Fokus“ gegen den Abbau von Risiko zum Jahresende durch?

Bitmine setzt auf Staking-Erträge

Den wichtigsten Akzent setzt heute Bitmine, der weltweit größte Firmenhalter von Ethereum. Das Unternehmen hat 74.880 ETH – rund 219 Millionen US-Dollar – in die Ethereum-Beacon-Chain eingezahlt und damit offiziell den Übergang vom reinen Halten zum aktiven Staking gestartet.

Bitmine-Chef Tom Lee bezeichnet diese Strategie als „Alchemy of 5%“ – also die gezielte Nutzung von Staking-Erträgen aus der Firmenkasse („Treasury-as-Yield“). Die vollständige, eigene Staking-Infrastruktur unter dem Namen MAVAN (Made in America Validator Network) soll Anfang 2026 an den Start gehen. Der heutige Schritt zeigt aber bereits, dass Bitmine keine ungenutzten Renditechancen mehr liegen lassen will.

Einordnen lässt sich die Dimension so:

  • Gesamtbestand: 4,066 Millionen ETH (etwa 3,37 % des Umlaufs)
  • Gesamtwert: rund 12,2 Milliarden US-Dollar
  • Potenzieller Jahresertrag: Bei vollständigem Staking wären laut Analystenschätzungen über 126.800 ETH pro Jahr möglich (rund 371 Millionen US-Dollar)

Tom Lee bleibt entsprechend optimistisch und sieht in dieser Nutzung der Treasury-Bestände einen Hebel, der den ETH-Kurs bis Anfang 2026 in eine Spanne von 7.000 bis 9.000 US-Dollar treiben könnte.

ETF-Abflüsse treffen auf On-Chain-Nachfrage

Parallel dazu zeigt sich ein deutlich anderes Bild auf der Seite der klassischen Finanzprodukte. Ethereum-ETFs verzeichnen seit Mitte Dezember spürbare Abflüsse: Insgesamt sind in zwei Wochen rund 853,9 Millionen US-Dollar abgeflossen. Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet BlackRocks ETHA-Fonds zuletzt an der Spitze dieser Rückgaben stand – ein Signal, dass manche institutionelle Vermögensverwalter vor dem Jahreswechsel Risiko reduzieren.

Analysten warnen: Sollte dieser Verkaufsdruck anhalten, ohne dass genug Nachfrage auf der Blockchain-Seite dagegenhält, könnte Ethereum in Richtung der Unterstützungszone um 2.500 US-Dollar fallen.

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Bisher zeigt der Markt jedoch eine gewisse Robustheit. On-Chain-Daten deuten darauf hin, dass Privatanleger und große „Whales“ Verkäufe im Bereich um 2.900 US-Dollar weitgehend absorbiert haben. Das hat bislang eine tiefere Korrektur verhindert und passt zum Bild eines Marktes, der zwar vorsichtig, aber nicht panikgetrieben agiert.

Hebelrisiken und Vitaliks Mahnung

Trotz der positiven Staking-Nachrichten bleibt die Stimmung gedämpft, weil das Thema Leverage wie ein Hintergrundrauschen präsent ist. Die offenen Positionen im Derivatebereich sind weiterhin hoch, was Anleger an eine Warnung von Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin aus dem August 2025 erinnert.

Damals hatte Buterin betont, dass die wachsende Nutzung von Ethereum als Kreditsicherheit zwar einerseits Adoption zeigt, andererseits aber „fragile Spiele“ erzeugen kann. Besonders riskant seien Strategien, bei denen Unternehmen oder Investoren stark gegen ihre ETH-Bestände verschuldet sind. Ein Kursrückgang von 30 bis 90 Prozent könnte in diesem Szenario Kettenreaktionen auslösen – von erzwungenen Verkäufen bis hin zu großflächigen Liquidationen.

Bitmines Ansatz erscheint im Vergleich dazu eher konservativ, weil das Unternehmen ETH spotbasiert hält und nun stakt. Trotzdem reagiert der Markt sensibel auf jede Entwicklung, die die Leverage-Quoten beeinflussen könnte, gerade solange Ethereum die Marke von 3.000 US-Dollar nicht nachhaltig zurückerobert.

Netzwerk-Wachstum und Regulierungshoffnungen

Abseits des kurzfristigen Kursgeschehens arbeitet das Ethereum-Ökosystem weiter an seiner Rolle als Fundament der dezentralen Finanzwelt. Mehrere Entwicklungen unterstreichen das strukturelle Wachstum:

  • TVL-Ausblick: Joseph Chalom von Sharplink Gaming erwartet, dass der in DeFi-Protokollen hinterlegte Gesamtwert (Total Value Locked, TVL) im Jahr 2026 um den Faktor zehn steigen könnte. Treiber sollen vor allem institutionelle Tokenisierungsprojekte sein.
  • Regulierung: In Arizona kursiert ein Gesetzesvorschlag für eine steuerliche Begünstigung von Ethereum-Transaktionen. Ziel ist es, die lokale Nutzung zu fördern und den Bundesstaat als Krypto-Standort für 2026 zu positionieren.
  • Tokenisierung realer Werte: Bereits jetzt sind mehr als 18 Milliarden US-Dollar an tokenisierten Real-World-Assets (RWA) auf Ethereum abgebildet. Die Plattform dominiert damit weiterhin den Bereich hochvolumiger, institutioneller On-Chain-Abwicklungen.

Diese Punkte liefern das Fundament für die These, dass Ethereum jenseits kurzfristiger Schwankungen als Infrastruktur-Protokoll an Bedeutung gewinnt.

Technische Lage und kurzfristiger Ausblick

Kursebene und technische Indikatoren spiegeln die aktuelle Spannung wider. Ethereum notiert derzeit bei rund 2.904 US-Dollar und liegt damit etwa 38 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 4.689 US-Dollar. Gleichzeitig beträgt der Abstand zum jüngsten Jahrestief bei 2.764 US-Dollar nur gut fünf Prozent. Der RSI von 42 signalisiert einen eher neutralen bis leicht angeschlagenen Markt, ohne klaren Überverkauft-Status.

Kurzfristig konzentriert sich vieles auf die Verteidigung der Zone um 2.900 US-Dollar. Im positiven Szenario zieht Bitmines Staking-Offensive Nachahmer unter anderen Firmenkassen an. Ein solches „Anstaken“ großer Bestände könnte das verfügbare Angebot verknappen und damit den anhaltenden ETF-Abflüssen entgegenwirken – mit Spielraum für eine Erholung in Richtung 3.200 US-Dollar.

Setzen sich hingegen die Abflüsse aus Produkten von Anbietern wie BlackRock und Fidelity fort, würde der Druck auf die aktuelle Unterstützung zunehmen. Ein Bruch könnte den Weg in den Bereich zwischen 2.660 und 2.500 US-Dollar öffnen, wo laut Marktbeobachtern verstärkt gehebelte Positionen zur Disposition stehen. Für dieses Wochenende läuft damit vieles darauf hinaus, ob die von Bitmine angeführte „Yield-Narrative“ stark genug ist, um das zum Jahresende einsetzende Risiko- und Steuer-Management im traditionellen Finanzsektor zu überlagern.

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