In fast jedem Anlagesegment gibt es bereits nachhaltige Produkte, nur für Commodities gab es dies bislang nicht. Viele Anbieter ließen sich bisher von der hohen Problematik abschrecken, mit der vor allem die Produktion von Metallen verbunden ist, wie etwa den prekären Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern und den ökologischen Konsequenzen des Bergbaus. Der Abbau von Erzen und die nachfolgenden Prozesse der Gewinnung von Metallen sind in der Regel sehr invasiv. Daneben sind mit dem Bergbau noch eine Reihe weiterer negativer Umwelteffekte verbunden: Zerstörung von Lebensräumen und Biodiversität, Wasserverbrauch bzw. -verschmutzung, Chemikalieneinsatz, etc.

Doch ohne Rohstoffe geht es in der heutigen Welt nicht und ohne Metalle würden viele Bemühungen um eine klimaschonende und insgesamt umweltverträglichere Lebensweise auf der Basis einer erneuerbaren Energieversorgung und neuen Konzepten von Mobilität, Wohnen, Produktion und Konsum zunichte gemacht. „Die traditionellen Nutzungsportfolios vieler Metalle sind aktuell stark im Wandel begriffen und einige Metalle bekommen starken Rückenwind durch die Forcierung von erneuerbaren Energien und Elektromobilität wie z.B. Kupfer. Während in einem konventionellen thermischen Kraftwerk knapp zwei Tonnen Kupfer pro Megawatt verbaut sind, benötigt ein Solarkraftwerk rund dreimal so viel, und Offshore-Windstrom sogar rund 15 Tonnen. Ähnlich stellt sich der Vergleich in der Fahrzeugtechnik dar: mit rund 100 Kilogramm ist in einem Elektroauto viermal so viel Kupfer verbaut wie in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor“, macht Reinhard Friesenbichler, Geschäftsführer und Gründer von rfu, die zukünftige Bedeutung von Metallen deutlich. Außerdem haben viele Metalle noch einen ökologischen Pluspunkt: sie sind wiederverwendbar.

Bei derivatbasierten Rohstoffen hielt sich lange das Vorurteil, dass Nachhaltigkeitskriterien nur schwer oder gar nicht umgesetzt werden können, weil sie auf standardisierten und substituierbaren Gütern basieren. Daher gilt der Ausschluss von Agrarrohstoffen aus dem Anlageuniversum als immer noch verbreitester Nachhaltigkeitsansatz. Laut Experten besteht allerdings der Nachteil dieser Methode darin, dass positive Rendite- und Diversifikationseigenschaften der ausgeschlossenen Assets im Portfolio verloren gehen. Eine Umgehung der Standardisierung könnte über die Zertifizierung und den Handel von nachhaltig produzierten Rohstoffen wie zum Beispiel Baumwolle, Fair-Trade-Gold oder Green Aluminium erreicht werden. Dies sind allerdings noch Nischenprodukte und kommen daher beispielsweise für institutionelle Investoren wegen fehlender Liquidität und Marktgröße aktuell noch nicht in Frage. Auch die Einbindung der sozialen Kosten der CO²-Emissionen durch Kompensation mit Emissionsrechten könnte mithelfen, Rohstoffinvestments nachhaltiger auszugestalten. Allerdings würden dabei andere wichtige Faktoren wie zum Beispiel soziale und ökologische Aspekte vernachlässigt.

Die Lösung des Problems durch rfu basiert dagegen auf deren langjährig bewährtem Nachhaltigkeitsmodell für Staaten und Unternehmen: „Um die ökologischen und gesellschaftlichen Effekte von Rohstoffen einschließlich Agrarprodukten systematisch und objektiv beurteilen zu können, hat die rfu 2018/19 als erste Nachhaltigkeits-Researchagentur eine Methodik zur ökologischen und gesellschaftlichen Analyse entwickelt. Hierbei wird der gesamte Lebenszyklus betrachtet: von der Gewinnung über die Verarbeitung bis hin zur finalen Nutzung und Wiederverwendung von Metallen und Energieprodukten bzw. vom Anbau, über die Ernte und Verarbeitung bis hin zur finalen Nutzung von Agrarrohstoffen, die nicht immer die der menschlichen Nahrung ist. Endergebnis ist ein Score auf der Skala von -10 bis +10, der zur leichteren Interpretierbarkeit in ein Rating auf der neunstufigen Skala von A+ bis C- transformiert wird“, erörtert Friesenbichler.

Dabei werden qualitative und quantitative ESG-Kriterien in einem dreistufigen Modell berücksichtigt. Somit wird für jeden Rohstoff ein ganzheitlicher ESG-Score berechnet, aufgrund dessen die Gewichtung in einem Portfolio angepasst werden kann. Bei der Berechnung des ESG-Scores werden die Produktionsseite sowie die Nutzung des Rohstoffes gesondert analysiert, und zwar unter Mitberücksichtigung von Umwelt, Sozial- und Governance-Aspekten. Eine dritte Komponente, Trends und Potenziale, beurteilt den möglichen Beitrag eines Rohstoffes zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, sei es das erwartete Potenzial in Bezug auf technologische Fortschritte auf der Produktions- und Verbrauchsseite sowie künftige Substitutionseffekte von Rohstoffen mit geringem gesellschaftlichem Nutzen und stark negativem ökologischem Fußabdruck. Dieser Ausblick geht nicht direkt in das Status quo orientierte Rating ein, sondern wird als gesonderter Indikator dargestellt.

Was beim Rating von derzeit rund 30 wichtigen Commodities der Kategorien Metalle, Energie und Landwirtschaft herauskommt, ist teilweise überraschend. Während die Phase der Produktion bei fast allen Metallen auf der negativen Achse angesiedelt ist, kann der gesellschaftliche Wert der Nutzung dies hingegen zumindest teilweise wieder ausgleichen. Dies trägt dazu bei, dass Industriemetalle insgesamt meist besser abschneiden als die Edelmetalle mit ihrem starken Charakter als Luxusgüter. Innerhalb der Industriemetalle erreicht Stahlschrott mit dem Rating B das klar beste Ergebnis, gefolgt von Nickel, Palladium und Kupfer mit jeweils B-. Am anderen Ende finden sich Eisen und Zink mit einem Rating von C+, letzteres jedoch mit einem klar positiven Ausblick aufgrund seiner zukunftsträchtigen Anwendungen in den Bereichen kostengünstige Stromspeicherung, Photovoltaikzellen und als Katalysator für Wasserstoff-Brennstoffzellen. Die am niedrigsten gerateten Rohstoffe aus den Kategorien Metalle und fossile Energie sind Gold und Benzin mit jeweils einem Rating von C. Bei den Agrarrohstoffen haben Weizen und die Sorte Kansas-Weizen mit einem B und Mais mit B- die insgesamt besten Nachhaltigkeitsratings. Am unteren Ende der Bandbreite rangieren Lebend- und Mastrind, bewertet mit C.

 

Die rfu (Mag. Reinhard Friesenbichler Unternehmensberatung), gegründet 1997, ist Spezialist für Nachhaltiges Investment und unterstützt Kunden bei der Entwicklung und Umsetzung von Anlagestrategien: insbesondere durch die Konzeption von Investmentprodukten, Nachhaltigkeits-Research und die Integration von Nachhaltigkeit in Anlageprozesse. Kunden und Partner sind institutionelle Investoren, Unternehmen und öffentliche Stellen im deutschsprachigen Raum sowie in Zentral- und Osteuropa. Zu den Projekten zählen die Nachhaltigkeitsindizes VÖNIX und CECE SRI (CECE Socially Responsible Investment) sowie eine Reihe von Fonds und sonstigen Portfolios. Das Nachhaltigkeits-Know How der rfu fließt in Anlageprodukte mit einem Gesamtvolumen von mehreren Milliarden Euro ein. Internet: office@rfu.at, www.rfu.at

 

 

Aus dem Börse Express PDF von 28. Jänner hier zum Download

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