Der unerwartete Aufstieg des Euro
In letzter Zeit hat der Euro einen deutlichen Anstieg verzeichnet und innerhalb des letzten Monats um fünf Prozent gegenüber dem US-Dollar zugelegt.
Laut einigen Zinsexperten vernachlässigen globale Investoren zunehmend ihr US-Engagement zugunsten des Euroraums, insbesondere Deutschlands, und suchen stattdessen nach Stabilität, Zinssicherheit und einem politisch berechenbareren Umfeld. Obwohl deutsche Anleihen in der Vergangenheit niedrige oder sogar negative Zinsen aufwiesen, werden sie nun zu einer Alternative, da die Regierung versprochen hat, die Kreditaufnahme zur Finanzierung neuer Investitionen zu erhöhen.
Gleichzeitig scheint die Zinsentwicklung eine geringere Rolle am Devisenmarkt zu spielen als früher. Ein Zinsunterschied von zwei Prozent zugunsten der USA würde normalerweise den US-Dollar stärken – heute erleben wir jedoch das Gegenteil. Entscheidend ist hierbei, dass der Markt heutzutage weniger auf Zinsdifferenzen achtet als auf politische Stabilität und Berechenbarkeit. Trotz dieses Wandels ist es unwahrscheinlich, dass der US-Dollar bald seine Rolle als führende Währung verliert. Der amerikanische Anleihemarkt ist nach wie vor deutlich größer und liquider als der europäische und dominiert den Welthandel. Dennoch markiert die Entwicklung einen wichtigen Wandel, da institutionelle Investoren zunehmend in auf Euro lautende Anlagen diversifizieren.
Der Kurs bleibt ungewiss
Zukünftig liegt der Kurs maßgeblich in den Händen der amerikanischen Politik, die durch ihr Handeln das wachsende Misstrauen an den Märkten adressieren muss. Sollte die Volatilität auf dem amerikanischen Anleihemarkt anhalten und das Vertrauen in die US-Wirtschaft weiter schwinden, könnte der Euro weiter zulegen. Letztlich geben die unerwartete Stärke des Euro und die Schwäche des Dollars Aufschluss über einen sich vollziehenden Wandel der Kapitalströme, eine Entwicklung, die den Devisenmarkt für viele Jahre verändern könnte.
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