Liebe Leserinnen und Leser,

wenn der Finanzvorstand eines der wichtigsten Technologieunternehmen der Welt Aktien im Wert von fast 30 Millionen Dollar verkauft, unmittelbar nachdem er glänzende Quartalszahlen verkündet hat, sollten wir kurz innehalten.

Genau das ist bei Micron Technology passiert. Während sich viele Marktteilnehmer an diesem Sonntagmittag mental bereits auf eine Fortsetzung der Rallye einstellen und Analysten Kursziele für 2026 ausrufen, die eher an Science-Fiction erinnern, nehmen diejenigen, die direkt an der Quelle sitzen, Geld vom Tisch. Wir erleben derzeit eine bemerkenswerte Dichotomie: Die Stimmung an der Wall Street ist euphorisch, das Handeln der Insider jedoch zutiefst skeptisch.

In dieser Ausgabe blicken wir hinter die glitzernde Fassade der Billionen-Bewertungen, beleuchten, warum in Japan gerade eine ökonomische Logik auf den Kopf gestellt wird und welcher Schatten an diesem Wochenende auf die Schweizer Finanzelite fällt.

Das Signal der Insider: Verkaufen, wenn es am schönsten ist

Die Zahlen waren makellos. Micron Technology, der US-Speicherchip-Gigant und ein wichtiges Barometer für die globale KI-Infrastruktur, meldete für das erste Quartal 2026 einen Umsatzsprung von 57 Prozent auf 13,64 Milliarden Dollar. Der KI-Boom im Cloud-Speichergeschäft ist real, die Auftragsbücher sind gefüllt.

Doch die eigentliche Nachricht verbirgt sich im Kleingedruckten der SEC-Filings: CFO Mark Murphy nutzte die Gunst der Stunde, um Aktien im Wert von exakt 28,4 Millionen Dollar abzustoßen. Auch CEO Sanjay Mehrotra trennte sich von Paketen. In der Summe verkauften Insider in den letzten 90 Tagen Anteile für fast 80 Millionen Dollar.

Warum ist das relevant für Sie? Insiderverkäufe sind per se nicht ungewöhnlich. Doch in dieser Massivität und zu diesem Zeitpunkt senden sie ein unmissverständliches Signal. Während institutionelle Anleger wie Perpetual Ltd. im dritten Quartal neu einstiegen und auf den Zug aufsprangen, sichern sich die Führungskräfte ab. Es passt ins Bild eines Marktes, der laut Warren Buffetts Indikator – das Verhältnis von Marktkapitalisierung zu BIP liegt bei stolzen 224 Prozent – extrem hoch bewertet ist. Wenn die Architekten des Booms Gewinne realisieren, ist für Privatanleger Wachsamkeit geboten.

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Das bringt mich zu einem wichtigen Punkt für Ihr Portfolio: Während Micron-Insider verkaufen, stellt sich die Frage, welche Chip-Aktien jetzt noch Potenzial bieten. Bernd Wünsche analysiert in seinem Webinar vier spezifische Halbleiter-Unternehmen, die vom aktuellen KI- und Chip-Boom profitieren könnten – mit detaillierter Bewertung der Chancen und Risiken. Sie erfahren, welche Unternehmen aus der Chip-Branche für 2026 aussichtsreich positioniert sind. Kostenlose Chip-Aktien-Analyse ansehen

Der Billionen-Traum: Zündet SpaceX die nächste Stufe?

Während Micron die Realität der Hardware-Zyklen abbildet, wird an der Wall Street bereits der nächste große Traum gehandelt. Die Saxo Bank skizziert in ihren Prognosen für 2026 ein Szenario, das zunehmend an Wahrscheinlichkeit gewinnt: Ein Börsengang von SpaceX mit einer Bewertung von deutlich über einer Billion Dollar.

Nach Informationen von Reuters und Bloomberg laufen bereits Gespräche für einen IPO im Jahr 2026. Sollte dies geschehen, wäre es nicht nur der größte Börsengang der Geschichte, sondern auch der Startschuss für die „Weltraumwirtschaft" als ernstzunehmende Asset-Klasse. PwC taxiert das Potenzial bis 2040 auf zwei Billionen Dollar.

Ein solcher Mega-IPO würde massiv Liquidität binden, könnte aber auch jene „Animal Spirits" wecken, die Märkte in späten Phasen einer Hausse oft noch einmal parabolisch steigen lassen. Für europäische Anleger bleibt die bittere Erkenntnis: Während in den USA Billionen-Konzerne im All entstehen, diskutieren wir in Berlin über Narrative.

Japans Zins-Paradoxon: Verkehrte Welt in Tokio

Ein Blick nach Fernost ist unverzichtbar. Die Bank of Japan (BoJ) hat am Freitag einen historischen Schritt gewagt und den Leitzins auf 0,75 Prozent angehoben – den höchsten Stand seit 1995.

Nach klassischer Lehrbuchmeinung müsste die Währung, der Yen, nun aufwerten. Doch das Gegenteil geschah: Der Yen schwächte sich ab. Der Grund liegt in der Kommunikation der Notenbanker. Die BoJ signalisierte, dass die Realzinsen (Zins minus Inflation) vorerst negativ bleiben werden.

Das hat entscheidende Implikationen für die globalen Märkte. Der gefürchtete „Yen Carry Trade" – das Leihen von billigem Geld in Japan für weltweite Investments – wird zwar teurer, aber noch nicht abgewürgt. Die Volatilität, die wir zuletzt bei Bitcoin sahen (minus 2,8 Prozent nach der Ankündigung), zeigt jedoch, wie nervös Risiko-Assets auf jede Straffung in Tokio reagieren. Japan bleibt der unberechenbare Faktor für 2026.

Corporate Germany: Kultur ist harte Währung

Zurück nach Deutschland, wo eine aktuelle Studie auf Basis von 7.300 Kununu-Bewertungen ein grelles Licht auf die Binnenverfassung der DAX-Konzerne wirft.

  • Der Gewinner: SAP. Sowohl aktuelle Führungskräfte (4,5 von 5 Sternen) als auch Ehemalige loben den Walldorfer Softwarekonzern. Der radikale Umbau zur Cloud scheint die Belegschaft mitgenommen zu haben – eine seltene Leistung bei Transformationen dieser Größe.
  • Der Verlierer: Brenntag. Der Chemiedistributeur landet bei beiden Gruppen am unteren Ende.

In einer Zeit, in der Fachkräftemangel das dominierende Thema ist, ist die interne Kultur kein „Soft Factor" mehr, sondern eine harte ökonomische Variable. Ein Unternehmen wie Brenntag, das seine Ex-Führungskräfte frustriert zurücklässt (Bewertung 2,7), wird es schwer haben, die Zukunft zu meistern. Strategische Klarheit zeigt indes Rheinmetall: Wie bekannt wurde, plant der Konzern den Verkauf seiner „Power Systems"-Sparte bis Anfang 2026, um sich als reiner Rüstungskonzern aufzustellen – ein Schritt, der an der Börse honoriert werden dürfte.

Schatten über der Schweiz: Die Epstein-Akten

Zum Schluss ein Thema, das weniger mit Bilanzen, aber viel mit Reputation zu tun hat. Die am Wochenende bekannt gewordenen neuen Akten im Fall Jeffrey Epstein werfen Schatten bis in die Schweiz.

Auf einer E-Mail-Liste von 2010 taucht der Name der ehemaligen Bundesrätin Micheline Calmy-Rey auf. Sie dementiert vehement jedes Treffen. Doch brisanter für die Finanzwelt ist die erneute Nennung von Jes Staley, dem ehemaligen UBS-Verwaltungsrat, sowie Hinweise auf Epsteins Nutzung des Genfer Flughafens.

Es ist eine Mahnung, dass „Compliance" mehr ist als das Abhaken von Listen. Die Verflechtungen der globalen Elite mit toxischen Figuren können Jahre später als Bumerang zurückkehren und das Vertrauen in Institutionen beschädigen – gerade in einem Land, das Diskretion als Geschäftsmodell verkauft.

Ausblick: Die Woche der Wahrheit?

Während wir auf den 22. Dezember und die verkürzte Weihnachtswoche blicken, bleibt die Lage fragil. Die US-Inflation (CPI zuletzt bei 2,7 Prozent) erweist sich laut Fed-Mitglied Hammack als tückischer als gedacht.

Beobachten Sie in den nächsten Tagen genau die Kapitalflüsse bei den Krypto-ETFs. Hier findet eine massive Rotation statt: Weg von Bitcoin, hin zu XRP (über eine Milliarde Dollar Zuflüsse seit November). Es scheint, als suche das spekulative Kapital immer neue Spielwiesen, bevor die Musik aufhört zu spielen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Rest des Wochenendes und eine ruhige Hand in dieser vorweihnachtlichen Marktphase.

Herzlichst,

Ihr

Eduard Altmann

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