Daimler Truck Aktie: Politischer Rückenwind
Ein neuer Großauftrag für Elektrobusse, eine hitzige Debatte um „Standort-Patriotismus“ und eine aufgeweichte EU-Klimapolitik: Auf Daimler Truck prallen derzeit mehrere Entwicklungen, die weit über den Börsentag hinausreichen. Im Zentrum steht die Frage, ob sich aus den politischen Signalen und Regulierungsänderungen ein struktureller Vorteil für den Nutzfahrzeugbauer ergeben kann.
De Lijn-Auftrag und Standortdebatte
Kurz vor dem Wochenende meldete die Bussparte Daimler Buses einen bedeutenden Rahmenvertrag mit dem flämischen Verkehrsdienstleister De Lijn. Vereinbart wurde die Lieferung von bis zu 500 Elektrobussen. In einem ersten festen Abruf orderte De Lijn 80 Fahrzeuge des Typs Mercedes-Benz eCitaro, die ab Anfang 2027 ausgeliefert werden sollen.
Damit setzt der Konzern ein sichtbares Zeichen im europäischen ÖPNV-Markt. Die Bestellung unterstreicht:
- die Marktakzeptanz des eCitaro im elektrischen Stadtbussegment
- die Verankerung von Daimler Buses im öffentlichen Verkehr in Westeuropa
- eine längerfristig planbare Auslastung durch den Rahmenvertrag
Parallel dazu bekam das Thema Elektromobilität im Personentransport eine politische Note. Auslöser war die Entscheidung der Deutschen Bahn, 200 Elektrobusse beim chinesischen Hersteller BYD zu bestellen. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) kritisierte diesen Schritt deutlich und forderte einen „gesunden Standort-Patriotismus“. Steuerfinanzierte Staatskonzerne müssten aus seiner Sicht europäische Hersteller wie Mercedes-Benz (Daimler Truck) und MAN bevorzugen.
Für Daimler Truck ist der konkrete DB-Auftrag zwar verloren, die politische Reaktion könnte aber längerfristig Gewicht bekommen. Sollte sich Klingbeils Linie in Beschaffungsrichtlinien oder Vergabepraxis niederschlagen, hätte das Potenzial, die Auftragslage für heimische Anbieter im Bus- und Lkw-Geschäft zu stützen.
Regulierung und Lobby-Einfluss in der EU
Die Nachrichtenlage wird durch eine Richtungsänderung in Brüssel ergänzt. Medienberichten zufolge rückt die EU von einem strikten Verbrenner-Verbot ab 2035 ab. Statt eines Totalverbots ist nun von einer 90-prozentigen Emissionsreduktion die Rede. Das öffnet den Rahmen für mehrere Antriebstechnologien, etwa:
- wasserstoffbasierte Antriebe
- E-Fuels im Verbrennungsmotor
- batterieelektrische Lösungen im Schwerlast- und Stadtverkehr
Daimler Truck ist in diesen Bereichen aktiv. Eine stärker technologieoffene Regulierung kann dem Konzern mehr Flexibilität bei der Ausgestaltung seiner Produktpalette geben und Investitionen in unterschiedliche Antriebsstränge absichern.
Gleichzeitig baut das Unternehmen seinen Einfluss in Brüssel aus. Die Vorstandsvorsitzende Karin Rådström wurde zur neuen Vorsitzenden des Nutzfahrzeugausschusses des europäischen Automobilverbands ACEA gewählt, Amtsantritt ist der 1. Januar 2026. In dieser Funktion kann sie die Position der Lkw- und Busbranche in der entscheidenden Phase der Dekarbonisierung direkt mitprägen – von Grenzwerten bis hin zu Fördermechanismen.
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Im operativen Alltag zeigt sich der Elektrifizierungskurs im Güterverkehr bereits konkret: Der eActros 600 wird unter anderem von DHL im regulären Logistikbetrieb in Dorsten eingesetzt. Gleichzeitig bleibt der Wettbewerb hart; chinesische Hersteller wie BYD drängen aggressiv nach Europa, was der Verlust des DB-Busauftrags nochmals verdeutlicht.
Kursbild und Analystenblick
Am Freitag schloss die Aktie bei 37,35 Euro, ein leichtes Minus von 0,72 Prozent zum Vortag. Auf Sicht von sieben Tagen ergibt sich ein Rückgang von rund 3 Prozent, seit Jahresbeginn steht dagegen ein Plus von etwa 2,6 Prozent. Auf 12-Monats-Basis liegt der Zuwachs bei rund 1 Prozent.
Charttechnisch bewegt sich der Titel damit:
- gut 15 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch von 44,39 Euro
- rund 20 Prozent über dem 52‑Wochen-Tief von 31,15 Euro
- knapp über dem 50‑Tage-Durchschnitt (36,04 Euro)
- nahe am 200‑Tage-Durchschnitt (37,63 Euro)
Der RSI von 37,8 signalisiert einen moderat überverkauften Bereich, ohne in extremen Zonen zu liegen. Insgesamt deutet das Bild eher auf eine Konsolidierung als auf eine Trendwende hin.
Auf der Analystenseite gab es in der abgelaufenen Woche eine kleinere Anpassung: Die UBS senkte ihr Kursziel am 17. Dezember leicht von 41 auf 40 Euro und bestätigte die Einstufung „Neutral“. Das unterstreicht eine abwartende Haltung, ohne grundlegende Zweifel am Geschäftsmodell zu signalisieren.
Ausblick: Zwischen Politik und Praxis
Für die nächste, durch die Feiertage verkürzte Handelswoche bleibt die Zone um 37 Euro eine wichtige Orientierungsmarke. Aus fundamentaler Sicht stützen der De Lijn-Rahmenvertrag und die politische Debatte um europäische Hersteller das Bild, dass Daimler Truck im europäischen Nutzfahrzeugmarkt gut positioniert bleibt.
Strategisch dürfte der Jahresbeginn 2026 an Bedeutung gewinnen. Mit Rådströms Amtsantritt an der Spitze des ACEA-Nutzfahrzeuggremiums und der schrittweisen Umsetzung der aufgeweichten EU-Emissionsziele verschieben sich die Rahmenbedingungen zugunsten technologieoffener Lösungen, in denen der Konzern engagiert ist. Gelingt es, diese politischen und regulatorischen Ansätze in zusätzliche Aufträge und stabile Margen zu übersetzen, hätte die Aktie mittelfristig Spielraum, die laufende Konsolidierung in der Zone um 37 bis 38 Euro nach oben aufzulösen.
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