Bitcoin: Zwischen Risiko und Rückhalt
Bitcoin steht zum Wochenschluss unter Druck, ohne dass es einen einzelnen Auslöser dafür gibt. Stattdessen überlagern sich gleich mehrere Faktoren: schwächelnde KI-Aktien, eine vorsichtige US‑Notenbank und steigende Nervosität am Kryptomarkt. Gleichzeitig zeigt die Blockchain-Datenlage, dass langfristige Anleger weiter zukaufen – ein spannender Kontrast zur kurzfristigen Schwäche.
Kursbild: Aus Konsolidierung wird Belastung
Nach den Rekordständen im Oktober steckt Bitcoin seit Wochen in einer breiten Konsolidierung fest. In den letzten 30 Tagen hat der Kurs rund 12 % nachgegeben und notiert aktuell bei etwa 90.000 US‑Dollar, damit gut 27 % unter dem 52‑Wochen-Hoch. Technische Indikatoren wie ein RSI um 38 und der Abstand von knapp 8 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt deuten auf eine angeschlagene, aber nicht überverkaufte Marktlage hin.
Im Wochenverlauf dominierte eine zähe Seitwärtsbewegung, die immer wieder von Rücksetzern unter wichtige Marken unterbrochen wurde. Der Charakter des Marktes: nervös, aber nicht panikartig – typische Konsolidierung nach einer starken Rally.
KI-Schwäche und Fed-Signale: Warum Risikoassets leiden
Druck von der Aktienseite
Einer der zentralen Treiber der aktuellen Schwäche ist der Aktienmarkt – genauer gesagt der zuvor heiß gelaufene KI‑Bereich. Der Chipkonzern Broadcom fiel trotz guter Quartalszahlen um 10 %, weil der Ausblick die hohen KI‑Erwartungen der Anleger verfehlte. Schon am Vortag hatte Oracle ebenfalls rund 10 % verloren.
Für viele Marktteilnehmer ist das ein Warnsignal, dass die KI‑Rally, die 2025 die Tech-Indizes nach oben gezogen hat, an Dynamik verliert. Da Bitcoin in diesem Jahr stark mit wachstums- und techlastigen Indizes korreliert, bekommt die Kryptowährung die Abkühlung im KI‑Segment unmittelbar zu spüren.
Fed: Zinswende mit angezogener Handbremse
Auch die US‑Notenbank spielt eine wichtige Rolle. Die Fed hat am 10. Dezember den Leitzins zwar um 25 Basispunkte auf 3,5–3,75 % gesenkt – zunächst ein positives Signal für Risikoanlagen wie Bitcoin. Doch die anschließende Kommunikation von Fed‑Chef Jerome Powell fiel deutlich vorsichtiger aus als viele gehofft hatten.
Die überarbeitete „Dot Plot“-Projektion zeigt: Für 2026 rechnen die meisten Notenbankmitglieder nur noch mit zwei statt drei Zinssenkungen. Das nimmt der Fantasie einer schnellen geldpolitischen Lockerung den Schwung. Zusätzliche Unsicherheit bringt Chicago‑Fed‑Präsident Austan Goolsbee, der den Dezember‑Schritt zwar abgelehnt hat, für 2026 aber mehr Senkungen als im Median erwartet. Das Bild: uneinheitliche Fed, gedämpfte Hoffnungen auf billigeres Geld – und damit Gegenwind für Bitcoin.
On-Chain-Daten: Langfristige Käufer nutzen die Schwäche
Adressen bauen Positionen aus
Während Trader nervös auf Kursschwankungen reagieren, werden auf der Blockchain andere Akzente gesetzt. Laut CryptoQuant haben sogenannte Akkumulationsadressen – Wallets ohne Abhebungen und ohne Verbindung zu Börsen, Minern oder Smart Contracts – in den ersten zehn Dezembertagen rund 75.000 BTC eingesammelt. Bemerkenswert: Etwa 40.000 BTC davon entfielen auf ein 48‑Stunden‑Fenster zwischen dem 9. und 10. Dezember.
In Summe hält diese adressierte Gruppe nun etwa 315.000 BTC, was zu aktuellen Kursen einem Wert von über 3,2 Milliarden US‑Dollar entspricht. Das spricht dafür, dass ein Teil des Marktes die aktuelle Schwächephase eher als Gelegenheit denn als Bedrohung sieht.
Realisierte Preise: Kurzfristige Käufer im Minus
Auf Bewertungsbasis zeigt sich ein gestaffeltes Bild:
- Der realisierte Gesamtpreis liegt bei rund 56.400 US‑Dollar – der Markt handelt also deutlich darüber, was historisch eher bullisch zu werten ist.
- Kurzfristige Halter haben einen realisierten Preis um 102.400 US‑Dollar, ihr MVRV‑Wert liegt bei 0,87. Wer in den letzten Monaten eingestiegen ist, sitzt damit im Schnitt auf Buchverlusten.
Diese Konstellation erklärt die erhöhte Verkaufsbereitschaft bei kurzfristigen Anlegern: Viele wollen offenbar bei Erholungen aus dem Verlustbereich herauskommen. Glassnode spricht insgesamt von einer „mild bärischen Phase“, in der moderate Zuflüsse durch einen konstanten Verkaufsdruck größerer Adressen überlagert werden; relative unrealisierte Verluste sind auf 4,4 % gestiegen, den höchsten Stand seit fast zwei Jahren.
ETFs: Erste Gegenwelle nach massiven Zuflüssen
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Leichte Abflüsse, aber hohes Basisniveau
Auf der institutionellen Seite gab es am Donnerstag eine Verschnaufpause: Die US‑Spot‑ETFs auf Bitcoin verzeichneten nach zwei Tagen mit Zuflüssen Nettomittelabflüsse von rund 77 Millionen US‑Dollar. Damit summieren sich die kumulierten Nettozuflüsse seit Auflage aber immer noch auf knapp 58 Milliarden US‑Dollar.
Die Detaildaten zeigen ein gemischtes Bild:
- BlackRock (IBIT) konnte rund 76,7 Mio. US‑Dollar netto einsammeln.
- Bitwise (BITB) verzeichnete Zuflüsse von rund 8,4 Mio. US‑Dollar.
- Fidelity (FBTC) sah Abflüsse von gut 103,5 Mio. US‑Dollar.
- VanEck (HODL) meldete Abflüsse von rund 19,4 Mio. US‑Dollar.
Insgesamt halten US‑ETFs etwa 1,31 Mio. BTC im Gegenwert von gut 117 Mrd. US‑Dollar, wobei IBIT mit rund 777.000 BTC klar dominiert. Das Tagesvolumen im ETF‑Handel lag bei 1,76 Mrd. US‑Dollar, knapp 70 % davon entfielen auf BlackRock. Die Botschaft: Kurzfristig leichte Bremsspuren, strukturell bleibt der ETF‑Kanal aber ein stabiler institutioneller Zugang zu Bitcoin.
Stimmung, Technik und Risikobild
Sentiment klar im „Angst“-Bereich
Der Krypto‑Fear‑and‑Greed‑Index verharrt bei 29 und damit deutlich im Angst‑Territorium. Bemerkenswert: Diese gedämpfte Stimmung hält sich seit Wochen, obwohl es keinen einzelnen Schockfaktor gibt. Vielmehr ist es die Kombination aus Korrektur nach Rekordständen, unsicherer Geldpolitik und Gewinnmitnahmen, die Anleger vorsichtiger agieren lässt.
Wichtige Marken im Chart
Aus technischer Sicht kristallisieren sich für viele Marktbeobachter folgende Marken heraus:
- Auf der Oberseite gilt der Bereich 92.000–94.000 US‑Dollar als erste starke Widerstandszone. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber würde den Weg Richtung 96.000, 98.500 und im Extremfall wieder in die Zone um 102.000 US‑Dollar öffnen.
- Auf der Unterseite rücken Unterstützungen um 87.300 und 84.000 US‑Dollar in den Fokus, falls das aktuelle Niveau nicht gehalten werden kann.
Die höhere Volatilität, die Glassnode für die kommenden Wochen erwartet, passt zu diesem Bild eines Marktes, der zwischen Unterstützungen und Widerständen hin‑ und hergetrieben wird. Insgesamt sind unrealiserte Verluste im Kryptomarkt laut den Analysten auf rund 350 Mrd. US‑Dollar angewachsen, davon entfallen etwa 85 Mrd. US‑Dollar auf Bitcoin.
Regulierung und Branchennews: Infrastruktur reift weiter
Abseits der Kursbewegungen schreitet die Integration von Krypto in die klassische Finanzwelt voran:
- Fünf Krypto‑Unternehmen, darunter Ripple, Circle und BitGo, haben vom US‑Regulator OCC vorläufige Genehmigungen als Trust-Banken erhalten. Das stärkt die institutionelle Infrastruktur rund um Verwahrung und Zahlungsabwicklung.
- Coinbase will sein Produktangebot mit Prognosemärkten und tokenisierten Aktien ausbauen. Die Tokenisierung soll dabei vollständig im eigenen Haus erfolgen. Am 17. Dezember sollen in einem Livestream weitere Details folgen.
- YouTube ermöglicht es US‑Content‑Creatorn, Auszahlungen in PayPals Stablecoin zu erhalten – ein weiterer Schritt, wie digitale Assets in großen Plattformen ankommen.
Diese Entwicklungen ändern zwar kurzfristig nichts am Kursverlauf, zeigen aber, wie sich das Ökosystem rund um Bitcoin und Krypto breiter aufstellt.
Blick nach vorn: Geldpolitik, Japan und Jahresende
Für die kommenden Wochen rücken mehrere externe Faktoren in den Mittelpunkt:
- Die anstehende Zinsentscheidung der Bank of Japan: Laut einer Bloomberg‑Umfrage erwarten alle 50 befragten Ökonomen eine Anhebung auf 0,75 %. Änderungen in der japanischen Zinslandschaft könnten globale Liquiditätsströme beeinflussen.
- Bewegungen im Währungspaar USD/JPY werden von Analysten als mögliches Signal für Verschiebungen bei Risikoappetit und Liquiditätspräferenzen genannt.
- Typische Jahresend-Effekte wie institutionelle Rebalancings und steuerlich motivierte Verkäufe könnten die ohnehin erhöhte Schwankungsbreite im Dezember zusätzlich verstärken.
Parallel dazu hat Standard Chartered sein Jahresendziel für Bitcoin von 200.000 auf 100.000 US‑Dollar reduziert, das 2026‑Ziel von 150.000 US‑Dollar aber bestätigt. Die Bank bezeichnet den jüngsten Rückgang um 36 % vom Hoch als „normal“, sieht aber Anpassungsbedarf bei den Erwartungen. Zusammen mit den von Glassnode angemahnten Liquiditätsengpässen ergibt sich ein Bild, in dem 2026 stark davon abhängen dürfte, ob der Markt die aktuelle Konsolidierungsphase mit mehr Kapitalzuflüssen oder weiterem Abbau kurzfristiger Positionen beantwortet.
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