Die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank hat Bitcoin kurz durchgeschüttelt, aber nicht aus der Bahn geworfen. Die größte Kryptowährung hält sich über der Marke von 90.000 US‑Dollar, kommt jedoch seit Wochen nicht entscheidend vom Fleck. Im Hintergrund verschieben Großinvestoren ihre Bestände, ETF-Ströme schwanken und die Liquidität im Markt wird dünner – ein Mix, der Chancen und Risiken zugleich schafft.

Handel in enger Spanne

Bitcoin notiert aktuell bei rund 92.378 US‑Dollar und damit deutlich unter dem Rekordhoch von Anfang Oktober. Seit Wochen pendelt der Kurs in einer relativ engen Spanne, während das Hoch bei gut 124.000 US‑Dollar rund ein Viertel entfernt bleibt.

Charttechnisch stehen dabei vor allem zwei Marken im Fokus: Auf der Oberseite gilt der Bereich um 94.000 US‑Dollar als erste Hürde, deren Überwinden den Weg in Richtung 100.000 US‑Dollar öffnen könnte. Nach unten fungieren 90.000 und insbesondere 88.000 US‑Dollar als wichtige Unterstützungen, deren Bruch laut Marktbeobachtern die Schwankungen deutlich erhöhen dürfte.

Seit dem Allzeithoch im Oktober hat der Markt bereits heftige Turbulenzen erlebt. Der Crash am 10. Oktober löste Liquidationen von mehr als 19 Milliarden US‑Dollar aus – nach Angaben des Originalberichts die größte einzelne Liquidationswelle in der Geschichte des Kryptomarktes.

Großanleger drehen an der Verteilungsschraube

Auf der Blockchain zeigt sich im Dezember eine klare Verschiebung zwischen großen und mittelgroßen Adressen. Sehr große Wallets mit 10.000 bis 100.000 BTC – oft institutionelle Verwahrer oder frühe Miner – haben seit Monatsbeginn rund 36.500 BTC im Gegenwert von etwa 3,37 Milliarden US‑Dollar verkauft oder umgeschichtet.

Gleichzeitig legen kleinere Wale wieder zu. Adressen mit 10 bis 10.000 BTC haben in den ersten Dezembertagen laut Santiment-Daten knapp 47.600 BTC eingesammelt, nachdem sie zwischen Oktober und November zuvor über 113.000 BTC abgegeben hatten. Der Markt befindet sich damit in einer Verteilungsphase, in der Bestände von sehr großen zu etwas kleineren Investoren wandern.

On-Chain-Daten signalisieren Stress

Mehrere Kennzahlen deuten darauf hin, dass der Markt unter Druck steht:

  • Bestände im Verlust: Rund 7,1 Millionen BTC liegen aktuell im Minus (7‑Tage‑Durchschnitt).
  • „Top Buyer Stress“: Der Spotpreis ist unter die 0,75‑Quantil-Kostenbasis von etwa 96.100 US‑Dollar gefallen, womit mehr als ein Viertel aller Bitcoins rechnerisch unter Wasser ist.
  • Liveliness: Diese Kennzahl, die anzeigt, wie viele lange ruhende Coins bewegt werden, steigt trotz fallender Kurse – ein Hinweis darauf, dass ungewöhnlich viele zuvor inaktive Bestände in Bewegung geraten.

Diese Kombination lässt darauf schließen, dass ein Teil der marktprägenden Investoren Gewinne mitnimmt oder Positionen abbaut, während andere die Kursrücksetzer für Zukäufe nutzen.

ETF-Ströme und schwindende Liquidität

Druck auf Bitcoin-ETFs

Auf der institutionellen Seite ist das Bild gemischt. Besonders auffällig: Der Bitcoin-ETF von BlackRock (IBIT) verzeichnet inzwischen die sechste Woche in Folge Abflüsse – die längste Negativserie seit dem Start im Januar 2024. In den vergangenen fünf Wochen summierten sich die Rückgaben auf mehr als 2,7 Milliarden US‑Dollar.

Zuletzt gab es aber auch Lichtblicke. In den vergangenen zwei Handelstagen flossen über 610 Millionen US‑Dollar in Bitcoin- und Ethereum-ETFs zurück. Nach der Fed-Entscheidung scheint ein Teil der Institutionellen also wieder vorsichtig Engagement aufzubauen.

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Weniger Kaufkraft im Markt

Parallel dazu geht die verfügbare Liquidität im Kryptosektor zurück. Das Volumen an Stablecoins – ein wichtiger Indikator für „trockenes Pulver“ im Markt – ist seit August um etwa 50 % geschrumpft. Mit weniger frischem Kapital im System wird es schwieriger, einen nachhaltigen Ausbruch über psychologisch wichtige Marken wie 100.000 US‑Dollar zu stemmen.

Makroeinflüsse nach dem Fed-Schritt

Die Zinssenkung der US-Notenbank am 10. Dezember um 25 Basispunkte war weitgehend erwartet und sorgte daher nur für begrenzte Kursimpulse. Bitcoin fiel zunächst gemeinsam mit anderen Risikoanlagen, konnte sich aber rasch wieder fangen – ein Zeichen für die zunehmend komplexe Beziehung zwischen Krypto und traditionellen Märkten.

Einige zentrale Beobachtungen:

  • Höhere Aktien-Korrelation: Die durchschnittliche Korrelation von Bitcoin mit dem S&P 500 lag 2025 bei etwa 0,5, nach 0,29 im Vorjahr.
  • Abhängigkeit von Tech- und KI-Werten: Enttäuschende Ausblicke einzelner KI-Schwergewichte wie Oracle wirkten sich spürbar auf Krypto aus und trugen etwa zum Rückgang am Donnerstag bei.
  • Schwächerer Dollar: Der US-Dollar-Index (DXY) fiel auf das niedrigste Niveau seit Mitte Oktober und lieferte damit grundsätzlich Rückenwind für riskantere Anlagen.

Analysten von JPMorgan sprachen bereits am 9. Dezember von einer „bedeutenden“ Korrektur im November, sehen darin aber nicht das Ende des laufenden Bullenzyklus. Standard Chartered wird vorsichtiger und hat das Jahresendziel von 200.000 auf 100.000 US‑Dollar halbiert – mit dem Hinweis auf nachlassende Nachfrage von Firmen, die Bitcoin in der Bilanz halten.

Der Market-Strategist Jasper De Maere vom Handelsunternehmen Wintermute verweist zudem darauf, dass sich Bitcoin in makrogetriebenen Phasen weiterhin eigenständig verhält: In nur 18 % der Handelstage des letzten Jahres hat BTC den Nasdaq an solchen Tagen übertroffen.

Regulatorische und Ökosystem-News

Parallel zur Kursdiskussion prägen mehrere Schlagzeilen das Umfeld:

  • Gemini-Erlaubnis: Die Kryptobörse Gemini erhielt von der US‑Behörde CFTC grünes Licht, in den USA Prognosemärkte anzubieten.
  • Do Kwon verurteilt: Der Gründer des Terra-Projekts wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt – Folge des Zusammenbruchs eines Ökosystems im Wert von rund 40 Milliarden US‑Dollar.
  • FSOC-Neubewertung: Der US‑Finanzstabilitätsrat (FSOC) streicht digitale Assets aus der Liste potenzieller systemischer Gefahrenquellen.
  • JP Morgan auf Solana: Die Bank strukturierte für Galaxy ein Commercial-Paper-Geschäft über die Solana-Blockchain – einer der ersten Schuldtitel, die auf einer öffentlichen Blockchain begeben wurden.

Diese Entwicklungen zeigen, dass sich das regulatorische Umfeld differenziert weiterentwickelt und große Finanzakteure Schritt für Schritt echte Anwendungsfälle auf öffentlichen Ketten testen.

Technische Lage und Derivatemarkt

Aus technischer Sicht hat Bitcoin seit Ende November eine Serie höherer Tiefs ausgebildet – ein Muster, das grundsätzlich als positiv gilt. Der Relative-Stärke-Index (RSI) liegt mit 38,1 Punkten im neutralen Bereich und signalisiert weder überkaufte noch stark überverkaufte Bedingungen. Damit wäre theoretisch weiterer Spielraum nach oben vorhanden, ohne dass kurzfristig extremes Überhitzungsrisiko droht.

Weitere Signale aus der Markttechnik:

  • Das Handelsvolumen legte im Wochenvergleich um 22 % zu, wobei Kauforders im unteren Preisbereich überwogen.
  • Die Accumulation/Distribution-Linie steigt, was auf Nettozuflüsse und sinkenden Verkaufsdruck hindeutet.
  • Am Derivatemarkt geht das offene Interesse seit November zurück – ein Anzeichen geringerer Risiko- und Hebelbereitschaft nach dem historischen Liquidationsschock im Oktober.
  • Die Finanzierungssätze für Perpetual Futures bewegen sich überwiegend um die Nulllinie, mit nur kurzen negativen Phasen. Der Markt wirkt damit weniger überheizt und stärker von Spot- als von Spekulationsströmen getrieben.

Fazit: Wichtige Marken und gemischte Signale

Bitcoin steht zum Jahresende 2025 an einem entscheidenden Punkt: Der Kurs hält sich trotz Zinsentspannung nur knapp über 90.000 US‑Dollar, liegt aber noch rund 26 % unter dem Verlaufshoch. Großanleger geben weiter Teile ihrer Bestände ab, während kleinere Wale und ETF-Zuflüsse punktuell für Unterstützung sorgen. Gleichzeitig mindert die deutlich geschrumpfte Stablecoin-Liquidität die Kraft für einen schnellen Durchbruch nach oben.

Für einen klaren Stimmungsumschwung nach oben wäre aus heutiger Sicht vor allem ein stabiler Schlusskurs über der Zone um 94.000 US‑Dollar notwendig. Solange diese Marke nicht überzeugend überschritten wird, dürfte Bitcoin in der Spanne zwischen etwa 88.000 und 94.000 US‑Dollar verharren – begleitet von teils kräftigen Ausschlägen, während der Markt die Mischung aus Makrofaktoren, On-Chain-Druck und institutionellen Flüssen verarbeitet.

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