Bitcoin: Richtungsstreit zum Jahresende
Bitcoin beendet das Jahr 2025 mit einem Spannungsfeld aus technischen Erholungsversuchen, spürbaren ETF-Abflüssen und extrem gegensätzlichen Prognosen. Während Regulierung und institutionelle Infrastruktur so positiv wirken wie nie zuvor, bleibt der Kurs deutlich unter seinem Rekordhoch zurück. Entscheidend wird, wie sich kurzfristig spekulative Ströme und langfristige Zuflüsse in den Markt einpendeln.
Technische Lage: Erholung mit Blessuren
Nach einer verpassten „Santa Rally“ versucht Bitcoin, sich von der Korrektur seit Oktober zu lösen. Damals hatte die Kryptowährung ein Allzeithoch von 126.251 US‑Dollar (6. Oktober 2025) erreicht, bevor eine wochenlange Verkaufswelle einsetzte, bei der rund 19 Milliarden US‑Dollar an gehebelten Positionen liquidiert wurden. Seitdem steht der Markt unter Druck.
Aktuell notiert Bitcoin bei rund 87.700 US‑Dollar und damit etwa 30 % unter dem Rekordstand. Auf Jahressicht liegt die Performance leicht im Minus; der Titel kämpft also eher mit Schadensbegrenzung als mit neuen Hochs. Technische Analysten sehen den Bereich um 90.500 US‑Dollar als Schwelle, die für einen stabilen Aufwärtstrend verteidigt werden müsste. Auf der Unterseite gilt die Zone um 89.500 US‑Dollar als wichtige Unterstützung, deren Bruch weitere Seitwärts- oder Abwärtsbewegungen begünstigen könnte.
Der RSI von knapp über 38 signalisiert ein angeschlagenes, aber nicht extrem überverkauftes Marktumfeld. Gleichzeitig liegt der Kurs leicht unter dem 50‑Tage-Durchschnitt, was die aktuell eher vorsichtige Grundstimmung widerspiegelt.
ETF-Abflüsse: Vorsicht trotz Rekordjahr
Parallel zur technischen Lage senden die Kapitalströme in US‑Spot-Bitcoin-ETFs ein gemischtes Bild. In der Weihnachtswoche verzeichneten diese Produkte ihre längste Serie von Abflüssen seit dem Herbst.
- Nettoabflüsse Spot-Bitcoin-ETFs letzte Woche: rund 782 Mio. US‑Dollar
- IBIT (BlackRock): Abflüsse von ca. 91 Mio. US‑Dollar am 24. Dezember und rund 193 Mio. US‑Dollar am 26. Dezember
- FBTC (Fidelity): Abflüsse von rund 74 Mio. US‑Dollar am 26. Dezember
- Gesamtvolumen der US‑Spot-Bitcoin-ETFs: etwa 113,5 Mrd. US‑Dollar
Analysten wie Vincent Liu (Kronos Research) führen diese „Blutungsphase“ vor allem auf saisonale Effekte zurück: Steueroptimierung zum Jahresende und geringe Liquidität in den Feiertagen. Ein grundlegender Einbruch der institutionellen Nachfrage lasse sich daraus ihrer Einschätzung nach nicht ableiten.
Tatsächlich war 2025 für institutionelle Produkte ein Rekordjahr: Rund 42 Mrd. US‑Dollar flossen netto in US‑Krypto-ETFs, davon mehr als 25 Mrd. US‑Dollar allein in BlackRocks IBIT. Die aktuellen Abflüsse wirken damit eher wie eine Atempause nach einem außergewöhnlich starken Zuflussjahr.
On-Chain-Daten und Derivatemarkt
Unter der Oberfläche zeigen On-Chain- und Derivatedaten ein differenziertes Bild.
Die Funding Rates für Bitcoin-Futures haben laut CryptoQuant das höchste Niveau seit dem 18. Oktober erreicht. Höhere Funding-Kosten bedeuten, dass Long-Positionen bereit sind, einen Aufschlag zu zahlen, um ihre Hebelwetten auf steigende Kurse zu halten – ein Hinweis auf wachsende Risikobereitschaft vor dem Jahreswechsel.
Gleichzeitig mahnen andere Kennziffern zur Vorsicht. Das MVRV-Verhältnis liegt im Bereich von 1,8 bis 2,0 und deutet auf eine Phase hin, in der Gewinne im System vorhanden sind, aber nicht extrem. Zudem ist die implizite Volatilität von Bitcoin-Optionen auf etwa 42 % gestiegen. Besonders brisant: Am Monatsende läuft ein Optionsvolumen von rund 27 Mrd. US‑Dollar aus, konzentriert auf die Strike-Levels 85.000 und 100.000 US‑Dollar. Hohe offene Positionen an solchen Marken können die Kursschwankungen rund um den Verfall deutlich verstärken.
Regulierung und Institutionen: Rückenwind von oben
Auf der regulatorischen Seite hat sich 2025 klar zugunsten digitaler Assets entwickelt. Unter Präsident Trump wurde der „Genius Act“ unterzeichnet, der einen bundesweiten Rechtsrahmen für Stablecoins etabliert. Parallel dazu wurde per Executive Order eine „Strategic Bitcoin Reserve“ geschaffen, mit der Bitcoin explizit als Baustein der nationalen Finanzsicherheit positioniert wird. Das signalisiert politische Akzeptanz, die der Anlageklasse bisher oft gefehlt hat.
Auch klassische Finanzhäuser gehen stärker in die Offensive. JPMorgan bereitet Berichten zufolge den Handel von Kassa- und Derivateprodukten in Kryptowährungen für institutionelle Kunden vor – in einer Linie mit Angeboten von Goldman Sachs und BlackRock. Coinbase erwartet für 2026, dass Marktzyklen zunehmend von ETF-Zuflüssen und sogenannten Digital Asset Treasuries (DATs) großer Akteure geprägt werden. Der traditionell dominante Vierjahres-Zyklus um die Bitcoin-Halvings könnte damit an Einfluss verlieren.
Auf Unternehmensebene bleibt MicroStrategy ein prominentes Beispiel für langfristiges Engagement. Handelsdaten zeigen Käufe um die Marke von 96.000 US‑Dollar Anfang Dezember – trotz der erhöhten Volatilität. Das unterstreicht, dass einzelne Corporates Bitcoin weiterhin strategisch nutzen.
Prognosen: Zwischen 10.000 und 225.000 US‑Dollar
Die Meinungen zur Zukunft von Bitcoin klaffen zum Jahresende extrem auseinander:
- Bullisches Szenario: Geoffrey Kendrick von Standard Chartered hält einen Kurs von bis zu 225.000 US‑Dollar bis 2027 für möglich. Grundlage seiner These sind anhaltende ETF-Adoption und ein zunehmend freundliches regulatorisches Umfeld in den USA.
- Bärisches Szenario: Mike McGlone von Bloomberg Intelligence warnt vor einer deutlichen „Mean Reversion“. Er sieht das Risiko, dass Bitcoin 2026 bis auf 10.000 US‑Dollar fallen könnte. Als Hauptgründe nennt er die wachsende Konkurrenz durch andere Digital-Assets sowie ein schwächeres Verhältnis von Bitcoin zu Gold.
Diese Spannbreite der Prognosen spiegelt den aktuellen „Zug auf zwei Gleisen“ wider: struktureller Rückenwind durch Regulierung und Institutionen auf der einen Seite, kurzfristige Belastungen durch Abflüsse, Volatilität und Konkurrenzdruck auf der anderen.
Fazit: Voraussetzungen für einen klaren Start in 2026
Zum Jahresende pendelt Bitcoin nur wenige Prozent über seinem 52‑Wochen-Tief und bleibt fast ein Drittel unter dem Rekordhoch zurück. Kurzfristig entscheidet sich die Richtung vor allem daran, ob der Markt die Marke um 90.000 US‑Dollar nach oben stabilisieren kann, wie sich die großen Optionsverfälle zum Monatsende auswirken und ob sich die jüngsten ETF-Abflüsse im Januar wieder in Zuflüsse drehen. Strukturell sind Rahmenbedingungen und Infrastruktur so weit gereift wie nie zuvor, doch der Übergang nach 2026 wird zeigen, ob daraus tatsächlich ein neuer nachhaltiger Aufwärtstrend entsteht oder ob die Korrekturphase noch nicht abgeschlossen ist.
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