Andritz-Finanzchefin hält Risiko durch US-Zölle für überschaubar / Kaum Auswirkungen durch US-Zölle - Neue Finanzchefin hat 61 Akquisitionsziele im Visier - Restrukturierung bei deutscher Schuler greift

Die neue Finanzvorständin von Andritz, Vanessa Hellwing, sieht den steirischen Technologiekonzern von den jüngst verhängten US-Zöllen kaum betroffen. "Unsererseits hat es tatsächlich gar nicht so einen großen Einfluss, weil wir schon sehr lokal aufgestellt sind", sagte die Managerin in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Die gebürtige Deutsche übernahm Ende März die Finanzagenden bei dem zu den größten börsennotierten Unternehmen Österreichs zählenden Konzern - nur wenige Tage später kündigte US-Präsident Donald Trump Zölle auf alle Einfuhren in die USA an. Auch die Lieferketten seien regional organisiert, was Andritz Flexibilität ermögliche, sagte Hellwing. "Es bleibt abzuwarten, wie sich die Märkte entwickeln und wie unsere Kunden reagieren. Das kann Chancen eröffnen, aber auch zu Verzögerungen führen".
Andritz liefert Anlagen, Ausrüstungen, Serviceleistungen und digitale Lösungen für eine Vielzahl industrieller Anwendungen - darunter Zellstoff und Papier, Metallverarbeitung, Wasserkraft sowie Umwelt- und Energietechnologien. Der Konzern mit Sitz in Graz ist in über 80 Ländern tätig und betreibt 280 Standorte weltweit - mehrere davon in den USA.
Frauenquote soll auf ein Fünftel steigen
Größere Risiken sieht Hellwing, die erste Frau im Vorstand von Andritz, derzeit nicht. Das Unternehmen will die Frauenquote bis Jahresende von derzeit 14 Prozent auf ein Fünftel steigern. Andritz ist nach ihren Worten für Investoren oft schwierig zu verstehen, durch die verschiedenen Märkte und Produkte. "Aber ich glaube, dass diese Heterogenität die ganz große Stärke von Andritz ist". Das Unternehmen sei wie ein Fonds aufgestellt, bei dem das Risiko breit gestreut ist.
Besondere Aktivitäten seien heuer neben den üblichen Analystenkonferenzen nicht geplant. Für 2026 stehe dann ein Kapitalmarkttag auf der Agenda. Dennoch hat die Vorständin alle Hände voll zu tun: "Wir haben aktuell 61 Akquisitionsziele im Blick", sagte sie. "Wir schauen uns an, wo es am meisten Sinn in unserer Wertschöpfungskette macht, derzeit haben wir auch einen Fokus auf China". Zudem bemühe sich Andritz um mehrere große Aufträge. Details nannte sie nicht.
Schuler auf Erholungskurs
Mit besonderem Augenmerk verfolgt Hellwing die Entwicklung im kriselnden Automobilmarkt. Der deutsche Pressenhersteller Schuler, lange als Sorgenkind betrachtet, zeige eine erfreuliche Entwicklung. "Schuler entwickelt sich gut und erreicht derzeit alle Ziele der Restrukturierung". Im Herbst 2024 hatte Andritz den Abbau von rund 500 Stellen und die Schließung des Werks in Weingarten angekündigt. Schuler wurde vor über einem Jahrzehnt mehrheitlich übernommen, 2020 folgte die vollständige Übernahme.
Die Abhängigkeit Schulers vom Automobilsektor liege noch bei etwas über 50 Prozent. "Wir sind ins Batteriegeschäft eingestiegen, im Eisenbahnbereich gut unterwegs und haben uns durch die Übernahme von Yadon in China stark positioniert", so Hellwing. Konkrete Zahlen nannte sie nicht, betonte aber: "Schuler schreibt keine Verluste, muss aber bei der Marge noch aufholen". Die Firma zählt zur Division Metals, die 2024 eine operative Marge von 5,5 Prozent erzielte - deutlich unter der Konzernmarge von 8,9 Prozent. Ziel sei in der Division Metals auf eine Marge von sechs bis acht Prozent zu kommen.
Insgesamt soll die EBITA-Marge 2025 auf bis zu neun Prozent gesteigert werden. Der Umsatz soll sich auf Vorjahresniveau von 8,3 Milliarden Euro stabilisieren oder leicht darunter liegen. "2024 war der Auftragseingang in manchen Bereichen verhalten, was sich heuer noch im Umsatz niederschlägt", sagte Hellwing. Seit dem vierten Quartal ziehe die Projektaktivität wieder deutlich an. Die Umsetzungsdauer von Aufträgen liege bei zwei bis drei Jahren im Bereich Zellstoff und Papier, im Wasserkraftgeschäft sogar bei fünf bis sechs Jahren.
bel/cs
ISIN AT0000730007 WEB http://www.andritz.com
Copyright APA/dpa-AFX. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA/dpa-AFX ist nicht gestattet.
ANDRITZ AG-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue ANDRITZ AG-Analyse vom 04. Juli liefert die Antwort:
Die neusten ANDRITZ AG-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für ANDRITZ AG-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 04. Juli erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
ANDRITZ AG: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...