Alphabet steht bei seiner KI-Offensive vor einer unangenehmen Realität: Rechenzentren werden teurer, komplexer – und politisch heikler. Ein geplanter Milliardenstandort in den USA sorgt für Unsicherheit, während Insiderverkäufe und steigende Investitionen die Diskussion verschärfen. Wie stabil ist der aktuelle Aufwärtstrend vor diesem Hintergrund wirklich?

Milliardenprojekt gerät ins Stocken

Auslöser des jüngsten Kursrückgangs sind Berichte über Finanzierungsprobleme bei einem großen Infrastrukturvorhaben in den USA. Konkret geht es um ein geplantes Rechenzentrum in Michigan mit einem Volumen von rund 10 Milliarden US-Dollar, dessen Ausbau offenbar ins Stocken geraten ist. Am Markt ist von „fehlender Finanzierung“ die Rede – ein Stichwort, das bei einem Capex-getriebenen KI-Boom besonders sensibel ist.

Die Folge: Die Stimmung drehte nicht nur bei Alphabet, sondern auch im breiteren KI-Hardware-Umfeld. Aktien von Unternehmen wie Nvidia und Oracle gerieten ebenfalls unter Druck, da Investoren die Tragfähigkeit der massiven Ausbaupläne für Rechenzentren neu bewerten.

Der Rücksetzer kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Alphabet ohnehin sehr hohe Investitionen schultern muss. Für das Gesamtjahr 2025 plant der Konzern Kapitalausgaben zwischen 91 und 93 Milliarden US-Dollar, überwiegend für KI-Infrastruktur. Das ist zwar ein gewaltiger Betrag, liegt aber deutlich unter den erwarteten rund 125 Milliarden US-Dollar Capex von Konkurrent Amazon. Der Abstand unterstreicht, dass Alphabet im Investitionswettlauf genau beobachtet wird: zu wenig Investitionen bedeuten Risiko für die technologische Führungsrolle, zu viel könnte die Rendite belasten.

Politischer Gegenwind für Rechenzentren

Die Probleme in Michigan fallen in eine Phase zunehmender politischer und regulatorischer Widerstände gegen Hyperscale-Rechenzentren in den USA. Aktuell haben mindestens 14 US-Bundesstaaten lokale Moratorien für neue Projekte verhängt – meist mit Verweis auf knappe Ressourcen wie Strom und Wasser.

Am 16. Dezember legte Senator Bernie Sanders nach und forderte eine landesweite Aussetzung neuer Rechenzentrumsbauten. Begründung: übermäßiger Energie- und Wasserverbrauch der KI-Infrastruktur. Analysten verweisen darauf, dass der Strombedarf der Branche bis 2027 auf geschätzte 84 Gigawatt steigen könnte – ein Wert, der die politischen Bedenken nachvollziehbar macht.

Für Alphabet sind diese Entwicklungen mehr als nur ein PR-Problem. Die ambitionierte Infrastruktur-Roadmap basiert auf der Annahme, dass neue Standorte relativ zügig genehmigt und ausgebaut werden können. Lokale Moratorien und ein möglicher nationaler Stopp würden Projektpläne verzögern, Kosten erhöhen und könnten zu einer stärkeren Konzentration auf bestehende Standorte führen – mit entsprechenden Risiken für Redundanz und Skalierung.

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Insiderverkäufe zum Hoch – Signal oder Routine?

Parallel zur Schwäche im Kurs wurden zuletzt größere Insidertransaktionen gemeldet. Am 15. Dezember veräußerte CEO Sundar Pichai 32.500 Aktien und nahm damit rund 9,74 Millionen US-Dollar ein. Laut Meldung handelt es sich um Teil eines systematischen Verkaufsplans, der bereits im Oktober und November zu identischen Transaktionen geführt hat.

Ebenfalls am 15. Dezember verkaufte CAO Amie Thuener O’Toole 2.778 Aktien im Gegenwert von etwa 867.569 US-Dollar. Auch diese Transaktion wird als planmäßig eingestuft.

Formal ist das Routine – solche „10b5-1“-Pläne sind bei US-Techkonzernen üblich, um Insiderverkäufe zu systematisieren. Dennoch schauen Investoren genau hin: Die Verkäufe erfolgen in einer Phase, in der Alphabet immer noch nahe an seinem 52-Wochen-Hoch notiert, auch wenn die Aktie inzwischen rund 10 % darunter liegt. Gestern ging der Titel bei 252,65 Euro aus dem Handel, was trotz der jüngsten Korrektur einem Anstieg von knapp 37 % seit Jahresanfang entspricht.

Fundamentaldaten bleiben stark

Trotz aller Sorgen um Infrastruktur und Regulierung stehen die Zahlen derzeit auf der Seite von Alphabet. Im dritten Quartal 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von 102,35 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 16 % im Jahresvergleich. Der Nettogewinn legte im gleichen Zeitraum sogar um 33 % auf 34,98 Milliarden US-Dollar zu.

Diese dynamische Ergebnisentwicklung ist ein wichtiger Kontrapunkt zu den aktuellen Schlagzeilen. Sie zeigt, dass das bestehende Werbe-, Cloud- und KI-Geschäft die hohen Investitionen bislang gut trägt. Entsprechend wird die Bewertung vom Markt höher angesetzt als im Branchenschnitt: Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 29,15, während der Sektor im Durchschnitt bei etwa 19,6 gehandelt wird.

Unterstützung kommt zudem von institutioneller Seite. Berkshire Hathaway hat im November 2025 eine neue Position in Alphabet aufgebaut, die inzwischen knapp 2 % des Gesamtportfolios des Konglomerats ausmacht. Der Einstieg von Warren Buffetts Investmentvehikel wird von Marktbeobachtern als Indiz gewertet, dass die langfristige Bewertung trotz der kurzfristigen Volatilität als attraktiv eingeschätzt wird.

Technisches Bild und Ausblick

Charttechnisch bewegt sich die Aktie weiterhin über ihrem 200-Tage-Durchschnitt, was auf einen intakten langfristigen Aufwärtstrend hindeutet. Kurzfristig zeigt der Abstand zum 50-Tage-Durchschnitt allerdings, dass der Titel nach der jüngsten Schwächephase eher seitwärts tendiert und anfällig für neue Nachrichten rund um KI-Infrastruktur und Regulierung bleibt.

Für die nächsten Monate wird entscheidend sein, wie Alphabet drei Punkte adressiert: die Finanzierung und Priorisierung großer Rechenzentrumsprojekte wie in Michigan, den Umgang mit wachsenden politischen und ökologischen Auflagen in den USA sowie die Balance zwischen aggressiven Capex-Plänen und Profitabilität. Solange Umsatz- und Gewinnwachstum im aktuellen Tempo anhalten, dürfte der Markt dem Konzern bei seiner KI-Offensive noch Spielraum einräumen – Rückschläge bei Großprojekten oder schärfere Auflagen könnten diesen Spielraum jedoch spürbar einengen.

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