Ein kräftiger Gewinnsprung, ehrgeizige Ziele bis 2027 und ein laufender Umbau durch KI – die Allianz verbindet aktuell starke Zahlen mit tiefgreifenden Veränderungen im Konzern. Wie stabil ist dieser Rekordlauf an der Börse?

Die Aktie hat gestern mit 391,40 Euro ein neues 52-Wochen-Hoch markiert und liegt seit Jahresanfang rund 32 Prozent im Plus. Der Kurs läuft damit klar vor der operativen Entwicklung, wird aber von den jüngsten Geschäftszahlen gut untermauert.

Rekordzahlen und angehobene Prognose

Die starke Kursentwicklung fußt auf einem sehr robusten operativen Geschäft. Im dritten Quartal 2025 konnte die Allianz ihren Gewinn deutlich steigern:

  • Operativer Gewinn Q3 2025: +12,6% auf 4,4 Mrd. Euro
  • Nettogewinn Q3 2025: +15,2% auf 2,8 Mrd. Euro

Auch auf Neunmonatsbasis zeigt der Trend klar nach oben:

  • Operativer Gewinn 9M 2025: 13,1 Mrd. Euro (+10,4% ggü. Vorjahr)
  • Nettogewinn 9M 2025: 8,4 Mrd. Euro (+10,5%)

Auf Basis dieser Entwicklung hat der Vorstand die Jahresprognose nach oben angepasst. Erwartet wird nun ein operativer Gewinn von mindestens 17 Mrd. Euro. Als wahrscheinlichstes Szenario nennt die Allianz eine Spanne von 17 bis 17,5 Mrd. Euro und bewegt sich damit am oberen Ende der ursprünglichen Zielsetzung.

Aktionäre profitieren zusätzlich von der Kapitalrückführung: Ein Aktienrückkaufprogramm über 2 Mrd. Euro wurde bis September 2025 vollständig umgesetzt. Zusammen mit der Kursperformance von etwa 32 Prozent seit Jahresbeginn ergibt sich ein klar aktionärsfreundliches Gesamtbild.

KI-Umbau mit Personalabbau

Parallel zur starken Geschäftsentwicklung treibt die Allianz ihre KI-Transformation voran – mit spürbaren Folgen für die Belegschaft. In der Reiseversicherungssparte Allianz Partners sollen in den kommenden 12 bis 18 Monaten zwischen 1.500 und 1.800 Stellen wegfallen.

Kernpunkte des Umbaus:

  • Betroffene Einheit: Allianz Partners (Reiseversicherung)
  • Geplanter Stellenabbau: 1.500–1.800 Jobs
  • Fokus: Vor allem Callcenter-Aktivitäten
  • Hintergrund: Verlagerung manueller Tätigkeiten auf KI-Lösungen

Von den rund 22.600 Beschäftigten bei Allianz Partners arbeiten etwa 14.000 in der telefonischen Bearbeitung von Kundenanfragen und Schadensfällen. Damit wird in diesem Bereich grob jeder achte bis zehnte Arbeitsplatz gestrichen. Der Konzern setzt erkennbar darauf, standardisierte Abläufe zunehmend zu automatisieren und so die Effizienz zu steigern.

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Charttechnik: Aufwärtstrend intakt

Technisch präsentiert sich die Allianz Aktie klar in der Erfolgsspur. Der gestrige Schlusskurs von 391,40 Euro entspricht sowohl dem aktuellen 52-Wochen-Hoch als auch dem höchsten Stand seit April 2000.

Wichtige charttechnische Eckpunkte:

  • Kurs über 50-Tage-Durchschnitt (368,68 Euro): Abstand rund 6%
  • Kurs über 200-Tage-Durchschnitt (356,68 Euro): Abstand knapp 10%
  • Seit Jahresanfang: +32,01%
  • 52-Wochen-Spanne: 294,90 bis 391,40 Euro

Kurz-, mittel- und langfristige Trends zeigen nach oben. Der Relative-Stärke-Index (RSI) auf 14-Tage-Basis liegt mit 37,3 allerdings im neutralen Bereich und signalisiert derzeit weder eine überkaufte noch eine überverkaufte Situation. Nach dem starken Lauf könnte die kurzfristige Dynamik etwas nachlassen, ohne dass damit der intakte Aufwärtstrend infrage gestellt wäre.

Ambitionierte Ziele bis 2027

Strategisch denkt der Konzern deutlich weiter nach vorn. Die Dreijahresziele wurden spürbar angehoben. Bis 2027 peilt die Allianz einen operativen Gewinn von 18,5 Mrd. Euro an – rund 3 Mrd. Euro mehr als der erwartete Wert für 2024.

Die wichtigsten Vorgaben im Überblick:

  • Operativer Gewinn 2027: 18,5 Mrd. Euro
  • Gewinnwachstum je Aktie: 7–9% pro Jahr
  • Ausschüttungsquote: Mindestens 75% des Nettogewinns via Dividenden und Aktienrückkäufe
  • Ziel-Eigenkapitalrendite: mindestens 17%

Wachstumstreiber sollen alle großen Segmente liefern:

  • Schaden-/Unfallversicherung: Ziel 9,5 Mrd. Euro operativer Gewinn
  • Leben-/Krankenversicherung: Ziel 6 Mrd. Euro
  • Asset Management (u.a. PIMCO, Allianz GI): Ziel 4 Mrd. Euro

Damit setzt die Allianz auf eine breit aufgestellte Ertragsbasis und eine klare Priorität für Aktionärsrenditen.

ESG-Druck und Elbit-Entscheidung

Für Aufmerksamkeit sorgte zuletzt auch eine ESG-Entscheidung: Die Allianz beendete gemeinsam mit Aviva die Versicherungsdeckung für den israelischen Rüstungskonzern Elbit Systems. Vorausgegangen waren anhaltende Proteste von Aktivisten.

Die Maßnahme zeigt, wie stark der Druck auf große Versicherer in sensiblen Geschäftsbeziehungen inzwischen geworden ist. Nachhaltigkeitskriterien und öffentliche Debatten fließen zunehmend in Underwriting-Entscheidungen ein, was insbesondere bei Rüstungs- und kontroversen Industriekunden sichtbare Spuren hinterlässt.

Fazit: Starker Lauf mit klarer Agenda

Die Allianz verbindet derzeit Rekordgewinne, eine angehobene Jahresprognose und ambitionierte Ziele bis 2027 mit einem konsequenten Konzernumbau. Der Stellenabbau in der Reiseversicherungssparte unterstreicht, dass die KI-Transformation nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch harte Einschnitte bedeutet.

An der Börse spiegelt sich diese Mischung aus Wachstumsorientierung, hoher Ausschüttungsbereitschaft und technischer Stärke in einem Kurs auf Allzeithoch-Niveau der letzten Jahrzehnte wider. Entscheidend wird in den kommenden Quartalen sein, ob der Konzern seine Gewinnziele segmentübergreifend erreicht und die Balance zwischen Digitalisierung, Profitabilität und ESG-Anforderungen hält.

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