Ihre Wirkung haben Geld- und Fiskalpolitik von Währungshütern und Regierungen nicht verfehlt. Immerhin folgte auf dem extremen Einbruch an den Kapitalmärkten im Frühjahr 2020 die schnellste Erholung aller Zeiten. 2021 verzeichnete die Weltwirtschaft ein robustes Wachstum, für das aktuelle Jahr erwarten Experten weltweit ein Konjunkturplus von 4,5 Prozent.

Zusammen mit der Konjunktur zieht nun aber auch die Teuerungsrate an. In den USA hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im November weiter beschleunigt. Die US-Inflationsrate kletterte auf mittlerweile 7,0 Prozent, den höchsten Stand seit Juni 1982. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise zuletzt mit 5,2 Prozent so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.

Bislang hatten die Währungshüter immer wieder betont, dass sie den aktuellen Preisauftrieb für temporär halten. Wird die Teuerung also schon bald ihren Höhepunkt erreicht haben, um dann zurückzugehen? Oder ist die Inflation gekommen, um zu bleiben?

Zumindest die amerikanischen Währungshüter bezeichnen die derzeitige Teuerung nicht mehr als nur "vorübergehend". Aus den letzten Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed geht vielmehr hervor, dass den Notenbankern die Inflationsentwicklung doch zunehmend Sorgen bereitet. Viele forderten eine straffere, sprich „hawkische“ Geldpolitik. Als „hawkisch“ gilt eine geldpolitische Haltung, wenn sie Zinserhöhungen favorisiert (engl. „hawk“ - Falken).

Die Federal Reserve entschied zunächst die als Konjunkturstütze in der Corona-Pandemie eingesetzten Wertpapierkäufe schneller abzuschmelzen. Das monatliche Abbautempo bei den Zukäufen wird ab Mitte Januar von zuletzt 15 Milliarden auf 30 Milliarden Dollar verdoppelt. Im März wäre dieses als Tapering bekannte Manöver dann bei gleichbleibender Geschwindigkeit abgeschlossen, womit der Boden für eine Zinserhöhung bereitet wäre.

Wie aus dem Ausblick der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hervorgeht, halten sie drei Zinsschritte nach oben in diesem Jahr für angebracht. Ende 2022 würde das Zinsniveau dann bei 0,9 Prozent liegen. 2023 könnte der Leitzins dann auf 1,6 Prozent und 2024 auf 2,1 Prozent steigen. Einstweilen beließen die Währungshüter den Leitzins aber in der Spanne von null bis 0,25 Prozent.

Drei Anhebungen bedeuten einen Anstieg um 0,75 Prozentpunkte - deutlich mehr als der Markt ursprünglich für dieses Jahr erwartet hatte. Die Finanzmärkte reagierten auf die Beschlüsse der Fed dennoch zuerst überwiegend positiv. Den Anlegern gefällt wohl, dass die Fed endlich gegen die Inflation vorgeht, die mittlerweile sehr weit über das Notenbank-Ziel von 2,0 Prozent hinausgeschossen ist. In ihrer nun aktualisierten Inflationsprognose geht die Fed davon aus, dass die Teuerungsrate auch 2022 mit 2,6 Prozent erhöht bleiben wird.

Unsere Einschätzung: Die gute Nachricht für Anleger ist, dass sich an der langfristigen Zinserwartung nichts verändert hat. Die Zinsen in den USA steigen zwar schneller, aber nicht höher als bislang erwartet. Somit ändert sich nur der Weg, das Ziel bleibt gleich. Die europäische EZB wird sich wohl ohnehin noch mehr als zwölf Monate Zeit lassen, bis sie den Leitzins zum ersten Mal anhebt. Das dürfte den Börsen Sicherheit geben. 

 

Aus dem Börse Express PDF von 02. Februar hier zum Download

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