WKÖ attackiert Regierung: Staat heizt Teuerung selbst an

Die Wirtschaftskammer Österreich geht scharf mit der Regierung ins Gericht. Präsident Harald Mahrer wirft dem Staat vor, durch massive Gebührenerhöhungen die Inflation selbst anzufeuern - während Österreich mit 4,0 Prozent doppelt so hohe Teuerungsraten wie die Eurozone verkraftet.
Mahrer spricht Klartext: Der öffentliche Sektor agiere als "staatliches Monster" und treibe die Preisspirale aktiv an. Seine Kritik kommt zur rechten Zeit - die September-Inflationsrate liegt bei 4,0 Prozent, während die Eurozone nur 2,2 Prozent verzeichnet.
Drastische Gebühren-Explosion belastet Bürger
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Führerschein-Kosten explodierten um 48,8 Prozent, Reisepass-Gebühren um 47,6 Prozent. Selbst die PKW-Anmeldung verteuerte sich um über 30 Prozent.
Mahrer prangert einen "Staat-Privat-Dominoeffekt" an. Wenn die öffentliche Hand Preise nach oben treibt, ziehen private Unternehmen zwangsläufig nach. Das Resultat? Eine hausgemachte Teuerungswelle, die Bürger und Betriebe gleichermaßen trifft.
Der WKÖ-Präsident bezeichnet den Staat als "aufgebläht" und "ineffizient". Statt als Inflationsbremse zu fungieren, befeuere die öffentliche Hand die Kostenspirale systematisch.
Energiekosten werden zum Standort-Killer
Besonders kritisch sieht die Wirtschaftskammer die hohen Energiepreise. Viele Energieversorger stehen mehrheitlich im Staatseigentum - ein direkter Interessenkonflikt zwischen Dividendenwünschen und Wettbewerbsfähigkeit.
Eine aktuelle WKÖ-Umfrage zeigt das Dilemma: Unternehmen können gestiegene Energiekosten oft nicht an Kunden weitergeben. Die Folge? Sinkende Erträge und gehemmte Investitionen.
"Wir haben höhere Arbeitskosten, höhere Energiekosten und dramatisch höhere Bürokratiekosten als unsere Konkurrenten", warnt Mahrer. Diese toxische Kombination treibe Investitionen ins Ausland.
Regierung kontert mit Milliarden-Paket
Die Bundesregierung wehrt sich gegen die scharfe Kritik. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) verweist auf das neue Konjunkturpaket über eine Milliarde Euro.
Kernmaßnahmen des Regierungs-Pakets:
* Investitionsfreibetrag verdoppelt sich von 10 auf 20 Prozent
* Bei ökologischen Investitionen sogar 22 Prozent
* "Industriestrom Bonus" für energieintensive Betriebe
* Standort-Fonds für Start-ups
Zusätzlich plant die Koalition ein "Kosten-runter-Paket" für Lebensmittel, Energie und Mieten. Die Bundeswettbewerbsbehörde soll gestärkt und eine Preisbeobachtungs-Datenbank eingerichtet werden.
Paradox: Ausländische Investoren bleiben optimistisch
Trotz aller Kritik zeigt die "EY Europe Attractiveness Survey 2025" ein überraschendes Bild: Ausländische Direktinvestitionen in Österreich stiegen 2024 um beachtliche 31 Prozent - mehr als in der Schweiz mit 25 Prozent.
Internationale Konzerne schätzen offenbar die grundsätzliche Stabilität des Standorts. Ein bemerkenswerter Kontrast zur pessimistischen Stimmung heimischer Unternehmer.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Regierung die strukturellen Probleme lösen kann. Die anstehende Herbstlohnrunde wird zur Belastungsprobe - sowohl für das Investitionsklima als auch für den sozialen Frieden.