Wirtschaftsverbände attackieren Bundesregierung: "Die Hütte brennt"
Die Bundesregierung steht unter Beschuss. Wirtschaftsverbände, Klimaexperten und Mittelstand werfen der Politik fehlenden Reformwillen vor. Der Vorwurf: Während die deutsche Wirtschaft stagniert, diskutiert Berlin noch über Lösungen.
Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, bringt es auf den Punkt: "Die Hütte brennt, aber die Berliner Feuerwehr diskutiert noch." Diese scharfe Kritik trifft den Kern der aktuellen Frustration.
Rezessionsgefahr: Deutschland droht das dritte schwache Jahr
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Führende Wirtschaftsinstitute prognostizieren für 2025 nur minimales Wachstum. Deutschland würde damit knapp an einem dritten Rezessionsjahr in Folge vorbeischrammen.
Professor Stefan Kooths vom Kiel-Institut warnt: Der Aufschwung droht zu verpuffen. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht das Problem in der fehlenden Wachstumsagenda der Regierung.
Die größten Kritikpunkte:
* Hohe Standortkosten bei maroder Infrastruktur
* Erodierender Industriesektor
* Steigende Sozialausgaben statt Investitionen
* Wettbewerbsunfähige Energiepreise
Klimapolitik spaltet: Reform schwächt Verbindlichkeit
Auch beim Klimaschutz hagelt es Kritik von allen Seiten. Die Reform des Klimaschutzgesetzes rückt von jährlichen Sektorzielen ab und fokussiert auf die Gesamtbilanz. Umweltverbände sehen darin eine gefährliche Aufweichung.
Besonders der Mittelstand leidet unter neuen EU-Nachhaltigkeitsregeln. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) belastet Unternehmen mit enormem Bürokratieaufwand. Ressourcen fließen in Berichtspflichten statt in echte Klimaschutzprojekte.
Das umstrittene Heizungsgesetz hat zusätzlich für massive Verunsicherung gesorgt. Die Debatte zeigt: Zwischen Klimaambitionen und praktischer Umsetzung klafft eine große Lücke.
Bürokratie-Dschungel bremst Investitionen aus
Der lauteste Vorwurf: überbordende Bürokratie. Unternehmen klagen über endlose Genehmigungsverfahren und eine Flut gesetzlicher Auflagen. Innovationen und Investitionen bleiben auf der Strecke.
Trotz Versprechungen spüren Betriebe kaum Erleichterungen. Mittelstandsvertreter kritisieren "halbherzige Korrekturen beim Lieferkettengesetz" und "nicht eingehaltene Versprechen bei der Stromsteuer".
Auch Europa frustriert: Das Scheitern der EU-Lieferkettenrichtlinie sorgt für fehlende Rechtssicherheit. Der BDI spricht von einer "verpassten Chance".
Strukturkrise statt Konjunkturdelle
Ökonomen sind sich einig: Deutschland steckt in einer Strukturkrise. Die Probleme sind nicht konjunkturell, sondern systemisch. Geopolitische Verschiebungen und der Wettbewerb mit USA und China verschärfen die Lage.
Die Regierung steht vor einem Dilemma: Wie lässt sich die Industrie dekarbonisieren, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu zerstören? Wie kann der Sozialstaat gesichert werden, während investitionsfreundliche Bedingungen entstehen?
Experten fordern:
* Klare Priorisierung zukunftsorientierter Ausgaben
* Massive Investitionen in Bildung und Digitalisierung
* Infrastruktur-Offensive statt Status-quo-Verwaltung
Haushaltsdebatte verschärft Konfliktlinien
Die kommenden Monate bringen keine Entspannung. Die Haushaltsverhandlungen werden den Konflikt zwischen notwendigen Investitionen und Schuldenbremse weiter anheizen.
Wirtschaftsverbände kündigen an, den Druck aufrechtzuerhalten. Ohne klare Reformstrategie droht Deutschland international weiter zurückzufallen. Die Warnung ist eindeutig: Kommt der Wandel nicht bald, wird aus der Strukturkrise eine Deindustrialisierung.








