Die Kurskapriolen rund um die Berichte der Financial Times haben der Aktie des innovativen Zahlungsdienstleisters Wirecard (WKN: 747206) ganz schön zugesetzt: Noch immer steht die Wirecard-Aktie gut 20 % unter dem Kurs vor Beginn der Vorwürfe rund um Geldwäsche und Scheinumsätze in Singapur (Stand: 29.04.2019).

An anderer Stelle habe ich schon ausgeführt, warum die Wirecard-Aktie jetzt ein interessanter Kauf sein könnte. Doch es könnte sich an dieser Stelle auch einmal lohnen, den Zahlungsdienstleister aus Aschheim mit zwei seiner größten Konkurrenten, namentlich Worldline (WKN: A116LR) und Adyen (WKN: A2JNF4), zu vergleichen. Los geht’s!

Die Geschäftsmodelle

Fangen wir mit Wirecard an: Das Unternehmen ermöglicht es Händlern, elektronische Zahlungen anzunehmen, verarbeitet diese und wickelt sie ab, hinzu kommen weitere Services wie zum Beispiel Risikomanagement und Datenanalyse. Partner von Wirecard haben zudem die Möglichkeit, gemeinsam mit den Aschheimern eigene Zahlungsinstrumente herauszugeben.

Das Geschäftsmodell des französischen Worldline-Konzerns unterscheidet sich etwas von dem Wirecards: Für Händler bietet Worldline nur die Annahme von Zahlungen an und nicht wie Wirecard auch die Abwicklung und die Ausgabe eigener Zahlungsmöglichkeiten. Dafür hilft Worldline auch anderen Unternehmen, zum Beispiel aus der Industrie, bei der Digitalisierung ihrer Prozesse.

Adyens Geschäftsmodell ähnelt dem von Wirecard recht stark: Über seine Plattform ermöglicht Adyen die Zahlungsannahme, -verarbeitung und -abwicklung sowie das Risikomanagement. Hierauf hat sich Adyen sehr stark spezialisiert, dafür bieten die Holländer nicht die Herausgabe eigener Zahlungsmöglichkeiten an.

Die etwas breiter aufgestellten Wirecard und Worldline gefallen mir hier besser als das stark spezialisierte Adyen. Daher erhalten Wirecard und Worldline hier je einen Punkt.

Die Unternehmenszahlen

In der folgenden Tabelle vergleiche ich die drei Unternehmen hinsichtlich ihres Umsatzwachstums der letzten fünf Jahre, der Profitabilität und der bilanziellen Stabilität:

Historische Umsatzwachstumsrate Operative Marge Eigenkapitalquote
Wirecard 33,2 % 27,8 % 32,8 %
Worldline 8,7 % 17,0 % 59,9 %
Adyen 77,1 % 15,8 % 31,3 %

Quelle: Jahresberichte der Unternehmen

Wie du siehst, sehen die Zahlen der drei Unternehmen sehr unterschiedlich aus, obwohl sie alle in etwa das gleiche Geschäftsmodell haben: Adyen ist in den letzten Jahren wie verrückt gewachsen, Wirecard überzeugt mit einer hervorragenden operativen Marge und Worldline hat sein Geschäft am solidesten finanziert.

Zu Adyens Wachstum muss man wissen, dass es sich zukünftig (glaubt man den Analystenmeinungen) etwas abschwächen wird – auf einem weiterhin sehr hohen Niveau natürlich. Da es Adyen mit weiterem Wachstum auch möglich sein sollte, höhere Nettomargen zu erzielen, geht der Punkt in dieser Kategorie an die Holländer.

Die Aktienbewertungen

Zum Start in die letzte Runde steht es also unentschieden, alle drei Unternehmen haben je einen Punkt. Es hängt nun also alles daran, wie die Aktien der Unternehmen am Markt bewertet werden.

Hier werde ich zwei Kennzahlen vergleichen: das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Price-Earnings-Growth-Ratio (PEG). Hier teilt man das KGV durch die erwartete Gewinnwachstumsrate. Das PEG ist eine gute Kennzahl für Unternehmen, die schnell wachsen – genau wie unsere drei Kandidaten.

KGV (2018) Gewinnwachstumsrate nächste drei Jahre PEG
Wirecard 48,0 36,2 % 1,3
Worldline 77,5 37,3 % 2,1
Adyen 160,2 43,9 % 3,6

Quelle: Jahresabschlüsse der Unternehmen, Marketscreener.com

Auch hier gibt es erstaunliche Unterschiede! Nicht zuletzt wegen der Kursverluste aus der Financial-Times-Affäre sieht die Bewertung von Wirecard im Moment echt attraktiv aus. Worldline ist bei ähnlichen erwarteten Wachstumsraten wesentlich teurer, und für eine Adyen-Aktie verlangt der Markt momentan ohnehin Mondpreise.

Zwar ist es möglich, dass Adyen die Analystenerwartungen in den nächsten Jahren deutlich übertrifft, was das PEG etwas senken würde. Doch auf Wirecards Niveau wird es wohl so schnell nicht fallen – daher geht der Punkt für die Aktienbewertung an die Aschheimer.

And the winner is …

Der Sieg in diesem Foolishen Wettkampf geht an Wirecard! Bei Adyen ist mir, trotz der hervorragenden erwarteten Wachstumsraten, die Aktienbewertung etwas zu hoch. Dasselbe gilt für Worldline – ich sehe keinen Grund, weshalb man die Aktie der Franzosen derart hoch bewerten sollte.

Bei der Wirecard-Aktie hingegen stimmt alles – das Unternehmen überzeugt vor allem mit seinem breiten Geschäftsmodell, bei dem Händler wirklich alles aus einer Hand bekommen, und mit der vergleichsweise günstigen Bewertung.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool empfiehlt Adyen.

Motley Fool Deutschland 2019