Österreichs Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr schlägt Alarm: Das Budget ist "fragil", die Inflation zu hoch und die Wirtschaft stagniert. Seine Warnung kommt zwei Tage vor der neuen Konjunkturprognose.

Stagnation statt Wachstum

Nach zwei Rezessionsjahren - der längsten Phase seit der Zweiten Republik - tritt die österreichische Wirtschaft auf der Stelle. Wifo-Chef Felbermayr bezeichnete 2025 als "Jahr der Stagnation" in der ORF-Sendung "Pressestunde".

Eine Erholung? Frühestens 2026 möglich, aber deutlich schwächer als früher. "Jede Zunahme der Arbeitslosigkeit alarmiert uns", warnte der Top-Ökonom. Die Konjunkturflaute erreicht jetzt den Arbeitsmarkt und verstärkt die Unsicherheit.

Die neue Prognose von Wifo und Institut für Höhere Studien wird am Dienstag keine großen Überraschungen bringen, kündigte Felbermayr an.

Inflation wird zum Standort-Problem

Während die Eurozone bei 2,2 Prozent Inflation liegt, kämpft Österreich mit 4,0 Prozent. Diese Differenz schadet der Wettbewerbsfähigkeit massiv.

"Was man aktuell am dringendsten braucht, ist eine niedrige Inflationsrate", betonte Felbermayr. Österreich müsse jahrelang unter dem Eurozone-Schnitt bleiben, um den Rückstand aufzuholen.

Als Preistreiber identifizierte er das Auslaufen der Strompreisbremse. Sein Vorschlag: Mehrwertsteuersenkung auf Grundnahrungsmittel - aber nur mit Garantien der Supermarktketten, dass die Ersparnisse an Kunden weitergegeben werden.

Budget-Warnung vor Frankreich-Szenario

Das Defizitziel von 4,5 Prozent sei "sehr knapp" erreichbar, die Lage aber "sehr fragil". Felbermayr sieht die Staatsverschuldung nicht ausreichend unter Kontrolle.

Seine düstere Prognose: "Mir macht Sorgen, dass wir auf den Märkten irgendwann so behandelt werden wie Frankreich." Höhere Zinsen auf Staatsanleihen wären die Folge.

Österreich sei "noch lange nicht gewappnet für eine neue Corona-Krise". Die jüngsten Pensionseinsparungen von 350 Millionen Euro reichen bei Weitem nicht aus.

Was jetzt passieren muss

Felbermayrs Botschaft ist eindeutig: Ohne strukturelle Reformen und Budgetdisziplin droht eine Phase der Stagnation. Die Regierung muss handeln, bevor die Märkte das Vertrauen verlieren.

Die Konjunkturprognose am Dienstag wird zeigen, wie ernst die Lage wirklich ist. Klar scheint: Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist vorbei.