Wiens Mieten explodieren: 20 Euro pro Quadratmeter erreicht

Die Mietpreise in Wien sind auf ein Rekordhoch geschossen. Im September stiegen die Angebotsmieten auf durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von neun Prozent binnen eines Jahres. Besonders dramatisch: Kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern kosten bereits über 21 Euro pro Quadratmeter.
Der Grund für die Preisexplosion ist ein dramatischer Angebotseinbruch. 2025 werden voraussichtlich nur 9.400 neue Wohnungen fertiggestellt – fast die Hälfte weniger als 2023. Gleichzeitig benötigt Wien jährlich mindestens 10.000 neue Einheiten.
Neubau bricht um 42 Prozent ein
Die Zahlen sind alarmierend: Im frei finanzierten Mietwohnungsbau entstehen 2025 nur noch 4.700 neue Wohnungen. Das entspricht einem Rückgang von 42 Prozent gegenüber 2023. Österreichweit erreichten die Baugenehmigungen 2024 mit 32.100 Wohnungen einen historischen Tiefstand.
Was treibt diesen Einbruch an? Die Baukosten stiegen zwischen 2010 und 2023 um fast 50 Prozent. Dazu kommen gestiegene Zinsen und strengere Kreditrichtlinien, die Finanzierungen erschweren. Branchenvertreter klagen zusätzlich über langwierige Genehmigungsverfahren.
Paradoxe Zinswende verschärft die Krise
Ausgerechnet die jüngste Zinswende der EZB macht die Situation noch schlimmer. Bauträger setzen jetzt verstärkt auf den Verkauf von Eigentumswohnungen statt auf Mietobjekte. Jede verkaufte Wohnung fehlt auf dem ohnehin angespannten Mietmarkt.
Die regionalen Unterschiede sind gewaltig: Selbst in ehemaligen Arbeiterbezirken wie Ottakring oder Margareten kletterten die Preise für kleine Einheiten über 20 Euro. Im ersten Bezirk werden sogar Spitzenpreise von über 30 Euro pro Quadratmeter erreicht.
Wiens Vorzeigemodell unter Druck
Wien galt lange als Musterbeispiel für leistbares Wohnen. Der starke soziale Wohnbau schützt noch immer große Teile der Bevölkerung. Doch die Krise am freien Markt bröckelt an diesem Fundament.
Die harten Fakten:
* Durchschnittliche Miete: 19,93 Euro/m² (+7,56 %)
* Kleine Wohnungen: 21,38 Euro/m²
* Österreichweite Miete inklusive Nebenkosten: erstmals über 10 Euro/m²
Experten warnen vor sozialer Sprengkraft. Während Eigentumsbesitzer von sinkenden Zinsen profitieren, werden Mieter zur Kasse gebeten. Die Politik reagierte mit einer Mietpreisbremse für bestimmte Segmente – deren Wirksamkeit bleibt jedoch umstritten.
Keine Besserung bis 2026
Die schlechte Nachricht: Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Bauprojekte haben lange Vorlaufzeiten, deshalb wird auch 2026 das Angebot knapp bleiben. Der Markt wandelt sich komplett zu einem Verkäufermarkt.
Erst ab 2027 könnte sich die Lage stabilisieren – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen für den Wohnbau verbessern sich grundlegend. Bis dahin müssen sich Wohnungssuchende auf harten Wettbewerb und weiter steigende Preise einstellen.